Hamminkeln. . Umweltminister Johannes Remmel kam nach Hamminkeln und zeichnete zwanzig Menschen aus der Region aus, die vor zwanzig Jahren die ersten waren, die Obstbäume anpflanzten. Naturtschutzbund (NABU) und die Firma van Nahmen haben mit ihnen und vielen anderen eine Erfolgsgeschichte daraus gemacht.

Dr. Peter van Nahmen, Obstsafthersteller aus Hamminkeln, fand überraschend einen neuen Kollegen: Johannes Remmel, Umweltminister in Düsseldorf, berichtete beim Besuch der Firma am Donnerstag von seinem Versuch, im Siegerland als Apfelsaftkelterer zu starten - in der Waschküche seiner Eltern. Der allerdings scheiterte, und so wurde er halt Minister, feierte mit den van Nahmens, zahlreichen Streuobstwiesen-Besitzern und anderen Gästen einen zwanzigsten Geburtstag.

Vor zwei Jahrzehnten nämlich holte der Naturschutzbund (NABU) Rainer van Nahmen mit ins Boot, verteilte etwa 600 bis 800 Hochstammgewächse und machte 20 Menschen in der Region zu den ersten Streuobstwiesen-Besitzern, die sich vertraglich verpflichteten, ihre Äpfel in reifem, aber nicht fauligen Zustand gegen einen Aufpreis an die Kelterei zu liefern. Heute sind es rund 200 Lieferanten am Niederrhein und im Münsterland und weit über 10 000 Bäume. Acht bis zehn Jahre dauert es, bis an ihnen der erste Apfel wächst, nach 25 Jahren stehen sie „voll im Ertrag“. Lokale und regionale Initiativen, aber auch Firmen unterstützen das Projekt.

Wunderbare Werbung

„Obstsammler und Safttrinker“ begrüßte Bürgermeister Holger Schlierf unter anderen, und Landrat Dr. Ansgar Müller hieß die „Freunde der schönen Säfte“ willkommen. Wann habe es jemals eine Feier wie die gestrige gegeben, bei der eine Aufpreis-Aktion bejubelt werde, fragte Schlierf launig, der in dem Projekt auch eine „wunderbare Werbung für unsere Stadt“ sieht. Beide hoben die Bedeutung für den Erhalt der bäuerlichen Kulturlandschaft hervor.

Die Anzahl der in Deutschland angebauten Apfelsorten ist stark geschrumpft. Die alten Sorten wie die Rote Sternrenette „wiederzubeleben“ hat mehrere positive Aspekte. Sie seien gesünder, sagte Rainer van Nahmen. Der Minister fügte hinzu, dass ihr Erbgut zur Entwicklung neuer, umweltfreundlicher Sorten genutzt werden könne. Er sprach insbesondere den Artenschutz an. Während immer mehr Tier- und Pflanzenarten verschwinden, bieten die Obstwiesen und -weiden Lebensraum für mehr als 3000 Arten. Die hier praktizierte Verbindung von Ökologie und Ökonomie sei beispielhaft für viele andere Regionen. Der Minister ist selbst van-Nahmen-Saft-Trinker. Einen Werbespruch hatte er auch gleich parat: „A bottle a day keeps the hospital away“.

Es gibt Handlungsbedarf

Franz-Wilhelm Ingenhorst, für den NABU Mitbegründer des Projekts, zeigte Probleme auf. So fehlt es unter den Obstbäumen am „gesunden Mittelalter“ (30 bis 60 Jahre). Es gebe ein „erhebliches Beratungsdefizit“ unter den Streuobstwiesen-Besitzern. Musterobstwiesen mit Unterstützung von Kreis und Land seien wichtig, außerdem Schnittkurse, faire Preise für die Obstlieferanten und intensive Öffentlichkeitsarbeit, um Verbraucher zu gewinnen.