Wesel. .
Unter großer Beteiligung der Gläubigen wurde Pfingstsonntag die offizielle Entstehung der neuen Pfarrei St. Nikolaus auf dem Großen Markt gefeiert.
Gleichmäßig helle Klänge einer kleinen Glocke ertönen, unterlegt von sanften Akkordfolgen des E-Pianos. Langsam schreitet die Einzugsprozession auf die erhöhte Altarplattform inmitten des Domplatzes zu. Junge und ältere Menschen, Messdiener und Würdenträger, viele mit Bannern und Fahnen. Ein erhebender Moment, passend zu diesem Anlass. Die neue Pfarrei St. Nikolaus entsteht.
Zwei Jahre hatten die Vorbereitungen auf diese Feier gedauert. Zwei Jahre hatten die Verantwortlichen unter der Leitung von Pfarrer Stefan Sühling auch auf gutes Wetter für diese Freiluftveranstaltung gehofft. Und tatsächlich: ausgerechnet an diesem Vormittag herrschten strahlend blauer Himmel und angenehme Temperaturen. „Wesel scheint ein besonders gutes Verhältnis zum Himmel zu haben“ – eröffnete dann auch Weihbischof Wilfried Theising die Eucharistiefeier zur Gründung der neuen Pfarrei Sankt Nikolaus Wesel. Etwa 1500 Gläubige ließen es sich nicht nehmen, dabei zu sein, als ein Stück Kirchengeschichte in Wesel zu Ende gehen und ein neues Kapitel aufgeschlagen werden sollte.
Urkunde verlesen
Waren schon vor Jahren die ursprünglich neun katholischen Kirchengemeinden in Wesel auf vier zusammengelegt worden, so gibt es ab sofort nur noch eine: Sankt Nikolaus. Die offizielle Erhebung der neuen Kirchengemeinde erfolgte durch Weihbischof Theising. Er verlas die Urkunde von Bischof Felix Genn aus Münster. Danach besprengte er die Anwesenden auf dem Domplatz mit dem gesegneten Taufwasser. „So einfach ist es ja nun nicht“, bekannte er anschließend in seiner Predigt. „Es gibt sicherlich Fragen und Widerstände, der heutige Beginn ist aber wirklich ermutigend.“ Anschließend ging er auch auf die Glocke, die die Feier eröffnet hatte, ein. Er sprach von „Tönen, die aus ferner Zeit, aus der Ewigkeit hereindrangen“. Und weiter: „Gott hat uns gesagt: ich bin bei euch.“
Die Veranstaltung auf dem Domvorplatz stattfinden zu lassen, sei „etwas ganz Wesentliches“, betonte der Weihbischof. Man wolle ein Zeichen setzen, dass man sich mitverantwortlich fühle für alle Menschen in Wesel. Man wolle die Menschen einladen, sich auf Jesus einzulassen. Außerdem sei der Dom als Kulisse nicht nur symbolhaft, sondern auch wirklich gelebte Gemeinschaft aller Gläubigen. „Nicht nur die neun katholischen Kirchtürme sind hier versammelt, sondern auch der zehnte, der große, und den nehme ich ausdrücklich mit in den Blick.“
Grüße der Nachbarn
Als ob sie diese Worte aufgreifen wollte, erwiesen sich die Grußworte von Pfarrerin Martina Biebersdorf von der evangelischen Kirchengemeinde in Wesel als ein weiterer Höhepunkt dieses stimmungsvollen Gottesdienstes. „Von drüben, vom Dom, da komm ich her / ich muss euch sagen, wir Evangelischen, wir gratulieren euch sehr“, begann sie ihren Beitrag. Sie hatte das Nikolausgedicht von Theodor Storm umgedichtet, nicht ohne auch eine Portion Selbstironie einfließen zu lassen. „Stefan Sühling, alter Gesell / hebe die Beine und spute dich schnell / denn es soll Sankt Nikolaus gegründet werden / in der Eselsstadt drunten auf der Erden.“ Nach der Übergabe eines gefüllten Nikolausstiefels erhielt sie langanhaltenden Applaus der Gläubigen und ein strahlendes Dankeschön von Pfarrer Stefan Sühling.
Bürgermeisterin Ulrike Westkamp für die Stadt Wesel, der stellvertretende Landrat Heinrich Friedrich Heselmann für das Land sowie Dechant Klaus Honemann für das Stadtdekanat Wesel überbrachten weitere Gratulationen. Seinen ausdrücklichen Dank richtete Weihbischof Theising an den Projektchor, der sich aus über 250 Sängerinnen und Sängern aus den vier bisherigen Gemeinden zusammensetzte und die Eucharistiefeier würdig begleitet hatte. Und dann erklang sie am Ende noch einmal: die älteste Glocke Wesels, die aus dem alten Kartäuserkloster auf der Grav-Insel stammt und an diesem Tag wohl eines ihrer größten Auftritte erlebt hatte.