Wesel. .

Erst war Hildegard Finmans nicht so begeistert, als ihr Alfred das Grundstück Winkeling 57a kaufte. Es war gar nicht leicht in den 60er Jahren, Baugrund zu finden.

„Die Flächen waren zu groß, zu klein, zu teuer...“, erinnert sich Alfred Finmans (74). Winkeling - das passte. Auch für seine Frau, nachdem sie es gesehen hatte. Heute feiert die Nachbarschaft „Zur Tenne“ ihr Fest zum 40-jährigen Bestehen. 1973 haben Finmans und 13 Familien aus dem Bereich Küpper-, Solvaystraße, Zum Kolk und Winkeling in der Gaststätte Aldenhoff (Marktschänke) Nägel mit Köpfen gemacht und sie gegründet.

Gemeinschaft ist wichtig

„Von 1965 an ist hier gebaut worden, wir haben ‘67 gebaut“, erinnert er sich an die Anfänge. Einen Einstand geben? „Jeder hat auf den anderen gewartet.“ Bis zu diesem Sommer 1973. „Nachbarn hat man. Man kann sie sich nicht aussuchen“, sagt Finmans, der bei der Gründung der Nachbarschaft zum Vorsitzenden wurde - und es 30 Jahre lang blieb. Die Urkunde, die er zum Abschied erhielt, hält der Büdericher in Ehren. Im Großen und Ganzen, sagt er, verstehe man sich gut. „Klar gibt es mal kleine Streitigkeiten“, so der ehemalige Vorsitzende. Aber die Gemeinschaft ist wichtiger. Damit sie funktioniert, gilt es ein paar Grundregeln einzuhalten. „Bei Feierlichkeiten ist wichtig: Keine Politik, keine Kirche.“ Dann klappt’s auch mit dem Nachbarn.

Es ist eine gute, eine aktive Gemeinschaft geworden: Feste, Radtouren, Hochzeiten und Hochzeitsjubiläen feierten die Anlieger gemeinsam, fertigten Röschen und Kränze an.

Beisetzungen - eine weitere Aufgabe der Nachbarschaft. „Wenn jemand stirbt, setzen wir uns gleich bei dem nächsten Nachbarn zusammen“, erläutert Finmans. „Wir nehmen dem Trauerhaus alle organisatorische Arbeit ab, die gewünscht ist. Und stellen die Sargträger.“ Für manchen Trauernden eine unschätzbare Hilfe. Aber sie muss gewollt sein, man will sich nicht aufdrängen.

Heute steht Fröhliches auf der Tagesordnung: das Fest zum Jubiläum. Teller, Tassen, Besteck - alles, was die derzeit 29 Familien mit 70 Leuten benötigen, hält Hildegard Finmans bereit. Treffpunkt ist das Grundstück der Familien Janssen-Steffens-Kiwi. Dort gibt es Platz genug für das Zelt, und die Kinder können ungefährdet herumtollen.

Auch junge Familien und Hinzugezogene machen mit. „Viele freuen sich über die Gelegenheit, ihre Nachbarn gleich kennenzulernen“, sagt Alfred Finmans. Nachwuchssorgen kennt die Nachbarschaft nicht.

Anfangs feierten die Nachbarn ihre Feste in Zelten bei wechselnden Gastgebern. Das Zelt hatten sie selbst gebaut und verliehen es sogar.

Die Tenne auf dem Grundstück Rechner wurde später Ort der Feste. Hier wurde die Nachbarschaft auf den Namen „Zur Tenne“ getauft.

Seit zehn Jahren führen Engelbert und Claudia Kozian die Nachbarschaft zusammen mit Mia Angenendt.