Wesel. .
Zwölf Reichskanzler in 14 Jahren Weimarer Republik - bei diesen kurzen Amtszeiten ist es nicht verwunderlich, dass heute kaum noch jemandem präsent ist, wer diese zwölf Männer eigentlich waren. Gustav Stresemann ist wohl noch der bekannteste Kanzler, Philipp Scheidemann sagt einigen vielleicht noch etwas, dann hört es bei den meisten aber auch schon auf. Eine Ausstellung der Heidelberger Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte soll den Kanzlern ein Gesicht geben und zeigen, wer hinter den unbekannten Namen steckt. Seit 2003 ist die Foto-Schau an verschiedenen Orten zu sehen, nun macht sie im Preußen-Museum Station.
Wer die Reichskanzler kennenlernen möchte, der muss schon ein wenig Zeit mitbringen. Rund 700 Fotos, private wie offizielle, dazu Karikaturen und Urkunden, Ausweise und andere Objekte lassen sich nicht im Schweinsgalopp ansehen. „Die Macher der Ausstellung haben sich regelrecht an die Fersen der Nachkommen und Archive geheftet, um Material zusammenzubekommen, das sonst bisher noch nirgendwo zu sehen war“, sagt Thomas Ohl vom Preußen-Museum. Dieses Vorhaben ist gelungen. Gustav Stresemann als junger Gymnasiast, Wilhelm Cuno und seine Frau beim Skilaufen oder Joseph Wirth mit Tante Lina und Schäferhund Greif - solche Eindrücke der Kanzler blieben bislang deren Familien vorbehalten.
Tragische Figuren
Auch wenn natürlich jeder der zwölf Kanzler eng mit der Geschichte der Weimarer Republik verbunden ist, solle nicht die Politik im Mittelpunkt der Ausstellung stehen, erklärt Ohl. „Es geht um die Menschen hinter der Geschichte.“ Die übrigens vieles gemeinsam haben: Neben der kurzen Amtszeit von durchschnittlich etwas über einem Jahr wurden auch alle relativ jung Kanzler - Joseph Wirth beispielsweise im Alter von 41. Mit Ausnahme der letzten Amtsinhaber seien auch alle überzeugte Demokraten gewesen, sagt Dr. Veit Veltzke, Leiter des Preußen-Museums. „Tragische Figuren, die sich in den Dienst der Republik gestellt haben und letztendlich gescheitert sind. Männer, die es verdient haben, dass man sie nicht vergisst.“
Besonders interessant sei die Ausstellung für Schulklassen, empfiehlt Veltzke. Das Team des Museums bietet spezielle Führungen an, auch Projektarbeit in den Ausstellungsräumen seien möglich.
Eröffnet wird die Schau „Die Reichskanzler der Weimarer Republik - Zwölf Lebensläufe in Bildern“ am morgigen Sonntag, 13. November, um 17 Uhr. Bis zum 15. Januar sind die Fotos dann im Preußen-Museum zu sehen.