ENERGIE. Opec kann die Märkte nicht beruhigen. Heizöl und Sprit werden teurer.
BERLIN. Nach dem Euro ist auch der Ölpreis auf ein neues Allzeithoch geklettert. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) US-Leichtöl stieg in New York erstmals überhaupt zeitweise über 80 Dollar. Auch Opec-Öl erreichte mit Kursen wenig darunter neue Höchstnotierungen.
Marktbeobachter machen mehrere Gründe für die Preisexplosionen verantwortlich. Zum einen wird die Opec genannt. Die Organisation Erdöl exportierender Länder - sie steht für rund 40% der weltweiten Erdölförderung - hatte jüngst beschlossen, die Fördermenge täglich um eine halbe Million Barrel zu erhöhen. Das wurde jedoch an den Märkten als rein symbolische Geste bewertet. "Das ist nicht viel und eher eine kosmetische Maßnahme", sagte Barbara Meyer-Bukow, Sprecherin des Mineralölwirtschaftsverbandes.
Erhöhung der Förderquoten
Hinzu kommt, wie bei jeder Erhöhung der Förderquoten des Ölkartells: Schon zuvor haben viele Opec-Länder über ihren erlaubten Quoten gefördert. Damit aber ist fraglich, ob die Weltwirtschaft durch den jüngsten Beschluss tatsächlich mit mehr Öl versorgt wird. Angesichts der täglichen offiziellen Gesamtfördermenge der Opec von 25,8 Mio Barrel macht eine Erhöhung um 500 000 Barrel pro Tag ohnehin nicht mehr als 2% aus. Die Märkte hatten sich mehr erhofft. Damit erklärt sich, dass der Rohölpreis nach dem Opec-Beschluss nicht gefallen ist, sondern weiter steigt. Hinzu kommt, dass die Lagerbestände in den USA sehr niedrig sind. Laut US-Energieministerium sind die Vorräte in der vergangenen Woche stark zurückgegangen. Zugleich bleibt die Nachfrage nach Öl hoch.
In den Industriestaaten wächst damit die Sorge, dass nach der Finanzkrise eine weitere schwere Belastung auf die Weltwirtschaft zukommt. Gesprochen wird schon über Preise von 85 bis 95 Dollar je Barrel. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin hält für den Winter eine Zielmarke von 85 Dollar je Barrel für realistisch.
Das hat auch Auswirkungen auf die Sprit- und Heizölpreise. Letztere bewegen sich mit Kursen um die 64 E je 100 Liter bei Abnahme von 3000 Litern schon auf einem Jahreshoch, wie der Hamburger Erdölinformationsdienst (EID) berichtet. Die Benzinpreise wiederum sind in der vergangenen Woche um knapp einen Cent gestiegen, meldet der ADAC. Den Autofahrern kommt derzeit immerhin der starke Euro zugute, welcher sich dämpfend auf die Entwicklung der Benzinpreise im Euroraum auswirkt.
Dass die Benzinpreise weiter deutlich steigen werden, hält der ADAC zwar für wenig wahrscheinlich, weil die hohen Ölpreise an den Zapfsäulen schon "eingepreist" seien, sagte ein Sprecher des Automobilclubs. Doch der Durchschnittspreis für einen Liter Diesel lag gestern schon bei 1,20 E. Für einen Liter Superbenzin müssen die Autofahrer derzeit rund 1,37 E zahlen. Das sind 3 Cent mehr als im August - aber immerhin noch 6 Cent weniger als der Jahreshöchststand im Mai. (NRZ)