Passend zur fünften Jahreszeit veröffentlicht die Stadt einen Band mit humorigen Kleinoden in Text und Bild zu 50 Jahren Weseler Entwicklung.
Orden schmücken nicht nur, sie können sogar erzählen. Zum Beispiel Wesels Stadtgeschichte nach dem Kriege. Seit 50 Jahren gibt es den im Karneval verliehenen Stadtorden – Jahr für Jahr in anderer Form und mit einem anderen Motiv zu jeweils aktuellen Anlässen. Meist gab es zu seiner Verleihung auch ein Gedicht. Seit gestern kann man die von den Stadtorden humorvoll gezeichnete Geschichte der Stadt in Text und Bild nachvollziehen: in einem frisch aufgelegten, 104 Seiten starken Bändchen, das seinerseits ordenswürdig ist.
Kurt Kräcker machte den Anfang
Bürgermeister Kurt Kräcker wollte den Orden verleihenden Narren gerne etwas zurückgeben und orderte die ersten, thematisch noch neutralen Stadtorden bei einer Emaillieranstalt. In Walter Hornemann fand er einen Dichter, der sich und anderen den passenden Reim darauf machte. Nach zwei Jahren erhielt der Stadtorden durch Gerhard Rettinghaus, der als Buchbindermeister und Grafiker für die Stadt tätig war, seine eigene Note: Ein Känguruh gesellte sich zu den Wappen-Wieseln, dazu der irgendwie richtungweisende Spruch „Große Sprünge mit leerem Beutel”.
Seither erzählen die farbenfrohen Orden Geschichten aus der Geschichte der Stadt. Von der ersten Satelliten-Verbindung zur Schwesterstadt Hagerstown über die Fußgängerzone und den neuen Turmhelm für den Willibrordi-Dom vor 30 Jahren (Foto) bis hin zum Kampf der Radler um die (Deich-)Krone. Auch an „Moby Dick”, den weißen Wal, wird erinnert. „Ich weiß noch, wie wir als Schulkinder zum Rhein gelaufen sind und ihn gesucht haben”, so Bürgermeisterin Ulrike Westkamp bei der Vorstellung des neuen Bandes. 1967 war das Tier als „Karnewal” Ordensmotiv. Der 50 000. Bürger, der Esel von Wesel oder das Nachtfahrverbot mit der „verkehrsberuhigten Vesalia” waren weitere der Themen, die mitunter durchaus einen bitteren Beigeschmack hatten. So, als der Turm des früheren Rathauses gesprengt wurde. „Wej häwwe et jo” („Wir haben es ja”) lautete die Aufschrift.
Heinrich Reginald Anschütz setzt die Tradition fort
Als Rettinghaus in den Ruhestand ging, übernahm Heinrich Reginald Anschütz die städtische „Ordenskreation” – die gereimten Begleittexte, die es nicht in jedem Jahr gab, eingeschlossen. Zwischenzeitlich hatte Volker Haubitz dafür als Bürgermeister selbst zur Feder gegriffen. Uli Weber war ein weiterer Autor.
Der von der Verbands-Sparkasse mitfinanzierte Band mit allen Orden, die im Original teils im Stadtarchiv, teils privat aufbewahrt werden, ist für fünf Euro beim Verkehrsverein am Großen Markt zu haben. Das erste Exemplar erhielt das Prinzenpaar.