Wesel. Bürgermeisterin Westkamp zeichnet den deutsch-marokkanischen Komiker aus und bietet dem 42-Jährigen direkt einen Job bei der Stadt Wesel an.

Da machte sogar der neue Eselordenträger Abdelkarim ganz große Augen, als Ulrike Westkamp als „Lady in Red“ auf die Bühne schwebte: Die Weseler Bürgermeisterin tanzte vor den Augen des deutsch-marokkanischen Komikers übers Parkett des Festzeltes und nahm dabei Bezug auf den Let’s-Dance-Auftritt des Kabarettisten: „Dein Tanztalent hat man im TV zwar verkannt, dafür bist Du auf anderem Gebiet brillant: Deine Fähigkeiten wüsste ich für Wesel schon zu nutzen – als Stadtführer würdest Du viele verdutzen.“ Und als Nachtwächter könne Abdelkarim in der Hansestadt sogar als Räuber Hotzenplotz überraschen, machte sie ihm gleich ein weiteres Angebot.

Gibt Abdelkarim bald in Wesel den Räuber Hotzenplotz?

Westkamp hatte in ihrer Laudatio die Bedeutung der Weseler Auszeichnung so beschrieben: „Abdelkarim ist schon oft mit Preisen belobigt worden. Aber was ist schon der Deutsche Fernsehpreis im Vergleich zu unserem Eselorden?“ Die Auszeichnung mit dem Esel habe er sich für seine Eselei verdient, als der Comedian behauptet hatte: „Wesel ist so eine kleine Straße, die glaubt, die ist eine Stadt.“ Dies reicherte der Komiker zudem mit der Anekdote an, nach der ein kleiner Junge ihn in Wesel mit „Räuber Hotzenplotz“ aus dem Kinderbuch verwechselt habe. Bevor Westkamp aber den Eselorden an den Komiker überreichte, wurde sie in ihrer Laudatio noch kurz politisch: „Ob Ampel in Berlin oder Jamaika in Wesel – es scheint, als gibt’s überall ausreichend Esel.“

Ordensträger Abdelkarim danke auf dem Esel sitzend für diese „große Ehre“ und lobte die launige Laudatio von Westkamp in höchsten Tönen: „Das hat mir wirklich gefallen. Du warst jetzt in 20 Minuten aktiver als Olaf Scholz in drei Jahren.“

Ist er bald als Räuber Hotzenplotz bei Weseler Stadtführungen mit am Start? Die Bürgermeisterin hat es Abdelkarim zumindest angeboten...
Ist er bald als Räuber Hotzenplotz bei Weseler Stadtführungen mit am Start? Die Bürgermeisterin hat es Abdelkarim zumindest angeboten... © FUNKE Foto Services | Karl Banski

Natürlich ließ es sich der 42-jährige Duisburger auch nicht nehmen, das Festzelt mit einem Comedy-Beitrag zu erheitern. Abdelkarim bezeichnete sich erstmal als „großer Wesel-Fan“. Seine Begründung: „Wesel ist eine der wenigen Städte, gegen die der MSV Duisburg noch nicht verloren hat.“ Dann witzelte er über seine Herkunft: „Ich bin marokkanischer Deutscher oder deutscher Marokkaner – je nachdem, wer gerade vor der Tür steht. Und wenn ich im Zug mein Ticket vergessen habe, bin ich Flüchtling.“ Das Wichtigste bei der Integration sei die Sprache, jedoch sei die deutsche Sprache „wirklich nicht ohne“. Dies merke er immer wieder – beispielsweise bei Sätzen wie: „Jetzt beeil Dich doch mal langsam“ oder „jetzt warte doch mal schnell“.

Sitzungspräsidentin Ulla Hornemann lief zur Höchstform auf

Kabarettistische Schlagfertigkeit bewies auch Ulla Hornemann, die wortgewandte Sitzungspräsidentin des Närrischen Parlamentes, die bekanntlich nie ein Blatt vor den Mund nimmt. So ging sie in ihrer Begrüßung spontan auf den mit riesigen Pfützen übersäten Parkplatz am Festzelt ein: „Die Stadt Wesel hat bei ihrer Einladung leider vergessen, darauf hinzuweisen, dass Gummistiefel beziehungsweise Schwimmflossen mitzubringen sind.“ Hornemann äußerte sich auch kritisch zur Ausweich-Veranstaltungsstätte weit draußen in Lackhausen: „Jedem muss ja wohl klar sein, dass wir wieder einen Ersatz für die Niederrheinhalle brauchen. So wie jetzt kann’s ja wohl nicht weitergehen!“

Das Publikum genoss im Festzelt am PSV-Lackhausen-Sportgelände die Sitzung des Närrischen Parlaments.
Das Publikum genoss im Festzelt am PSV-Lackhausen-Sportgelände die Sitzung des Närrischen Parlaments. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

Trotzdem schwärmte Karnevalsprinz Heinz Müller mit Blick auf die rund 850 begeisterten Besucher im proppenvollen Festzelt: „Wir sind komplett begeistert und werden den Tag genießen.“ Auch sein närrisches Gefolge sowie Kinderprinzessin Marlene mit ihren drei Pagen strahlten bis über beide Ohren. Ein Augenschmaus waren während der närrischen Sitzung die vielen flotten Tanzauftritte mit akrobatischen Elementen – wie von der Kinder-Tanzgarde des Elferrats der Kolpingsfamilie, der Vesalia Red Stars und des Tanzcorps Kammerkätzchen & Kammerdiener aus Köln und Umgebung.

Nach der Ordensverleihung feierten die Narren noch stundenlang fröhlich weiter. Kein Wunder, brachten doch „Solala, die Karnevalsband“ und andere Profimusiker ordentlich Schwung ins Festzelt. Das riss die begeisterten Besucher immer wieder von den Sitzen und sorgte für Begeisterungsstürme.