Hamminkeln. . Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) lautet das Stichwort für den NRW-Wettbewerb um die Modellkommune, an der sich die Stadt Hamminkeln unter dem Stichwort Dingdenergie beteiligt. Die vier Sieger bekommen jeweils fünf Millionen Euro als Förderung von Investitionen.

Der Anspruch ist ehrgeizig, doch das Projekt verspricht, ein echtes Aushängeschild für die Stadt Hamminkeln zu werden. Die Rede ist vom Modell „Dingdenergie“, mit dessen Hilfe man eine von vier KWK-Modellkommunen im Land Nordrhein-Westfalen werden möchte - um für diese Initiative mit fünf Millionen Euro belohnt zu werden. Die Ausgangslage ist in Dingden mit seinen ortsansässigen Textilunternehmen, aber auch der Nähe zu Biogasanlagen-Betreibern ziemlich optimal. Das zeigte der Blick auf den aktuellen Stand des Feinkonzeptes, erarbeitet durch die Fachhochschule Münster.

Kraft-Wärme-Kopplung

Klaus Russell-Wells, an der FH Münster für das Dingdener Projekt mit verantwortlich, erläuterte gestern die drei möglichen Szenarien, um die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) tatsächlich in der Realität anwenden zu können. So könnte auf dem Gelände der Zentralkläranlage Hamminkeln an der Straße Römerrast ein Blockheizkraftwerk (BHKW) entstehen. Betrieben durch die Dingdener Firma Borgers würde die bei der Stromerzeugung entstehende Abwärme für die Trocknung des Klärschlamms verwendet werden, während der Strom ins Borgers-Werk fließt. „Die Stadt müsste nicht 80 Prozent Wasser durch die Gegend fahren und der Betrieb kann günstig Strom nutzen“, rechnet Russell-Wells die Vorteile vor. Derzeit lässt die Stadt den nassen Schlamm zur Trocknung nach Köln transportieren. „Wir hätten durch diesen Vorgang vor Ort auch eine größere Bandbreite bei der Verwertung, ergänzt Thomas Michaelis, der für die Verwaltung das Modellprojekt begleitet. Das Material könnte bei der Zementherstellung verwendet werden. Für das Textilunternehmen liegt der Vorteil im günstigeren Strom, betont Markus Strauß vom Verband der nordwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie. Da der Strom selbst erzeugt und nicht aus dem Netz bezogen werde, spare der Betrieb sowohl bei der EEG-Umlage, als auch beim Preis für den Industriestrom. Mit rund 50 Prozent setzt Strauß diese Ersparnis bei einem derzeitigen Gesamtpreis von zwölf bis 13 Cent pro Kilowattstunde an. Da die entstehende Abwärme vermutlich deutlich über den Bedarf der Hamminkelner Kläranlage hinaus gehen wird, haben die Beteiligten schon mal die Fühler ausgestreckt, um das Interesse anderer Kommunen zu erfragen. „Wir sind im Dialog“, sagt Michaelis.

Ebenfalls schon konkreter ist der Einsatz eines Blockheizkraftwerkes im Gewerbegebiet Dingden-Nord. Die Raiffeisen-Warenzentrale könnte die entstehende Wärme für die ganzjährige Produktion ihres Kraftfutters nutzen. Spitzenzeiten für die Trocknung von Getreide und Mais werden damit vermutlich aber nicht abzudecken sein. Das Unternehmen sei erst durch die Vorstellung des KWK-Modellwettbwerbs auf die Möglichkeit der Wärmenutzung aufmerksam geworden, so Thomas Michaelis.

Großes Interesse

Die Stadt hatte in Vorbereitung auf das Projekt viele Firmen angeschrieben. „Es ist überall Thema, weil die Stromkosten die Unternehmen zusehens drücken.“ Weitere Firmen aus dem Industriegebiet haben Interesse gezeigt.

Das dritte Szenario bezieht das sogenannte Satelliten-Heizkraftwerk an der Sporthalle Mumbecker Bach von Biogas-Betreiber Körner ein. Zurzeit werden schon städtische Immobilien wie die Kreuzschule, der Kindergarten oder das Freibad versorgt. Das bestehende Netz könnte nun erweitert werden, um Privathäuser anzuschließen. Dazu hat die Fachhochschule eine Wärmedichte-Karte entwickelt, die den Wärmebedarf der einzelnen Wohnquartiere ermittelt. „Die Umstellung auf die Nahwärmeversorgung ist nicht mit einem übermäßig hohem Kostenaufwand verbunden“, betont Markus Strauß.

Information für die Bürger

Auf dem Weg zur KWK-Modellkommune sollen die Bürger nicht nur mitgenommen, sie sollen auch zum Mitmachen aufgefordert werden. Deshalb lädt die Stadt am Mittwoch, 15. Januar, um 18.30 Uhr zu einer Informationsveranstaltung in der Kreuzschule Dingden ein. Dann wird über den Sachstand und die Potenziale einer zukünftigen günstigen Nahwärmeversorgung in Dingden berichtet. Am 18. Januar werden Mitarbeiter der Fachhochschule Münster die Informationen noch einmal ergänzen und in Dingden von Haus zu Haus gehen, um zusätzliche Individualberatungen vorzunehmen und Broschüren verteilen. Dabei werden sie übrigens von Schülerinnen und Schülern der Kreuzschule begleitet.

Die Initiative zum Projekt zur Kraft-Wärme-Kopplung ist übrigens von den Dingdener Textilunternehmen ausgegangen. Die Firmen Setex, van Clewe, Borgers und Schmänk beteiligen sich auch an dem Modell, das aber nicht nur für die Wärme, sondern auch für die Kälte genutzt werden könnte