Wesel. . Es ist manchmal schon abenteuerlich, was die Menschen alles in den Gelben Sack stecken. Wer am Sortierband der Firma Landers steht, kann das hautnah mit ansehen. 30000 Tonnen können hier jährlich sortiert werden - ein kleiner Einblick.
Wird in Wesel der Gelbe Sack abgeholt, fährt die Firma Landers mit ihren Wagen vor. Ratzfatz, schon sind die durchsichtigen dünnen Tüten mit den Verpackungen von zwei Wochen im Schlund des Fahrzeugs verschwunden. Und wo landen sie? In der Sortieranlage des Unternehmens, das auf dem großen Gelände an der Straße „Am Lippeglacis“ die Niederrheinische Wertstoff-Rückgewinnungs-Gesellschaft betreibt, jedenfalls nicht.
2200 Tonnen kommen jährlich im Schnitt in der Kreisstadt an Wertstoffen für den Gelben Sack zusammen, doch sie werden woanders sortiert. Deshalb fahren die Wagen zur Firma Schönmakers nach Hünxe, wo die Fracht umgeladen und an ihren Bestimmungsort gebracht wird. Von den Umladestellen wiederum kommt Material in die Weseler Sortieranlage, so zum Beispiel aus Duisburg und Essen, wie Firmenchef Burkhard Landers im Gespräch mit der NRZ berichtet. Der Radius, in dem man sich bewege, sei nicht größer als 40 Kilometer und dem Wettbewerb geschuldet. Die Verträge kommen über das Duale System Deutschland zustande, wobei die zur Sortierung für ein Jahr abgeschlossen werden, die zur Abholung für drei Jahre. Danach geht die Verteilung von Neuem los, wobei auch hier alles eine Frage des Preises ist.
Scanner und Magneten
Ganz zu Anfang, als der Gelbe Sack vor gut 20 Jahren eingeführt wurde, schaute die NRZ schon einmal in der Sortierung vorbei, jetzt war sie wieder da. Denn es hat sich seither enorm viel getan. Wurde damals ausschließlich per Hand sortiert, geht nun erst einmal alles in die automatische Vorsortierung. Waren es anfangs noch Kartoffelsortiermaschinen, die zum Einsatz kamen, sind es jetzt hochsensible Scanner, die über Optik und Lichtbrechung sogar unterschiedliche Kunststoffarten erkennen. Die kleinen Aluteile wie Verschlüsse, Kaffeekapseln, Tierfutterdeckel und Blister von Tabletten werden ausschließlich technisch aussortiert, weil sie kaum zu packen sind. Kronkorken fischt ein Magnet vorher ab.
Man sollte nicht geruchsempfindlich sein, wenn man den Weg der vielen Verpackungen von der Abladestelle bis zum festen Bündel für die Wiederverwertung verfolgt. Denn hier müffelt es ordentlich. Die Lieferung, die in der Halle liegt, stammt aus Tonnen und nicht aus Säcken, was gleichzeitig Abstriche bei der Qualität bedeutet, sagt Landers. Mit der Baggerschaufel geht’s mit dem Verpackungsmüll aufs Band, wo die erste Vorsortierung läuft. Das lange braune Band eines Videos spannt sich über die gesamte Anlage, so lange, bis es zu einem Schaden kommt oder es reißt. „Das haben wir immer wieder“, beklagt Burkhard Landers, der vieles in den so genannten Wertstoffen entdeckt, was nun wirklich nicht über das Duale System gesammelt werden soll. Da wird der gelbe Sack zur Wundertüte. Und so türmen sich auf einem Haufen Stahlschüsseln und -töpfe. Einer offenbart noch seinen Inhalt: Spaghetti.
Was reingehört und was nicht
Dabei ist die Regel eigentlich ganz einfach: In den gelben Sack oder die Tonne gehören alle Verpackungen außer Papier und Glas. Papier landet dennoch immer wieder drin, weil die Menschen nicht unterscheiden können. Während ein Saftbehälter hier richtig aufgehoben ist, ist es der normale Pappkarton nicht. Der kann beispielsweise Eis am Stiel umschließen, das noch mal extra verpackt ist, und ist beim Altpapier gut aufgehoben. Der Karton, in dem zum Beispiel Fischstäbchen stecken, gehört in den Gelben Sack, weil er eine spezielle, nicht wasserlösliche Beschichtung hat. „Aber das versteht doch keiner“, zeigt Landers ein gewisses Verständnis für die Fehlwürfe und scherzt: „Der Bürger hat die Entscheidung darüber, ob er eine Wertstofftonne braucht, längst getroffen.“ Für die meisten ist der Gelbe Sack die Möglichkeit, Wertstoffe loszuwerden, wie mancher aussortierte Berg bei Landers zeigt, etwa Kabel.
Die Sortieranlage verkraftet im Jahr 30 000 Tonnen und ist mal mehr, mal weniger ausgelastet - momentan mehr, denn die 22 Mitarbeiter arbeiten rund um die Uhr in drei Schichten. Am Ende der Sortierung stehen große Ballen mit unterschiedlichem Material, dicht zusammengepresst für den Weitertransport mit dem Lkw in die Wiederverwertung.