METALLE. Handelsunternehmen RMM profitiert vom riesigen Bedarf. Die hohen Preise locken aber auch Diebe und Spekulanten.

AN RHEIN UND RUHR. Der wachsende Rohstoffbedarf und die weltweit drastisch gestiegenen Metallpreise treiben auch hierzulande neue Blüten: Nicht allein, dass sich örtliche Schrotthändler wieder über gute Geschäfte freuen. Metalle aller Art ziehen Diebe magnetisch an. "Die schrecken vor nichts mehr zurück", sagt Frank Scheulen, Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA) in NRW. Hintergrund ist der Rohstoffhunger vor allem von China, Indien und Russland. So habe sich der Preis für Kupfer binnen 5 Jahren vervierfacht, weiß Hans-Joachim Döring, Geschäftsführender Gesellschafter der RMM Metallhandel GmbH. Der Mülheimer Unternehmer klagt zum Beispiel darüber, dass es dreiste Metalldiebe sogar auf ganze Lkw abgesehen haben. Erst am Montag seien zwischen Österreich und der Slowakei 2 Laster mit von RMM gehandelten Kupferladungen von insgesamt 50 Tonnen verschwunden.
Auch in Nordhein-Westfalen nimmt die Zahl der Metalldiebstähle drastisch zu. Dem LKA sind 454 Fälle aus 2007 bekannt. 2006 waren es rund 300, in den beiden Jahren davor nur etwa 40. In den Zahlen seien Diebstähle bei der massiv betroffenen Bahn AG gar nicht enthalten, weil die unter die Zuständigkeit der Bundespolizei fallen, so LKA-Sprecher Scheulen. "Grundsätzlich beobachten wir diese Deliktform seit einigen Jahren mit sehr stark steigender Tendenz."
Da ist der 70-jährige Rentner, der Vasen, Schalen und Leuchten aus Kupfer, Bronze und Zink von Gräbern auf einem Friedhof in Düsseldorf stahl, nur ein kleines Licht. Mitte 2007 verdunkelten Diebe die Beleuchtung der Hochöfen im Duisburger Landschaftspark, als sie nächtens 4 Kilometer Stromkabel der Lichtinstallation kappten und klauten. Wiederum in Düsseldorf räumten offenbar organisierte Banden Kinderspielplätze leer, indem sie dort Geräte wie etwa Rutschen aus Edelstahl demontierten. Und an der A1 bei Münster sägten Unbekannte gleich ein 85 Meter langes Geländer aus einer Betonfassung.
Umsatz legt auf eine Milliarde Euro zu
Um die Lkw-Transporte mit von ihm gehandelten Metallen vor Dieben oder gar Räubern zu sichern, seien bald womöglich Eskorten nötig, meint RMM-Gründer Döring. "Das wird kommen." Ansonsten können Döring und RMM-Geschäftsführer Michael Voss dem Rohstoff-Fieber vor allem positive Seiten abgewinnen. So werde der Umsatz der Firma mit etwa 30 Mitarbeitern in diesem Jahr auf 1 Mrd E steigen, nach 800 Mio E 2007. RMM handelt mit Nichteisen-Metallen und hat dabei Geschäftspartner in mehr als 30 Ländern. Bis zu 90% der gehandelten Metalle macht dabei das Kupfer aus. Knapp 40 000 Tonnen werde RMM in diesem Jahr handeln, sagt Döring. Es hätte noch mehr sein können. Die verfügbare Menge sei aber bereits jetzt "voll ausverkauft". Auf der Metallmesse "Wire" in Düsseldorf Anfang des Monats war der komplett in Kupfer ausgeschlagene RMM-Stand, den der Bochumer Architekt Karl Gehse entworfen hatte, ein echter Besuchermagnet.
Döring und Voss müssen aber beobachten, dass nicht mehr allein Angebot und Nachfrage den Preis diktieren. Die Marktentwicklung hat Spekulanten angelockt, die auf die schnelle Rendite aus sind. Kapitalstarke Hedge-Fonds jonglieren dabei mit immensen Summen und suchen so die Märkte zu manipulieren. "Die kaufen Mengen an einem Tag, die in Deutschland in 3 oder 4 Jahren nicht verkauft werden", so Döring. Weil Rohstoffe angesichts der weltweiten Kreditkrise vielen Anlegern als sicherer Hafen gelten, legen auch Banken zunehmend Kapitalprodukte in diesem Umfeld auf.
Die Folge seien extreme Preisschwankungen. So könne der Kupferpreis, der bereits nahe der 9000-Dollar-Marke für die Tonne liegt, an einem Tag um 250 Dollar nach oben oder unten pendeln, weiß Döring. In der Tendenz erwartet er aber für die kommenden 2 Jahrzehnte weiter steigende Preise.
Um sich breiter aufzustellen, ist RMM eine Kooperation mit den österreichischen Montanwerken Brixlegg eingegangen. In der Slowakei fertigen die beiden Unternehmen gemeinsam Kupfergießwalzdraht. Zudem erwägen die Mülheimer auch, "uns an einer Mine zu beteiligen", sagt Döring.
Und auch vor Metalldieben weiß die Firma sich zu schützen. Die Kupferhütte in der Slowakei sei rundum mit Stacheldraht, Kameras und bewaffneten Wächtern gesichert. "Das ist fast wie in Fort Knox", sagt Voss. (NRZ)