Wesel. . Die Kleingärtner der Anlage Am Tannenhäuschen in Wesel feiern heute groß. In einem halben Jahrhundert hat sich einiges verändert, aber der Erholungswert der Natur blieb.

Es muss nicht immer Fernsehen sein. Nun gut, während der Weltmeisterschaft schon, aber sonst weiß Terry Albrecht, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt, was Besseres: sein Kleingarten. Der 52-Jährige ist einer von 42, die ähnlich denken wie er. Die ihr „grünes Reich“ lieben und schätzen, hegen und pflegen. Heute feiern sie und viele Gäste gemeinsam, denn ihre Anlage „Am Tannenhäuschen“ mit den vielen kleinen Gärten hat 50. Geburtstag.

Terry Albrecht ist ihr Vorsitzender. 1992 ist der Amerikaner nach Wesel gekommen, 2006 dem Kleingärtnerverein beigetreten. „Abschalten, ausruhen“ könne er prima auf seinen gut 300 Quadratmetern, wenn die Tagesarbeit als Eisenflechter getan ist. Und keiner störe ihn in seinem Idyll mit dem Mini-Teich und dem Gartentor, das auf der einen Seite die amerikanische, auf der anderen die deutsche Fahne zeigt.

Ein Genuss

Auch nach 50 Jahren nutzen die Kleingärtner ihre Parzellen vielfach noch, um Gemüse anzubauen. Gartenarbeit als Ausgleich ist generell zunehmend beliebt. Gerhard Gentek, mit 43 Jahren fast Gründungsmitglied, ist Jahr für Jahr aufs Neue begeistert, wenn im Frühling alles wieder grünt und blüht. „Man genießt das richtig“, sagt der 77-Jährige.

Programm ab 14 Uhr

Speis und Trank (Gegrilltes, Kaffee und Kuchen) gibt es natürlich beim heutigen Geburtstagsfest in der Kleingartenanlage Am Tannenhäuschen, das um 14 Uhr beginnt. Außerdem Eisstände, eine Tombola und eine Schnitzeljagd für Kinder. Der Weseler Shanty-Chor tritt auf, und bei Live-Musik kann auch getanzt werden.

Geehrt werden zwei Gründungsmitglieder: Gabriele Chytry und Karin Wiedenhöft. Der Vorsitzende des Landesverbandes wird ebenso dabei sein wie Wesels Bürgermeisterin.

Georg Kloster, der in der Nähe wohnt, findet es praktisch, schnell „von der Straße in der Natur“ zu sein. Der 60-Jährige zählt zu den Siemensianern, die hier quasi traditionell „beheimatet“ sind. Mehr geworden sind im Laufe der Zeit Gartennutzer mit ausländischer Herkunft. Italien, Polen, die Türkei, Brasilien sind vertreten. „Wir haben sogar zwei Thailänderinnen“, sagt Gerhard Gentek, der lange Jahre Gerry Albrechts Vorgänger war und heute Ehrenvorsitzender ist. Seine beiden Kinder sind im Kleingarten groß geworden.

Wenn er zurück denkt an die Anfänge der 1964 gegründeten Anlage, erinnert ihn das an ganz andere Zeiten. Auf der Eisenbahnstrecke nahe bei fuhren noch Dampflokomotiven, und es gab noch die Straßenbahn über die B 8 von Wesel nach Rees. Die Emmericher Straße gab es ebenso wenig wie das Schulzentrum Nord und die Eissporthalle. Man konnte von der Kleingartenanlage, der zweitgrößten in Wesel, bis zur Aue und in Richtung Flüren sehen - den Xantener Dom im Hintergrund. 1992/93 wurde den Kleingärtnern das Großbauwerk Unterführung Hamminkelner Landstraße vor die Nase gesetzt. Der Verkehrslärm sei nicht so, dass er ihm den Spaß verderbe, sagt Gerhard Gentek.

Der Bau des 1984 fertig gestellten Vereinshauses war ein großes Ereignis. In Gemeinschaftsarbeit wurden 1988 Stromanschlüsse für die Anlage geschaffen. Die gemeinsamen Aufgaben gibt es immer noch - dreimal jährlich.

Grillen in Gemeinschaft

Manche, nicht alle, lieben und nutzen die Gemeinschaft auch beim Grillen oder beim Bierchen. Gezwungen fühlen müsse sich keiner, sagt der Vorsitzende. Zum heutigen Fest sind die 60 aktiven und passiven Mitglieder bestimmt alle dabei. Und manch anderer aus der großen Weseler Kleingärtner-Familie sicher auch.