Hamminkeln. .

Dieser Besucher kam Landwirt Berthold Stenkamp gerade recht: Karl-Heinz Florenz, CDU-Abgeordneter im Europaparlament, war gestern in Sachen Wahlkampf in Hamminkeln unterwegs und musste auf dem Hof der Familie Stenkamp im Beerenhuk Rede und Antwort stehen. Vor allem das Thema Gülle beschäftigt den jungen Betriebsleiter.

Mit Ehefrau Petra bewirtschaftet Berthold Stenkamp den Hof, auf dem sowohl Kühe als auch Schweine gehalten werden. 200 Sauen und 1200 Ferkel stehen in den Ställen. In einem zweiten Betrieb in Mehrhoog gibt es weitere 1000 Mastschweine. Darüber hinaus nennt Stenkamp Milchviehhaltung in der Grünland-Region sein „Mittel der Wahl“. Hier hat er sich mit Christian Kley zur CB-Milchvieh KG zusammengeschlossen. Kley hatte vor einigen Jahren auf dem Hof seine Ausbildung und anschließend seinen Meister gemacht. „Das mit den Kühen hat der Christian total raus“, lobte Stenkamp seinen Kompagnon. Im vergangenen Jahr baute die KG einen neuen Kuhstall für 125 Tiere. Roboter übernehmen das Melken.

Nein zu Gen-Mais und Fracking

Karl-Heinz Florenz, selbst Landwirt, wollte von seinem Gastgeber wissen, wie er es denn mit der Anzahl der Tiere halte. „Wir halten so viele Tiere, dass sie von der Fläche ernährt werden können“, betonte Stenkamp. „Die Arbeit muss Spaß machen.“

Weniger Spaß macht dem Landwirt aber die Entscheidung der EU-Kommission, die so genannte 230er-Regelung auslaufen zu lassen. Der Loikumer hat wie viele seiner Berufskollegen von dieser Ausnahmeregelung Gebrauch gemacht, um auf intensiv genutzten Grünlandflächen bis zu 230 Kilogramm Stickstoff pro Hektar Dünger aus tierischer Herkunft (Gülle) ausbringen zu können. Stattdessen sind nur noch 170 Kilo pro Hektar erlaubt. Die Folgen dieser Entscheidung erläuterte Stenkamp: Die Betriebe müssten nicht nur einen Teil der anfallenden Gülle entsorgen lassen, sondern auch Dünger dazu kaufen. Da kämen schnell 8000 bis 10 000 Euro Mehrkosten für einen Hof zusammen. Gleichzeitig verwies der Loikumer darauf, dass es bislang weder Stickstoff- noch Nitratprobleme gebe. Regelmäßig würden diese Werte überprüft und Verstöße mit hohen Bußgeldern belegt. Zudem gebe es eine Vielzahl von Kooperationsverträgen mit den Wasserversorgern, die gut funktionierten.

Dass Gülle ein wichtiges Thema ist, zu dem er regelmäßig angesprochen wird, bestätigte der Euroabgeordnete Florenz dem jungen Landwirt. Bereits morgen trifft sich der CDU-Politiker mit dem Bauernpräsidenten beim zuständigen EU-Kommissar. Doch Florenz machte deutlich, dass die Problematik im Wesentlichen in Nordrhein-Westfalen liege und nicht bei der EU. „Ihr größter Gegner ist Remmel und nicht Florenz“, lenkte er den Blick auf den nordrhein-westfälischen Minister Johannes Remmel (Grüne). Insgesamt stellte der Europapolitiker fest, dass beim Thema Gülle „der Schein trügt“. Da das Ausbringen in einem kürzeren Zeitkorridor erlaubt sei, entstehe der - falsche - Eindruck, dass deutlich mehr ausgebracht werde als früher.

Doch nicht nur die Landwirtschaftspolitik vor Ort beschäftigte Florenz gestern während seines Besuches in Loikum. Das Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU thematisierte er, nachdem ihn Josefa Sonders aus Ringenberg mit ihrer Angst vor „Turbomastschweinen“ konfrontiert hatte. Florenz betonte seine Ablehnung von Gen-Mais. Einzig und allein die Unternehmen hätten davon einen Vorteil. Außerdem erneuerte er sein Nein zum Erdgas-Fracking.