Wesel. . Heute vor 20 Jahren wurde der Jüdisch-Christliche Freundeskreis Wesel ein Verein. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erinnerung zu bewahren. Dazu gibt es regelmäßige und unregelmäßige Veranstaltungen. Im Sommer erscheint ein Buch über jüdisches Leben.
50 Jahre nachdem die Synagoge auch in Wesel brannte, wurde er zum ersten Mal in der Öffentlichkeit bewusst wahrgenommen: der Jüdisch-Christliche Freundeskreis. Damals, 1988, lud er zusammen mit der Stadt Wesel ehemalige jüdische Weseler Bürger in ihre einstige Heimat ein. Mehr als 20 von ihnen kamen. Günter Faßbender, kürzlich mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt, war zusammen mit den Pfarrern Werner Abresch und Heinrich Pauen der Motor des Zusammenschlusses. Die drei wollten das Thema lebendig erhalten und aufarbeiten, heute vor 20 Jahren wurde der Freundeskreis ins Vereinsregister eingetragen.
Mahnmal am Willibrordi-Dom
Seither hat sich einiges getan, wie Vorsitzender Wolfgang Jung im Gespräch mit der NRZ erläuterte. Faßbender ist mittlerweile Ehrenvorsitzender, doch auch die Veranstaltungen, die der Freundeskreis anbietet, haben sich gewandelt.
Zunächst konzentrierten sich die Aktiven auf den 9. November, an den seit langem ein Mahnmal erinnert. Es steht dort, wo 1938 die Synagoge der jüdischen Gemeinde Wesel zerstört wurde, direkt neben dem Willibrordi-Dom. Verbunden mit einem Kulturprogramm wird mittlerweile an die Pogromnacht erinnert, 2013 unter anderem mit einer in Kanada lebenden Jüdin, deren Sohn Rabbiner in Jerusalem ist. Auch der 27. Januar spielt seit 2007 eine Rolle, der Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Freundeskreis, Stadt und Schulen - diesmal wird es die Gesamtschule sein - gestalten eine Gedenkstunde. „Wir wollen nicht irgendwelche abgehobenen Erinnerungstermine“, sagt Jung, „sondern auch junge Menschen einbinden.“
Aber auch außerhalb dieser beiden Termine gibt es immer wieder mal eine Veranstaltung. Besuche im Jüdischen Museum Dorsten oder bei der Jüdischen Gemeinde Duisburg, Mülheim, Oberhausen, zu der auch Wesel gehört, sind nur zwei davon. Momentan arbeitet der Jüdisch-Christliche Freundeskreis an einem Buch. Der Arbeitstitel: Auf den Spuren der Juden in Wesel und am Niederrhein – eine Fortsetzung. Nachdem die ursprünglich vorgesehene Autorin Dr. Jutta Prieur- Pohl, Wesels einstige Stadtarchivarin, abgesagt hat, wirken nun viele an dem Werk mit, das sich Faßbender gewünscht hat. Nicht nur Wesel, auch Brünen, Dingden und Rees werden eine Rolle spielen. Es geht um jüdische Friedhöfe, jüdische Architekten, die Stolpersteine, um jüdisches Leben im 18. Jahrhundert und vieles mehr. Mitte des Jahres soll das Buch fertig sein.