Wesel/Am Niederrhein. . Sie sind wieder da, die arktischen Wintergäste. Viele werden sie schon gehört haben, wenn sie abends laut schnatternd in ihre Übernachtungsquartiere fliegen. Herzlich willkommen, sagen die einen, während andere Schäden an ihren Äckern fürchten.

Noch sind sie sehr scheu und meiden die Menschen. Tag für Tag werden es mehr: Blässgans, Kanadagans, Nilgans und andere arktische Arten treffen in Scharen ein. Sie haben ihre bitterkalte Heimat Russland, Grönland, Skandinavien und Sibirien verlassen, um den milden Winter am Niederrhein zu verbringen und sich Kraft anzufuttern.

Sie kommen immer zeitiger

Und sie kommen immer zeitiger: „Früher waren die Gänse von November bis Februar hier. Heute treffen die ersten bereits im September ein und die letzten ziehen im April ab“, sagt Hans Glader von der Biologischen Station des Kreises Wesel. Warum das so ist, sei derzeit noch unklar, denn durch den Klimawandel müsste es in ihren Brutgebieten eigentlich länger Nahrung für sie geben als früher. Bis zu 200 000 Tiere zählen die Naturschützer im Winter. Klingt nach viel, doch in den Niederlanden sind es in der Regel rund drei Millionen, auch Belgien ist ein beliebtes Ziel der Vögel.

Keine Angst vor Joggern

Den Gänsen folgen in der Regel Touristen mit Ferngläsern: Zahlreiche Menschen sind von den wilden Vögeln fasziniert, die den Himmel bevölkern und weithin zu hören sind. Offenbar haben sie sich viel zu erzählen, „es sind sehr kommunikative Tiere“, sagt Glader.

Führungen von November bis Februar

Wissenswertes über Wildgänse steht im Netz: www.wildgaense-niederrhein.de

Führungen beginnen am 22. November, 10 Uhr. Weitere Termine: 29. November, 10., 17., 31. Januar, 7. Februar. Erwachsene zahlen fünf Euro, Kinder bis 14 Jahren 2,50 Euro, geschlossene Gruppen sind mit 120 Euro dabei.

Kontakt: Biologische Station, Freybergweg 9, 46483 Wesel, www.biostation-wesel.de, Email: info@bskw.de, 0281 9 62 52 0

Wer sie auf eigene Faust beobachten will, sollte gerade am Anfang der Saison besonders behutsam vorgehen. Auf ihrem Tausende Kilometer langen Weg werden die Vögel bejagt und sind daher auf der Hut. „Sie sind intelligent“, erläutert Hans Glader, „im späteren Winter haben sie gemerkt, dass ihnen bei uns keine Gefahr droht.“ Dann kann man schon mal beobachten, wie sie gelassen sitzen bleiben, wenn ein Jogger sich nähert.

Am besten lassen sich die Wildgänse aus dem Auto heraus beobachten, das die Vögel offenbar nicht als Gefahr wahrnehmen. Steigen die Vogelgucker aus, fühlen sich die Tiere bedroht. „Es gibt fast keine andere Stelle in Europa, wo man so gut Wildgänse beobachten kann wie bei uns am Niederrhein“, sagt Hans Glader. Als gute Stellen dafür nennt er die Bislicher Rheinauen, Flüren und die Bislicher Insel.

Wildgänse benötigen all die Energie, die sie sich auf den Weiden anfressen, um im Frühjahr zurück zu ihren Brutgebieten zu fliegen und dort zu nisten. „Sie müssen dann rund vier Wochen vom Kapital zehren“, sagt Glader – in dieser Zeit gibt es kein Futter, weil der harte Winter diese Regionen noch fest im Griff hat. Deshalb ist es wichtig, die Vögel hier nicht zu stören. Zwar ist es ein imposanter Anblick, wenn ein ganzer Schwarm startet. „Das kostet aber viel Energie“, so Glader. Besser den nötigen Abstand halten und die Tiere nicht aufregen.

Geld für die Region

Naturfreunde können die Gänse aber auch unter fachkundiger Anleitung beobachten, das Naturschutzzentrum bietet Fahrten in die Gänsegebiete an (s. Box). „Viele machen einen ganzen Tagesausflug daraus. Sie beobachten die Vögel und kehren anschließend ein.“ Das sei ein guter Weg, damit durch den Gänsetourismus auch ein wenigGeld in der Region bleibt.