Wesel. . Am 31. März wird Richtfest gefeiert beim Wohnprojekt für behinderte Menschen

Schon jetzt haben Katharina Elsbrock, Hendrik Hülshorst und die anderen zehn zukünftigen Bewohner an der Gelißstraße 17 ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn. Ob sich das ändert, wenn Hendrik nach seinem Einzug eine Fahne von Schalke 04 aus dem Fenster flattern lässt, bleibt abzuwarten ...
Aber es wird schon alles gut gehen - mit dem neuen Wohnprojekt für zwölf geistig und/­oder körperlich behinderte junge Erwachsene. Es ist einzigartig in Wesel und steht unter einem guten Stern. Die eigens dafür gegründete Stiftung „Cassiopeia“ hat sich seit Jahren dafür eingesetzt (die NRZ berichtete). Das neue Zuhause für die bunte Truppe nimmt immer mehr Gestalt an. Heute ist Richtfest.

„Angst? Wovor soll ich Angst haben?“

Katharina Elsbrock (26) und Hendrik Hülshorst (29) sind beide geistig behindert. Sie leben seit ihrer Geburt behütet bei ihren Eltern. Beide haben zwei Geschwister, deren Auszug von zu Hause sie miterlebten. Nun werden sie selbst bald Kartons packen, im Sommer 2012 ist der Einzug in das neue Gebäude an der Gelißstraße geplant. Sie haben kein mulmiges Gefühl dabei. Im Gegenteil. „Angst? Wovor soll ich Angst haben?“ sagt der glühende Schalke-Fan Hendrik Hülshorst. „Das ist ein Haus, da kann man einziehen.“ Fertig. So pragmatisch sieht es auch Katharina Elsbrock, die sich eher Gedanken darüber macht, ob ihre Eltern ohne sie klar kommen werden.

Die zukünftigen Bewohner der WG kündigen sich schon mal auf einer Papptafel an. Foto: Peggy Mendel
Die zukünftigen Bewohner der WG kündigen sich schon mal auf einer Papptafel an. Foto: Peggy Mendel © Mendel

Die zwölf zukünftigen Bewohner kennen sich seit Kindheitstagen. Die jungen Erwachsenen arbeiten in Werkstätten für behinderte Menschen, Katharina Elsbrock in der Küche, Hendrik Hülshorst als Gärtner bei der Lebenshilfe in Wesel. Sie freuen sich darauf, bald „was Eigenes“ zu haben. Und zwar ein jeweils 35 Quadratmeter großes kleines Reich. Hinzu kommen Gemeinschaftsräume, in denen sich die WG-Bewohner treffen. Die Cassiopeia-Stiftung, die das rund 1,2 Millionen teure Projekt finanziert, ist Eigentümer der Immobilie und Vermieter zugleich. „Das soll kein Hotel werden“, sagt Josef Elsbrock, Vater von Katharina und Kuratoriumsvorsitzender. „Nachhaltigkeit ist uns wichtig. Die Bewohner sollen ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben führen können.“ Unterstützt werden sie von vier Mitarbeitern des Vereins „BetreuWo“, die vor allem ab 16.30 Uhr, zum Feierabend, in der WG präsent sein wollen. Sie begleiten bei Arztbesuchen, organisieren Fahrdienste, verbringen mit den Bewohnern Freizeit und vieles mehr. „Ob wir eine Nachbereitschaft einrichten, wissen wir noch nicht“, sagt Cortney Jaruga von „BetreuWo“. Erst mal soll der Alltag einziehen.

Vorher machen sich Katharina und Hendrik schon mal Gedanken über die neue Einrichtung ihrer Wohnungen. „Ich habe schon eine Ledercouch bestellt“, sagt Hendrik Hülshorst. „Für mich ist das Badezimmer wichtig, eins nur für mich“, freut sich Katharina Elsbrock. Allein in eine ganz normal Wohnung einziehen würden beide im Leben nicht. Die Gemeinschaft mit den anderen ist ihnen sehr wichtig. Beide finden: „Ist doch doof, wenn man keinen hat.“

Bei der Feier sind Gäste willkommen

Die Cassiopeia-Stiftung feiert heute, Samstag, ab 11 Uhr Richtfest in der Gelißstraße 17. Die zukünftigen Bewohner und ihre Familien laden Freunde, Verwandte, zukünftige Nachbarn und andere interessierte Menschen dazu ein. Gefeiert wird mit den Pauken und Trompeten des Weseler Fanfarencorps. Für das leibliche Wohl wird auch gesorgt.