Wesel. . In Büderich herrschte gestern Mittag dagegen Ruhe, die sonst wohl nur in der Nacht zu verspüren war. Keine langen Schlangen an der Ampel mitten im Dorf, keine Motorengeräusche - einfach Ruhe.

Was für eine Ruhe. Die kurze Rast beim Bäcker an der B 58 in Büderich ist anders als bislang. Keine langen Schlangen an der Ampel mitten im Dorf, keine Motorengeräusche - einfach Ruhe. Klar, es nahen immer wieder einige Pkw. Doch der große Schwung an Kraftfahrzeugen nutzt offenbar die am späten Donnerstagnachmittag eröffnete Umgehungsstraße B 58 n.

Zeit und Nerven sparen

Die Beschilderung ist schließlich eindeutig. Hinter der Rheinbrücke geht es links nach Büderich, wenn man von Wesel kommt, und geradeaus nach Alpen und Geldern. Wer nicht gerade sein Navigationsgerät eingeschaltet hat, das nicht auf dem allerneuesten Stand ist, wird wohl die neue Möglichkeit nutzen und den Blick auf Felder, Äcker und Weiden genießen - und das völlig stressfrei.

Blick zurück

Archäologische Untersuchungen und Sondierungsarbeiten des Kampfmittelräumdienstes gingen dem Bau der Umgehung im Jahr 2009 voran. Dabei wurde ein römisches Hilfstruppenlager im Bereich der L 460 (Xantener Straße) nachgewiesen.

Im September 2010 ging es an das erste Brückenbauwerk, ab Mai 2011 folgten dann Erdarbeiten und Deckenbau.

Keine Frage: Auf der neuen Fahrbahn geht es deutlich zügiger voran als parallel zur Platanenallee, wo nur 50 gefahren werden darf, immer wieder Stopps wegen abbiegender Fahrzeuge eingelegt werden müssen und häufig auch noch geblitzt wird. Auch wenn die neue Strecke länger ist, können auf jeden Fall Zeit gespart und Nerven geschont werden.

An die Aussichten, die sich hier bieten, müssen sich Autofahrer allerdings erst gewöhnen und sich ein wenig orientieren. Durch drei Brückenbauwerke (Meerfeld, Gindericher Straße, Perricher Weg) führt die Fahrt, die die Verbindung links und rechts der Strecke aufrecht erhalten sollen. Schade, dass der frische Beton bereits von Graffiti-Sprayern als Betätigungsfeld entdeckt wurde. Dem Gelände der ehemaligen Büdericher Ziegelei, das sich die Natur zurück erobert, sind die Vorbeifahrenden nun ganz nah. Genauso wie einigen Bauernhöfen und Wohnhäusern, die nun mehr Verkehrslärm und Abgase abbekommen. Das idyllische Landleben hat hier ein paar städtische Züge erhalten.

Die durchschnittlich 16 000 Fahrzeuge am Tag werden zu einem Großteil nun hier vorbeikommen. Der Straßenbelag ist lärmmindernd, wie Ralf Pagenkopf vom Landesbetrieb Straßenbau NRW erläutert. Lärmschutzwälle und -wände dämmen zudem die Verkehrsgeräusche, und 18 Wohngebäude erhielten weitere Lärmschutzmaßnahmen.

Hecken und Streuobstwiesen

Die neue Umgehung nimmt rund 39 Hektar Fläche - etwa 50 Fußballfelder - in Anspruch. Einen Ausgleich dafür gibt es durch die Umwandlung von Ackerflächen in artenreiches Grünland. Auch Hecken, Büsche, Baumreihen, Streuobstwiesen und kleinere Wasserflächen entstanden. Teilweise müssen Böschungen noch begrünt werden.