Wesel. . Wesel ist grün - diesen Eindruck haben die Weseler selbst. Sie nennen die Natur als Wohlfühlfaktor. Die Aue, das Schwarze Wasser und der Diersfordter Wald sind lohnende Freizeitziele.
Wenn die Weseler von der Natur in ihrer Stadt sprechen, dann meinen sie in erster Linie die Aue. Denn hier ist die grüne Lunge, hier gibt es jede Menge Freizeitmöglichkeiten am Rande der Stadt, für jeden etwas eben. „Der Auesee zieht ja wie ein Magnet an,“ weiß auch Hans Glader von der Biologischen Station im Kreis Wesel am Freybergweg. Der Mann für die Öffentlichkeitsarbeit hat von seinem Büro aus täglich den Blick in die Aue, die er ebenfalls sehr schätzt. Zum Beispiel abends, wenn im Winter die Wildgänse nahen, um auf dem See zu übernachten, oder im Sommer, wenn die Flussseeschwalben auf den extra für sie angelegten Flößen brüten.
Er habe vielleicht eine etwas andere Sicht als der Normalbürger, sagt er. Denn bei vielen zähle sicher die Optik und nicht der Lebensraum für Tiere und Pflanzen. „Das ist ja auch eine superschöne Gegend“, bestätigt der gebürtige Kärntner die Mehrheitsmeinung. Dass man um den Auesee laufen oder fahren kann, sei eine prima Sache und die Vogelwelt nahe des Rheins schon etwas Besonderes.
Hirschkäfer und Mittelspecht
Aber auch das Schwarze Wasser nennt Hans Glader, den Heideweiher, der optisch ein echter Genuss sei. „Hier haben die Menschen die Gelegenheit, in einem der interessantesten Wälder Europas laufen zu können“, sagt er und meint damit den Diersfordter Wald. So etwas wie hier gebe es extrem selten: ein Areal, auf dem fast ausschließlich Eichen wachsen - allenfalls in Südeuropa. Der Lebensraum „Bodensaurer Eichenwald“ ist nahezu einzigartig, und deshalb wundert es nicht, dass hier das größte Hirschkäfer-Vorkommen in ganz Nordrhein-Westfalen ausgemacht wurde. Zudem mag der Mittelspecht die Eiche, vor allem alte Bäume mit grober Borke. Er sei erst in den letzten Jahren hier eingetrudelt, erklärt Glader, der auf das groß angelegte Naturschutzprojekt an dieser Stelle aufmerksam macht: Nadelbäume werden gefällt, um mit Eichen weiter aufzuforsten.
Auch Bislich nennt Glader im Zusammenhang mit der Natur: „Das ist ja ein wunderschönes Dorf.“ Und dann noch die Lage direkt am Rhein - besser geht es kaum, gerät er erneut ins Schwärmen.
Und zeigen die Weseler auch Interesse an der Biologischen Station? Natürlich. Etwa dann, wenn im Frühjahr Vögel aus dem Nest fallen, Enten mit ihren Jungen mitten in der Stadt unterwegs sind oder sich plötzlich in Wohnnähe Fledermäuse angesiedelt haben. Immer dann ist die Biostation erste Ansprechpartnerin. Oder wie kürzlich, am 4. März, als die Kraniche den Himmel verdunkelten, weil sie eine andere als sonst übliche Flugbahn gewählt hatten - vielleicht weil die Natur hier so schön ist und die Zugvögel einfach mal den Blick von oben genießen wollten...