Wesel. Das war ein Paukenschlag für alle, die das Einlaufen der Wahlergebnisse im Ratssaal verfolgten. Denn immer mehr zeichnete sich ab, dass Ulrike Westkamp mit überwältigender Mehrheit Bürgermeisterin von Wesel bleibt. 52,46 Prozent lautete am Ende das Ergebnis.

Für dieses Resultat wurde die Sozialdemokratin lautstark beklatscht wurde, als sie um kurz vor 20 Uhr mit ihrem Ehemann Helmut ins Rathaus kam. Die lange Schar der Gratulanten wollte gar nicht mehr enden. Es gab Umarmungen und Küsschen, Blumen und kleine Geschenke und vor allem gute Wünsche für die nächsten sechs Jahre, für die die 49-jährige gestern als Verwaltungschefin gewählt wurde.

„Deutlich spürbare Niederlage”

Während Westkamp bereits mit Familie, Freunden und Parteikollegen im Ratskeller feierte, herrschte bei den Christdemokraten im Kolpinghaus gedrückte Stimmung. Weder die Fraktionsspitze noch Westkamps Kontrahent Ralf Hörsken, der 39,98 Prozent der Stimmen holte, kamen in den Ratsaal, die Union war an diesem Abend in der Öffentlichkeit ein Totalausfall. Erst um kurz vor 21.30 Uhr ging es kurz auf Stippvisite zur Gratulation in den Ratskeller.

Die Enttäuschung ist groß, wie CDU-Stadtverbandsvorsitzender Dr. Heinzgerd Schott im telefonischen Gespräch mit der NRZ sagte. „Wir haben eine deutlich spürbare Niederlage erlitten. Dabei haben wir versucht, sachlich alles zu geben.” Hörsken sei ein hervorragender Kandidat, doch so schnell könne er noch keine Analyse geben. Die hatte der ebenfalls enttäuschte Herausforderer Hörsken eine Viertelstunde später schon. Schließlich sei er als vollkommen unbekannter Kandidat gegen eine in der Stadt bekannte Bürgermeisterin angetreten, also in einer sehr schwierigen Situation. Dennoch habe er sich eindeutig mehr versprochen.

„Das Doppelpack gewinnt”

Niedergeschlagenheit auf der einen, Freude auf der anderen Seite. „So hatten wir das auch eingeplant”, sagte Hovest via Mikrofon und hatte zuvor am Rande mit Blick auf Kritik, Westkamp gebe es nur zusammen mit Hovest, gefeixt: „Das Doppelpack gewinnt.” Meckern und Unfrieden zahle sich nicht aus, das sei die deutliche Botschaft, die das Wahlergebnis zutage gebracht habe.

Auch Westkamp sprach zu den Politikern und zu den Bürgern. Sie sei überwältigt. Das Ergebnis sei für sie Ansporn, sich in den nächsten sechs Jahren mit aller Kraft für Wesel einzusetzen. Sie wolle mit allen Parteien und Gruppierungen wichtige Ergebnisse erzielen, und – auch wenn ihr das zuletzt vorgeworfen war – moderieren. Denn dass sie damit richtig liege, beweise das Wahlergebnis.

Noch am Nachmittag hatte die Weselerin ihre 103 Jahre alte Großmutter im Altenheim besucht, vielleicht um ein wenig Ruhe vor der Entscheidung am Abend zu finden. Schließlich hing davon einiges ab. Doch Ehemann Helmut wusste offenbar genau, was nach Schließung der Wahllokale passieren würde. Denn er habe keine Antwort auf die Frage, warum man eine gute Bürgermeisterin abwählen solle und seiner Frau gesagt: „Du wirst sehr gut gewinnen.” Er war sich derart sicher, dass er auf den hohen Wahlsieg gewettet hat. „Um wieviel, das sag' ich Ihnen aber jetzt nicht”, murmelte er schmunzelnd und griff wieder zum Fotoapparat. Genau wie vor fünf Jahren wurde auch der gestrige Wahlsonntag detailliert von ihm dokumentiert. Und so gibt es Fotoalbum Nummer zwei, das an den Erfolg seiner Frau erinnern wird.