Wesel. .
Erst fasste sich Heinz Ochs an den Kopf, als er die NRZ las. Dann griff er zum Telefon. Unter dem Titel „Die Welt klebt“ war humorig der mühsame Versuch geschildert, Quittengelee herzustellen. Darin ist der Flürener Fachmann: Sage und schreibe 229 Quitten hat er in diesem Jahr von seinem Baum geerntet, exakt 63 Kilo und 346 Gramm. Und natürlich lassen sich die Früchte viel leichter verarbeiten: Das beschriebene Quitten-Massaker war überflüssig.
Nicht nur Quitten: Es war ein unglaubliches Erntejahr für den Hobbygärtner mit Obstbäumen. 42 Kilo Kirschen hat Ochs zu Marmelade verarbeitet. Außerdem sammelt er Wildkirschen - die sind kleiner und aromatischer. Aus Weißdorn wird Schnaps: „Ein Glas ist gut für Kreislauf und Herz, heißt es. Zwei Gläser sind, glaube ich, schon nicht mehr so gut.“
Es gibt kaum etwas, das Heinz Ochs nicht ausprobiert. In seinem Wintergarten stehen große Glasflaschen, in denen er Fruchtwein herstellt: „Mein Schlehenwein hat 18 Prozent“. Der ehemalige Kamin beherbergt Aufgesetzten, und im Schuppen lagern mehr als hundert kleine, strahlend gelb-rote Äpfel. „Das sind Goldparmänen“, erläutert seine Frau Ruth. Eine alte Sorte. Die Äpfelchen warten noch auf ihre Verarbeitung.
Schön sind sie nicht
So gelingt es auch Anfängern
Wer sein Gelee möglichst lange lagern möchte, nimmt Gelierzucker 1:1 - die Gläser bleiben quasi ewig gut. Nach Angaben auf der Packung vorgehen. Wer auf seine Figur oder seinen Blutzuckerwert achten muss, kann ein Verhältnis von 2:1 wählen. Das bedeutet: zwei Teile Früchte, ein Teil Zucker. Das schmeckt noch immer süß und himmlisch. Das Ganze muss mindestens vier Minuten sprudelnd kochen.
Quittengelee schmeckt hervorragend, wenn ein Viertelliter frisch gepresster Orangensaft zu Dreiviertelliter Quittensaft kommt. Apfel- oder Kirschsaft funktionieren ebenfalls.
Soll es ein Likörchen werden, hat Ochs folgenden Tipp: 150 bis 200 Gramm Frucht - beinahe egal welche - plus 40 Gramm Kandis. Korn anschütten, er sollte 30 oder 32 Prozent Alkohol enthalten. Das Ganze sechs Wochen stehen lassen, danach durch ein Sieb laufen lassen. Zwei Wochen warten. Schließlich den fertigen Likör durch einen Kaffeefilter laufen lassen, damit er eine schöne Farbe bekommt.
Ach ja die Quitten: Zwei Wochen sollten sie draußen nach der Ernte lagern, verrät Ochs eines seiner Geheimnisse. „Dann sind sie nicht mehr so hart und lassen sich besser schneiden.“ Schön müssen die Früchte nicht sein. Dunkle Stellen gehören dazu, und wenn sie wirklich reif sind, ist das Fruchtfleisch bräunlich marmoriert. „Viele werfen die Quitten dann weg, weil sie denken, dass sie faul sind. Dabei sind sie jetzt gut“, sagt der Maurer im Ruhestand - schneidet flink das Kerngehäuse heraus und die Spitze ab. Faul seien sie erst dann, wenn sie nicht nur braun, sondern auch weich werden. Spricht’s und schnibbelt die letzten 20 Quitten zu Würfeln. Das Fruchtfleisch verfärbt sich an der Luft.Heinz Ochs stört das nicht.
Grenzenlose Möglichkeiten
Wer mag, kann die Stücke in Zitronenwasser hell halten. Die kommen in den Entsafter - „das dauert ewig“. Aus dem Saft - er duftet himmlisch und hat einen leicht altrosa Farbstich - lässt sich Gelee machen. Oder, mit Zucker verkocht, Saft zum Trinken, um Wasser oder Sekt zu aromatisieren. Wer keinen Entsafter besitzt, kann auch den Schnellkochtopf benutzen. Oder die Stücke möglichst klein mit 500 Milliliter Zitronenwasser auf dem Herd kochen. Wer den Saft nicht sofort weiter verarbeiten will, kann ihn einfrieren.
Was macht man mit den ungezählten Marmeladengläsern, die bei Ochs im Keller lagern, mit den Saftflaschen, mit all den selbst gemachten Leckereien? „Verschenken.“ Ruth Ochs lacht: „Bei uns gehen immer alle mit vollen Armen wieder hinaus.“