WIRTSCHAFT. Das Hotel Voshövel folgt einem Trend: Im "Confideum" kann man sich trauen oder taufähnlich aufnehmen lassen.
SCHERMBECK. Das klassische Standesamt ist zu nüchtern. Der Bund fürs Leben braucht was Rauschendes, einen ganz besonderen Knaller, finden viele. Und sie meinen auch: Es muss nicht immer Kirche sein. Der Trend zum Event greift auch hier um sich. Werner Klump, Inhaber des Landhotels Voshövel, hat sich da was einfallen lassen: Im Garten hinter dem Hotel entsteht ein spirituelles Gebäude, das den Namen "Confideum" tragen soll. Standesamtliche Trauungen sowie Hochzeitsfeiern mit freien Theologen können ab sofort gebucht werden.
Klump reagiert auf den Bedarf: Vermehrt hätten sich in jüngerer Zeit Paare nach Möglichkeiten einer nichtkirchlichen Trauung erkundigt, sagt er. Freiberuflich arbeitende, keiner Amtskirche verpflichtete Theologen stehen für gleichwohl feierliche Zeremonien bereit. Die Stützpfeiler des maximal 50 Personen fassenden, 45 Quadratmeter großen Gebäudes stehen bereits, die erste Trauung soll am 8. August stattfinden.
Fast überall ist Standesamt
Wer heiraten will, für den ist das Standesamt weiterhin Pflicht. Es kann aber mittlerweile fast überall sein: in Schlössern und Burgen wie in Ringenberg oder Anholt, im Weseler Preußen-Museum oder sogar auf einem Leuchtturm. Mit der Idee eines dezentralen Standesamtes ist Klump in Schermbeck vor zehn Jahren noch auf taube Ohren gestoßen. Aber die Zeiten haben sich geändert.
Kirchliche Trauungen wird es am Voshövel nicht geben. Ein solcher Konflikt hat gerade in Gartrop eine Vereinbarung zwischen Schlossbesitzer und evangelischer Kirche hinfällig werden lassen, die eine Verbindung von kirchlicher und weltlicher Nutzung der Kapelle für unvereinbar hält. Am Landhotel sind Modenschauen, Ausstellungen oder Meditationen vorgesehen.
Und ein weiteres Alternativangebot zur Kirche: taufähnliche Aufnahmen von Kindern in die Familie, so genannte Willkommensfeiern. Eine Konkurrenz zu den kirchlichen Einrichtungen sieht Klump trotzdem nicht. Um nicht den hörbaren Anschein einer Kirche zu erwecken, bleibt das Türmchen des "Confideum" ohne Glocke.
Zur Vermarktung des Trauhauses hat Werner Klump fünf Wirtschaftsstudentinnen und Studenten aus der Bocholter Abteilung der Fachhochschule Gelsenkirchen engagiert. Ein persönlicher Kontakt zur betreuenden Professorin Dr. Silke Landgrebe machte das möglich.
Ungewollte gedankliche Verbindungen vermeiden
Die Studenten im vierten Semester mit dem Studienschwerpunkt Tourismus, darunter mit Daniel Meyer (Hünxe) und Niels Thiemann (Drevenack) zwei junge Leute aus der Voshöveler Nachbarschaft, begutachteten in zweimonatiger Arbeit Standortmerkmale des Landhotels und verglichen ähnliche Angebote anderer Häuser. Sie waren um so genannte Alleinstellungsmerkmale bemüht und wollten Assoziationen mit Trauer, aber auch Traumhaus vermeiden. Das Projekt mit Praxisbezug sei für ihre Ausbildung von Nutzen, so die Professorin. (sts)Was den Namen anbelangt, wurden auch englische und plattdeutsche Varianten diskutiert. Schließlich entschied man sich für "Confideum", abgeleitet vom lateinischen Verb confidere, was vertrauen bedeutet. Auch deus = Gott steckt darin. "Allein den Begriff zu erklären, macht schon Spaß", meint Klump.