Wesel. .

Herbstwetter mitten im August, na und?! Das ist überhaupt kein Grund für Tages- und Wochenend-Camper, auf der Grav-Insel ihre Zelte abzubauen

Urlaub kann so schön sein. Vielleicht an einem Traumstrand in der Karibik, wenn die Hängematte zwischen Palmen baumelt und Wogen leise auf den Sand plätschern. Es sind in diesem niederrheinischen, verregneten Sommer verlockende Gedanken, ans türkisblaue Meer und in die Sonne zu fliegen. Siebeneinhalbtausend Kilometer sind es bis in die Karibik, ein Flug kostet einen hohen dreistelligen Betrag.

Katja Schoppen (41) mit ihrem Sohn Nico (11) und Kerstin Kruse (35) mit Jeremy (15) sind nur 36 Kilometer in den Urlaub gefahren: von Gelsenkirchen-Buer auf die Grav-Insel. Keine fünf Euro kostet das Benzin für die Fahrt in die Ferien für die vier, die seit vergangenem Dienstag auf Deutschlands größtem Familien-Campingplatz zelten. Sie sind damit trotz des schlechten Wetters nicht alleine. Beinahe jeder Zeltplatz ist besetzt.

Die Wiese in den Rheinauen, auf der die Zelte stehen trocknet in diesem Sommer kaum ab. Selbst wenn sich die Sonne zeigt, bleibt die Feuchtigkeit in der Luft und kriecht in Kleidung und Schlafkoje. Mit der Nässe hätten sie kein Problem, erzählt Kerstin. Denn die vier schlafen in einem neuen Zelt mit zwei abgetrennten Kabinen, für das Jeremy bei Ebay Spielzeug verkauft hat. Anders als ihr altes hat es einen Boden, der vor der Feuchtigkeit schützt.

Frühstück
auf der Isomatte

Als es am Freitag regnete, haben Katja, Kerstin, Nico und Jeremy im Zelt auf einer Isomatte gefrühstückt. Ein bisschen improvisiert, aber gemütlich, sagen die beiden Frauen: „Die eine schmiert die Brötchen, die andere belegt sie. Dann geht das.“ Den Regen haben sie einfach abgewartet, sich mit Kartenspielen und einem Ausflug in den Angelladen die Zeit vertrieben, und als es abtrocknete, den neuen Grill eingeweiht.

Ihre beiden Kleinwagen haben die beiden Mütter zu Hause voll beladen: „Wir haben alles mit: Sommer- wie Regensachen“, sagt Katja. Schlimmer als die Nässe sei aber die nächtliche Kälte – und der eisige Wind. „Wenn wir hier abends sitzen, haben wir die Winterjacken an und trinken heißen Tee“, erzählt die 41-Jährige. „Aber wir ziehen das hier eiskalt durch“, wirft Kerstin ein und lacht.

„Wir wussten ja wie das Wetter wird“, sagt sie. Die beiden Anwaltsgehilfinnen hatten sich auf ihren Urlaub gefreut und ließen sich von der schlechten Witterung nicht abhalten. Am Dienstag hatten sie vor ihrer Abfahrt noch auf der Grav-Insel angerufen. „Sonne und Quellwolken, sagten die“, erzählt Kerstin. In Gelsenkirchen war es grau.

„Der Wind treibt die Wolken oft an uns vorbei“, sagt Detlef Holstein, der an der Rezeption des Campingplatzes arbeitet und sich auf keine Wetterprognose mehr verlässt: „Ich schaue morgens aus dem Fenster, dann weiß ich, wie es wird.“ Meist sei es auf der Grav-Insel besser als auf der anderen Rheinseite.

Wirklich gut aber war es in den vergangenen sieben Tagen aber nie. Die vier Urlauber wirken trotzdem tiefenentspannt. Weg von zu Hause wollten sie, „einfach mal gar nichts machen“, erzählt Katja. Und das geht schließlich bei jedem Wetter. Und langweilig wird ihnen auch nicht, sagt Kerstin. Die Zeit vergeht schnell, „ein Tag ist hier nichts“.

Ausspannen
in der Hängematte

Täglich gehen die beiden Jungs angeln und versuchen, das Abendessen zu besorgen. Bisher war die Ausbeute mager, aber Kerstin hofft noch auf „so einen leckeren Zander auf dem Grill“. Die Mütter lassen einfach die Seele baumeln und erholen sich vom stressigen Alltag im Anwaltsbüro. Als alleinerziehende Mutter arbeitet Kerstin nebenbei noch in einer Videothek. Heute Nachmittag muss wieder hinter dem Tresen stehen.

Auf der Grav-Insel hat sie stattdessen auch schon in der vor dem Zelt aufgespannten Hängematte gelegen. Urlaub kann so schön sein.