Hamminkeln. 100 Millionen Euro Überbrückungshilfe sollen Kitas in NRW bald bekommen. Das ist laut den Trägern zu spät und deutlich zu wenig.
Es sind schwere Zeiten für Kitas und ihre Träger. Nachdem die monatlichen Kosten durch Inflation und tarifliche Lohnerhöhungen stark angestiegen sind, klagen immer mehr Träger über finanzielle Notstände und mangelnde Unterstützung. „Auch wir erleben Kostensteigerungen in fast allen Bereichen“, erklärt Karl-Hermann Hecheltjen, Geschäftsführer des Kindergartenverein Brünen e.V. in Hamminkeln. Er wirft dem Land NRW und dem Familienministerium einen Verstoß gegen das Kinderbildungsgesetz (KiBiz) vor, in dem auch die Anpassung der Finanzierung an die reale Kostenentwicklung geregelt ist.
Betriebskostenzuschüsse seien zu niedrig und kämen deutlich zu spät, bemängeln die Kitabetreiber. Für Anfang 2024 hat die Landesregierung deshalb Überbrückungshilfen mit einem Gesamtvolumen von 100 Millionen Euro angekündigt. Bei mehr als 8.000 NRW-Kitas in freier Trägerschaft ergibt das pro Einrichtung durchschnittlich rund 12.000 Euro. Wie viel eine Kita tatsächlich erhält, hängt von der Größe und einigen weiteren Faktoren ab.
So viel Geld fehlt der Kita in Hamminkeln
Der Kindergarten Mühlenbergkinder in Brünen rechnet mit etwa 13.000 Euro Überbrückungshilfe. Laut Hecheltjen muss der Trägerverein davon bis zum Sommer unter anderem Inflationsausgleichszahlungen in Höhe von rund 36.000 Euro bezahlen. Durch die tarifliche Lohnerhöhung ab März fallen bis Juli weitere 29.000 Euro an. „Da klafft eine dramatische Lücke“, beklagt der Geschäftsführer, der seit fast 30 Jahren für den Verein arbeitet. Damals hatte er sein jüngstes Kind bei den Mühlenbergkindern angemeldet, mittlerweile besuchen schon seine Enkelkinder den Kindergarten in Brünen.
Auch die versprochene Erhöhung der Betriebskostenzuschüsse für das kommende Kitajahr seien zu niedrig und um Monate zu spät. Anfragen und Hilferufe werden von dem Ministerium von Josefine Paul konsequent ignoriert, kritisiert Hecheltjen. „Es wird Einrichtungen geben, die vorher aus finanziellen Gründen schließen werden“, ist sich der 69-Jährige sicher. Der Kindergarten Mühlenbergkinder gehöre allerdings nicht dazu. Der Trägerverein versuche Kosten zu sparen und könne auf Zuschussleistungen der Stadt Hamminkeln zurückgreifen.
Kitas in Not: Bildungsqualität in Gefahr
Dennoch braucht auch der Kindergarten Mühlenbergkinder „schnell und in ausreichender Höhe Geld für den laufenden Betrieb.“ Besonders bei den Ausbildungskosten sieht Hecheltjen großen Investitionsbedarf, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Sonst bleibe irgendwann die Betreuungs- und Bildungsqualität auf der Strecke.