Hamminkeln. . Benedikt Verbücheln aus Hamminkeln-Töven hat seinen Traumjob gefunden. Er ist als junger Landwirt und Agrarbetriebswirt für die Herde auf dem Hof seines Vaters verantwortlich. Viele junge Menschen scheuen den Arbeitsaufwand und das frühe Aufstehen.
Um 5.15 Uhr beginnt sich das Milch-Karussell zu drehen, Wenn und Aber kennt es nicht. Dann muss Benedikt pünktlich auf den Beinen sein, um die Kühe zu melken. Feierabend ist da noch nicht in Sichtweite, der wird – wenn alles nach Plan läuft - gegen 19 Uhr eingeläutet. Wobei...im letzten Jahr gab es diesen Tag, als er 36 Stunden durchgearbeitet hat. Das Gras musste geerntet werden, das Wetter wollte es so. Ein Beruf, der schlaucht, aber einer der schönsten die es gibt, findet Benedikt Verbücheln. So wie der 23-Jährige denken nicht viele junge Menschen. Sie scheuen die Arbeit, das frühe Aufstehen, den Körpereinsatz. Benedikt nicht.
Nach der Schule hat er eine dreijährige Ausbildung zum Landwirt gemacht – auf drei verschiedenen Höfen im Kreis Wesel. Gerade eben hat er erfolgreich seine Prüfung zum Agrarbetriebswirt abgelegt. Schließlich ist der betriebswirtschaftliche Aspekt von enormer Wichtigkeit, wenn man einen Hof bewirtschaftet. Und das wird der junge Mann. Irgendwann, vielleicht in zehn Jahren, wird er den Hof in Töven von seinem Vater Reiner übernehmen, so wie der ihn von seinem Vater Viktor geerbt hat. Benedikt ist bereits als Gesellschafter in den Betrieb eingestiegen und ist zudem nun Herdenmanager.
„Ich kenne die Tiere persönlich“
„Er hat ein besonderes Faible für Tiere“, weiß sein Vater Reiner. „Er kann sich in sie einfühlen.“ Benedikt nickt. „Ich kenne die Tiere persönlich“, bestätigt er. Er weiß um jede Eigenart der Kühe, weiß, welche Schwächen und Stärken sie haben, welche Krankheiten sie hatten. Und als er eine Kuh fürs Foto in den Arm nimmt, legt sich ein glückliches Strahlen über sein Gesicht. Das hier ist seine Welt.
Schon als Kind tobte er auf dem Hof, als Jugendlicher half er seinem Vater mit, molk die Kühe oder fuhr Trecker. Spätestens da atmete Vater Reiner auf: Sein Sohn interessiert sich für Landwirtschaft. Zwar hat er noch zwei weitere Söhne, der eine studiert Elektrotechnik, der andere macht eine Ausbildung zum Metallbauer, doch die Wahl fiel auf Benedikt. Bekommen mehrere Söhne den Hof, müssen sie ihn sich teilen. Das kann zu Reibereien führen.
Wenn die Kühe zum Schlachter müssen
Das Leben als Landwirt ist nicht unbedingt leicht. Benedikt, Reiner – der Milchvieh-Betrieb setzt sich aus drei Gesellschaftern und einem stillen Teilhaber zusammen – arbeiten häufig länger als acht Stunden, sind bei Wind und Wetter draußen, müssen früh aufstehen und hin und wieder auch am Wochenende arbeiten. Gut, wenn Benedikt freitags oder samstags mit Freunden feiern geht, darf er am nächsten Tag auch mal ausschlafen, dafür gibt es noch einen Mitarbeiter und eine Auszubildende. Selbst Urlaub ist möglich. „Das ist ein Stück Lebensqualität“, sagt Vater Reiner, der sich darüber freut, dass es einen Hof-Nachfolger gibt. So lohnen sich auch Investitionen wie die neue Halle, die er für die Kühe gebaut hat.
Aber es kann auch mal zu Reibereien kommen, wenn Eltern und Sohn täglich 24 Stunden miteinander verbringen. „Das gehört doch dazu“, sagt Benedikt. Sie wohnen zusammen, sie arbeiten zusammen. Der 23-Jährige bleibt dabei: Er hat den schönsten Beruf. Er freut sich, wenn er Kuh Nummer 200 künstlich besamt hat und sie dann tatsächlich kalbt. Nur wenn Kühe nicht mehr tragend werden und zum Schlachter müssen, das kann er nicht gut sehen. Es gibt eine Kuh, die ist 14 Jahre alt. „Wenn sie nicht mehr tragend wird, dann ist Staatstrauer angesagt“, sagt er.