Wesel. . Im Zitadellenviertel wird das Zusammenleben groß geschrieben. Der Bauverein investiert in seine Häuser und sorgt für Zufriedenheit bei den Mietern.
Es liegt mitten im Herzen der Stadt und beherbergt Hunderte von Menschen: das Zitadellenviertel, wo auch die Stettiner Straße zu finden ist. In den vergangenen Jahren hat sich hier viel verändert, und es verändert sich immer noch einiges. Der Bauverein saniert ganze Häuser, manchmal auch nur einzelne Wohnungen, die Straßen bekommen ein anderes Aussehen, und das Zusammenleben wird immer größer geschrieben. Am 7. Dezember wird der Abschluss eines weiteren Bauabschnitts mit den Bewohnern gefeiert. Es gibt Gegrilltes und Glühwein als Dankeschön für den geduldig ertragenen Lärm und Schmutz.
Henriette Heinemann weiß, wovon sie spricht. Oft ist sie während des Umbaus ihrer 48 Quadratmeter großen Wohnung in der Stettiner Straße nachts aufgestanden und hat zusammen mit ihrem Lebensgefährten Ferdinand Obermann alles geputzt und entstaubt. Denn als die Handwerker Bad und Fenster erneuerten, gab es reichlich Dreck. Gut, dass sie auf der anderen Seite des Flurs bei Ferdinand Obermann wohnen konnte - wie er auch umgekehrt.
57 Jahre lebt der Weseler Musiker hier schon, Henriette Heinemann erst seit 1998. Wohl fühlen sich beide in ihrem kleinen Reich mit Balkon. Im Sommer nutzen sie das Freiluftzimmer so oft es geht. Nach den staubigen fünf Monaten, in denen die Handwerker in dem Haus das Sagen hatten, die liebevoll von der 81-Jährigen versorgt wurden, haben sich die beiden das verdient. Sie sind voll des Lobes für den neu gestalteten Hof mit seinen Grillstellen, dem Fahrradhaus und den Holzbänken. Und sie schwärmen für Gerd Babenerd vom Bauverein, der für die technischen Dinge zuständig ist und immer zur Stelle gewesen sei, um alles zu regeln und vieles machbar zu machen.
Lange Wartelisten
Rund 2350 eigene Wohnungen verwaltet der Bauverein Wesel nach Angaben von Vorstand Anett Leuchtmann. Hinzu kommen gut 400 Wohnungen anderer. Bei den eigenen wurden in diesem Jahr rund 70 Wohnungen saniert, nämlich immer dann, wenn Mieter ausgezogen sind und die Erneuerung anstand. Hinzu kommen komplette Wohnblocks im Zitadellenviertel. Für viele Wohnungen, die im Durchschnitt 4,86 Euro pro Quadratmeter kosten, gibt es mittlerweile lange Wartelisten. Allein während der Kulturnacht besuchten 270 Menschen die Musterwohnung in der Stettiner Straße. Dort sind die Quadratmeterpreise unterschiedlich. In den von Grund auf sanierten Häusern ist es teurer als in denen, wo nur Teilbereiche erneuert wurden.
Anett Leuchtmann, Vorstand beim Bauverein, weiß, dass sich in dem Viertel eine Menge verändert hat. Aus der Not heraus nach dem Krieg gebaut - das Haus, in dem Henriette Heinemann wohnt, ist aus dem Jahr 1949 - entwickelt es sich zu einem Kommunikationszentrum. Freunde und Freundinnen schauen, dass sie in dasselbe Wohnquartier ziehen und sich gegenseitig helfen können, auch wenn es im Alter nicht mehr so gut geht. Töchter suchen die Nähe ihrer Mütter, und nicht nur Ur-Weseler wohnen hier. Kürzlich ist beispielsweise ein Paar aus Düsseldorf zugezogen.
Auch im Hochhaus an der Stettiner Straße tut sich was. Der Eingangsbereich wird gerade neu gestaltet, und immer wenn jemand auszieht, steht auch eine Sanierung der jeweiligen Wohnung an. Im siebten Stock ist gerade eine fertig geworden. Sie bietet ein nagelneues Bad, eine Gästetoilette und bald auch einen neuen großen Balkon. Der Blick von hier oben ist in alle Richtungen einfach atemberaubend und die Wohnung längst vergeben.