Hamminkeln. .
Es ist eine tragische und zugleich schöne Geschichte.
Irmgard Lahr ist an Demenz erkrankt. Das Gedächtnis der 83-Jährigen spielt nicht mehr ganz so mit, wie es sollte. Und dennoch gibt es da etwas, das die sympathische ältere Dame einfach nicht vergessen kann: ihre erste große Liebe, ihren ersten Ehemann. Er ist früh gestorben, Irmgard Lahr hat ein zweites Mal geheiratet. Nun, viele Jahre später, spukt die erste große Liebe der Seniorin aber noch immer im Kopf herum. Wenn sie malt, signiert sie ihre Bilder mit dem Nachnamen des Mannes.
Zu realisieren, aus welchem Grund Irmgard Lahr ihre Bilder mit einem anderen Namen unterzeichnet, war nur einer von unzähligen „magischen Momenten“, die Anita Kühn in den vergangenen Monaten im Dingdener St. Josef-Haus erlebt hat. Seit Februar kommt die Ringenberger Künstlerin einmal in der Woche für eine Stunde in das Altenheim an der Marienvreder Straße, um mit Demenzpatienten zu malen. Mittlerweile hat sich eine feste Gruppe herausgebildet, um die zehn Senioren malen mit.
In erster Linie gehe es bei dem Angebot um Spaß für die Bewohner, erklärt Petra Ingenbold, Leiterin des Sozialen Dienstes im St. Josef-Haus. Gemeinsam mit der gerontopsychiatrischen Fachkraft Sabine Brennemann betreut sie das Projekt. „Es wird unheimlich viel gelacht und gesungen, den Senioren macht das Malen viel Freude“, sagt Brennemann. Zudem sei es gesund, wie Anita Kühn ergänzt. Die Feinmotorik der Hände werde trainiert, ebenso das Gedächtnis.
Szenen aus der Vergangenheit
Es sind hauptsächlich Szenen aus ihrer Vergangenheit, die die Demenzpatienten in ihren Bildern festhalten. Ihr Haus oder ihre Familie, den Garten, Erinnerungen an Urlaubsreisen oder Geburtstagsfeiern. Auch Irmgard Lahr malt am liebsten Häuser. „Häuser mit einem Schornstein, aus dem es qualmt“, betont sie. Denn das zeige, dass in dem Haus auch jemand wohne. „Das Malen in der Gruppe gefällt mir gut“, sagt die 83-Jährige, sie ist aber kritisch mit sich selbst: „Ich bin nicht sehr talentiert. Aber man braucht ja eine Freizeitbeschäftigung.“
Da in den vergangenen Monaten in der Gruppe unzählige Bilder entstanden sind, möchte das Team des St. Josef-Hauses die Ergebnisse nun in einer Ausstellung öffentlich vorstellen. Unter dem Titel „Erinnerungen“ werden 34 Bilder gerahmt und in der Cafeteria gezeigt. Eröffnet wird die Schau am Donnerstag, 14. November, um 17 Uhr. Bis Weihnachten sollen die Bilder hängen bleiben. Das Projekt soll auch nach der Ausstellung weitergehen.