Wesel. Moritz Iserloh hat sein Studium beendet und ist nun auch Hörakustik-Meister. Das sind die Pläne des Familienunternehmens in der Innenstadt.
Dass eine Optikerin oder ein Optiker eine Brille tragen sollte, ist auch bei Iserloh ein ungeschriebenes Gesetz. „Muss nicht sein“, schmunzelt Moritz Iserloh, „aber signalisiert dem Kunden natürlich, dass sein Gegenüber weiß, wovon er spricht.“ Und so tragen hier bei Optik Iserloh nicht drei oder vier Mitarbeiter eine Brille, sondern alle Neune im Team. Das traditionsreiche Unternehmen, das Augenoptikermeister Hans Iserloh mit seiner Frau Ursula im Januar 1957 in der Kreuzstraße eröffnete, ist eines der wenigen noch inhabergeführten Geschäfte in der Weseler Innenstadt. Optiker gibt es hier in direkter Nachbarschaft zum Viehtor viele, doch fast alle sind Filialen großer Ketten.
Und den inzwischen 67 Jahren Optik Iserloh will Junior Moritz Iserloh noch viele weitere folgen lassen. Der 28-Jährige hat auf der Hochschule in Aalen sein Studium der Augenoptik mit Abschluss Bachelor of Science erfolgreich beendet – und ist nach einigen Jahren bei Augenoptik-Betrieben in Frankfurt nun in den elterlichen Betrieb zurückgekehrt. „Ich wollte den Fokus auch auf den medizinischen Bereich, nicht nur auf das Handwerk legen“, betont Moritz Iserloh. Auf Bereiche wie Kontaktlinsen, Screening und Augenvorsorge. Zudem ließ der 28-Jährige nach dem Studium der Augenoptik im Februar diesen Jahres in Landau auch noch den Meister zum Hörakustiker folgen. Denn seit vielen Jahren ist die Hörakustik das zweite große Steckenpferd des Familienunternehmens.
„Ich wollte aber erst einmal die Augenoptik in all ihren Facetten kennenlernen – auch den industriellen Bereich“, sagt Moritz Iserloh. „Denn das ist meine erste Leidenschaft.“ Und klar, natürlich nebenbei „auch ein wenig das Studentenleben genießen.“ Thema seiner Bachelorarbeit war die Digitalisierung in der Augenoptik. Schon als Kind hatte Moritz Iserloh nach dem Unterricht im AVG oft einen Abstecher ins Geschäft gemacht, hatte da schon Optiker-Luft geschnuppert. Trotzdem haben ihn seine Eltern Christa und Frank Iserloh später oft gefragt: „Willst du das wirklich mal machen?“ Doch für den Sohn war der Berufswunsch längst klar. Die klassische Ausbildung dauert insgesamt nicht nur länger, sondern konzentriert sich auch mehr aufs Handwerk, während im Studium eben auch das Thema Geschäftsführung behandelt wird.
Großvater Hans Iserloh hatte noch Fotoequipment
So steht mit Moritz Iserloh nun die dritte Generation bereit, nach Großvater Hans sowie Vater Frank und Onkel Dirk in der zweiten Generation. Früher waren Optikergeschäfte meist noch kombiniert mit einem weiteren Zweig wie Schmuck, Uhren oder wie bei Hans Iserloh der Fotobereich. 1970 erfolgte der Umzug zum Viehtor 16, seit 1988 hat das Fachgeschäft seinen Sitz am Viehtor 14. Und heute macht die Hörakustik schon einen großen Anteil aus, oft sind die Kunden nach dem Sehtest auch im Hörstudio. „Wir sind Ansprechpartner für die Sinneswahrnehmung“, sagt Moritz Iserloh.
Seit kurzer Zeit schließen die Iserlohs ihr Geschäft am Montagnachmittag und auch die klassische Stunde Mittagszeit bleibt heilig. „Das braucht man einfach, um mal runterzukommen“, findet Moritz Iserloh. Einige Jahre werden bei den Iserlohs noch die Eltern, der Sohn und der Onkel zusammen im Geschäft stehen, der Übergang ganz sanft vonstatten gehen. „Denn das Fachpersonal zu finden ist auch unser Problem.“ Auch in Aalen war die Zahl der Studenten überschaubar. „Im Grunde ist das eine Nische, die meisten gehen den klassischen Weg der Ausbildung.“
Und auch in dieser Branche ist Künstliche Intelligenz schon das Thema, so gibt es bereits Brillen mit Smart Glasses, über die man Musik hören oder auch telefonieren kann. „Damit müssen wir uns beschäftigen, das wird auch die Hörakustik verändern“, glaubt Moritz Iserloh. Was das Brillen-Sortiment betrifft, bleiben die Iserlohs weiter breit aufgestellt, mehr Vielseitigkeit und kaum Standardware ist die Devise. Hörstudio und Sehtest-Bereich sind auf dem neuesten Stand, für den Sehtest hat die Familie gerade erst eine Refraktionseinheit mit Flüssigkristalllinsen angeschafft, die viel feiner messen kann. Denn der Anteil der Kurzsichtigen hat zugenommen, die Sehgewohnheiten haben sich verändert. So sind die jüngsten Kunden noch im Kleinkindalter. Aber was macht für Moritz Iserloh der besondere Reiz seines Berufes aus? „Für mich macht es die Mischung.“ Und die persönliche Begegnung mit dem Kunden: „Er setzt die Brille auf, guckt sich im Spiegel an und ist glücklich.“ So einfach kann es manchmal sein.