Wesel. In Wesel-Ginderich geht es am Rosenmontag ohne PS-starke Wagen durchs Dorf. Die Gruppen haben sich fantasievolle Kostüme einfallen lassen.

Ein Straßenkarneval braucht nicht unbedingt PS-starke Zugfahrzeuge und riesige Anhänger mit fulminanten Aufbauten, um Stimmung zu verbreiten. Das zeigt einmal mehr der Bollerwagenumzug in Ginderich auf sympathische Weise, mit fantasievollen Kostümen statt dumpf dröhnender Bässe. Und das schon zum 33. Mal.

Pünktlich zum Start um 11.11 Uhr versiegt der Nieselregen, die Wolken verziehen sich und bis zum Ende des Umzuges ist dann sogar die Sonne zu sehen. Einfach schön: Der Weg vom Schulhof durchs Dorf mit einer halbstündigen Pause am Edeka ist bis zum Zelt von großen und kleinen Zaungästen umsäumt. Die meisten sind fantasievoll verkleidet – daran ist zu erkennen, dass die Gindericher auch im Herzen Karnevalisten sind.

„Blühendes Leben“ nennt sich die Gruppe, die gegen Schottergärten Stellung bezieht.
„Blühendes Leben“ nennt sich die Gruppe, die gegen Schottergärten Stellung bezieht. © FUNKE Foto Services | Rainer Hoheisel

Mitorganisator Stephan Meier zeigt sich erfreut, dass in diesem Jahr zwei Wagen mehr dabei sind. Aber: „Leider haben die Schulkinder ein paar freie Tage, was den einen oder anderen Gindericher, der sonst dabei gewesen wäre, veranlasst hat, in Kurzurlaub zu fahren“, bedauert er.

Dorfkinder wollen ihre Heimat liebenswert zu erhalten

„Das Dorfleben lebendig halten“, so lautet bei den meisten Akteuren die Motivation sich aktiv zu beteiligen. Die „Pantomime friends“ haben sich vor einer Woche spontan entschlossen es ihren erwachsenen Kindern, die aktiv in unterschiedlichen Gruppen dabei sind, gleichzutun, sich ein Thema zu überlegen und mitzuziehen. Und sie hoffen, dass in einigen Jahren drei Generationen aus ihrem Kreis dabei sind. „Wir sind Dorfkinder und sind dafür unsere Heimat liebenswert zu erhalten“, heißt es. Die Gruppe von Junggesellen baute ein U-Boot, läuft als Matrosen mit und thematisiert das U-Boot-Trinken zum Schützenfest. Wer es nicht weiß: In ein mit Pils gefülltes Glas wird auch ein Pinneken mit Korn versenkt und das dann als Mix getrunken.

Ihre Liebe zur Natur zeigt die Gruppe „Blühendes Leben“. Ganz in grün gekleidet und mit Blumenschmuck auf dem Kopf zeigen sie, dass sie zum Beispiel gegen Schottergärten sind. Der Freundeskreis mit 16 Mitgliedern betont: „Wir sind alle Karnevals-verrückt und laufen deshalb schon viele Jahre mit“.

Farbenfroh und gut gelaunt ziehen die Teilnehmer des Bollerwagensumzuges in Ginderich durch den Ort.
Farbenfroh und gut gelaunt ziehen die Teilnehmer des Bollerwagensumzuges in Ginderich durch den Ort. © FUNKE Foto Services | Rainer Hoheisel

„Früher haben wir gespielt, jetzt trinken wir“, berichtet eine Dame des Spielmannszuges lachend und verschwindet in der Menge. Das Thema Dauerregen wird hier umgesetzt und zeigt Fischer und Meerjungfrauen. Die mittlerweile aus den Spielmannszugs-Schuhen herausgewachsenen Mitglieder sind bereits von Anfang an bei dem fröhlichen Spektakel dabei, berichten sie. Am Wegesrand sind auch viele Haustüren oder Vorgärten bunt geschmückt. Die Bewohner feiern vergnügt vor der Tür. Wie Familie Groth, die damit den Einsatz der aktiven Jecken auf der Straße honoriert. Im Jahr 2016 sind sie aus Xanten zugezogen und berichten: „Das ist eine tolle Dorfgemeinschaft hier, dieses Brauchtum muss unterstützt werden.“

Kinderelferrat ist mit dem Motto Zirkus beim Zug dabei

Das Thema Zirkus beim Kinderelferrat ist schnell zu erraten, denn die Kids sind entsprechend verkleidet. Emilie, Leah und Seline laufen zum ersten Mal mit. „Das macht soooviel Spaß“, sagen die drei kleinen Freundinnen strahlend und schmeißen Popcorn in die Menge. Gut drei Stunden dauert der närrische Lindwurm, der im Festzelt mit einer Prämierung der schönsten Wagen und Gruppen seinen Abschluss findet. Platz eins belegte schließelich die Gruppe „Das blühende Leben“, dahinter folgten das „Männerbalett“ und die „Gindericher Mädels“.