Wesel. .
Nach 18 Jahren im Amt geht der Erste Beigeordnete Wolfgang Jung in den (Un-) Ruhestand. Er freut sich auf mehr Zeit für die Familie und auf Urlaub am Gardasee.
18 Jahre war Wolfgang Jung im Rathaus der Mann für die Kultur, für Soziales, Schule, Jugend und Sport. 18 Jahre, in denen sich einiges bewegt hat in der Kreisstadt. Jetzt geht der Erste Beigeordnete der Stadt Wesel in den Ruhestand und freut sich drauf. Das sagte er im NRZ-Gespräch, in dem wir mit ihm gemeinsam zurückblickten und nach vorne schauten.
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Die offizielle Verabschiedung hat der gebürtige Mülheimer, der 1949 geboren wurde, bereits hinter sich. Bürgermeisterin Ulrike Westkamp würdigte ihn im Rat und sagte unter anderem mit den Worten „Du wirst mir fehlen“ ade.
Jung hat seinen Dienst bereits beendet. Er wird in dieser Woche noch die restlichen Dinge aus seinem Büro holen, das er schon seit einiger Zeit aufräumt. Dabei hat er viele alte Dinge entdeckt, die er einst sammelte. Vor allem Zeitungsausschnitte waren dabei. Doch die sind mittlerweile genauso Geschichte wie der Ausbau der Grundschulen, Gymnasien und der Gesamtschule. Denn mittlerweile geht es in die umgekehrte Richtung. Schulen werden verkleinert oder gar geschlossen. Die Integration behinderter Kinder war ein großes Thema ebenso der Ausbau des Frühwarnsystems im Jugendbereich. Kindergartengruppen für Drei- bis Sechsjährige sind geschaffen, jetzt geht es weiter mit den bis zu Dreijährigen.
Sämtliche Beratungsangebote wurden im Laufe der Jung’schen Amtszeit erweitert und qualitativ verbessert, sagt der Fachmann. Das nutze den Menschen, es lasse sich aber auch in Euro und Cent ausrechnen, welche finanziellen Vorteile sie gebracht hätten.
Mit Blick auf das kulturelle Angebot freut sich der von Bürgermeisterin Westkamp als „Urgestein“ bezeichnete Sozialdemokrat über die gute Qualität der Veranstaltungen. Damit betone man die Bedeutung Wesels als Mittelzentrum, das immerhin einen Einzugsbereich von 100 000 Menschen habe. Für Jung ist es wichtig, beim Preußen-Museum die Landschaftsverbände bei der Trägerschaft mit einzubeziehen. Hier müsse auch geklärt werden, ob die Stadt Wesel Flächen in der Einrichtung bekommen kann, in der dann quasi das lange herbeigesehnte Stadtmuseum seinen Platz finden könnte.
Die Frage nach der Fortführung der vielen Initiativen des Kulturhauptstadtjahrs 2010, sei wichtig für Wesel. Denn am Rande des Ruhrgebiets gelegen, eigentlich dem Niederrhein zugehörig, nutze es nicht vielen, wenn Veranstaltungen in Dortmund besucht werden könnten. In Wesel selbst lobt Jung unter anderem die Kulturnacht und die engagierten Menschen in der Stadt. „Das sind doch tolle Sachen. Da wären andere froh, wenn sie das hätten“, sagt er.
Engagement für jüdische Kultur
Und auch mit Blick auf den Sport sieht der Beamte Positives, wenn er etwa an den Ausbau des Auestadions denkt. Doch auf Dauer wird man sich konzentrieren müssen, sagt Jung und meint damit die Zusammenlegung von Vereinen. Was hier fehle, sei allerdings jemand, der entsprechende Visionen habe und dies in die Hand nehme.
Jetzt freut sich Wolfgang Jung erst einmal über deutlich mehr Freizeit. Denn unzählige Abende und zahllose Wochenenden waren der Arbeit geschuldet. Mit seiner Ehefrau Renate will er demnächst mehr Golf in Weselerwald spielen und sich der Familie widmen, die in ganz Deutschland verstreut wohnt. Seine beiden Söhne sind in Köln und Düsseldorf zu Hause, weitere Verwandte in Bonn und Berlin. Auch Urlaub soll nun häufiger gemacht werden. Garda- und Nordsee, Bayern und Südtirol sind die bevorzugten Ziele der Jungs.
Eine neue Aufgabe hat Wolfgang Jung als Vorsitzender des Jüdisch-Christlichen Freundeskreises übernommen. Zusammen mit seinen Freunden aus der Stadtverwaltung, Paul Borgardts und Jürgen Becks, möchte er mehr die jüdische Kultur in den Vordergrund stellen und dazu mit der jüdischen Gemeinde in Duisburg enge Kontakte pflegen. Die Synagoge in Essen soll genauso mit einbezogen werden wie die Moschee in Duisburg - im Rahmen eines interreligiösen Dialogs. Auch eine engere Zusammenarbeit mit dem Niederrheinischen Kunstverein und der Historischen Vereinigung, die wie der Freundeskreis im Haus Eich ihren Sitz haben, wird angestrebt.