Wesel. 17 Künstlerinnen und Künstler zeigen ab Sonntag im Wasserturm ukrainische Kunst in Zeiten des Krieges. Was die Ausstellung so besonders macht.
Die kulturelle Szene der Stadt soll noch ein bisschen bunter werden. Das hat sich zumindest der neu gegründete Verein „Kunst im Turm“ in Wesel vorgenommen. Dass es ihm ernst damit ist, will er auch gleich mit einer großen Ausstellung beweisen: Ab dem 26. November werden siebzehn renommierte Künstlerinnen und Künstler aus der Ukraine ihre Werke im Wasserturm der Stadtwerke ausstellen. „Slawa Ukrajini! Ukrainische Kunst in Zeiten des Krieges“, so der Titel der Schau, die das gute Dutzend Vereinsmitglieder ehrenamtlich vorbereitet hat.
Der Wasserturm in der Brandstraße gibt schon seit Jahren Künstlerinnen und Künstlern aus der Region die Möglichkeit, ihre Werke auszustellen. Doch nun soll das Spektrum breiter werden, sagt die frischgebackene Vereinsvorsitzende Rahel Kraft: „Wir wünschen uns, dass der Wasserturm zur Kultur- und Begegnungsstätte wird.“ Dabei gehe es nicht nur um die Organisation und Betreuung von Ausstellungen, sondern auch um den Austausch mit Künstlerinnen und Künstlern sowie mit Museen und anderen Vereinen, die sich für Kunst und Kultur starkmachen, so Kraft.
Der Austausch funktioniert bereits: Für die Kuratierung der Ausstellung ukrainischer Kunst von 2014 bis heute konnte die Kunsthistorikerin Olha Sobkovich aus Kiew gewonnen werden, die derzeit ebenfalls eine Schau im Otto-Pankok-Museum vorbereitet. Sie stellte die Kontakte zu ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern her und die waren gern bereit, ihre Bilder, Skulpturen und Performances im Wasserturm zu zeigen. Petro Antyp, einer der bekanntesten Bildhauer und Maler des vom russischen Angriffskrieg erschütterten Landes, ließ es sich trotz der weiten Anfahrt nicht nehmen, schonmal vorbeizuschauen und sich mit den Leuten vom neugegründeten Verein bei Kaffee und Pflaumenkuchen über die Hängung seiner Werke auszutauschen. „Antyp war begeistert von der außergewöhnlichen Ausstellungsstätte“, freut sich Vereinsmitglied Jochen Weigelt, der die Website von Kunst im Turm Wesel betreut.
Werke über Gefangenschaft in Donezk hängen in ehemaliger Arrestzelle
Uwe van de Sand, der stellvertretende Vorsitzende, gehört dem Verein als Kunstinteressierter an, aber auch als Vertreter der Stadtwerke. Die laut van de Sand hocherfreut sind, dass ihr technisches Denkmal aus dem Jahr 1886 nun noch mehr ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden soll, wie es die Pläne des Vereins vorsehen: „Mich berührt es sehr, dass in einer der ehemaligen Arrestzellen unseres Wasserturms demnächst die Zeichnungen eines ukrainischen Künstlers hängen werden, die von seiner Zeit in einem Gefängnis der russischen Armee in Donezk erzählen“, sagt van de Sand.
Rahel Kraft hat es vor allem die in einer Video-Installation festgehaltene Performance angetan, die sich mit den verheerenden Überschwemmungen nach der Sprengung des Kachowka-Staudamms im Juni auseinandersetzt. Und auch die Bezugnahme auf ukrainische Volkskunst wie die Stickerei findet sie wichtig. Begleitend zu der Ausstellung sind einige Veranstaltungen zur Ukraine in Vorbereitung. So wird NRZ-Kriegsreporter Jan Jessen im Januar von seinen Reisen in die Ukraine berichten. Und im Übrigen hoffen die Vereinsmitglieder nicht nur auf viel Interesse für die Ukraine - sie wünschen sich auch weitere Mitstreiter und Mitstreiterinnen, die bei Kunst im Turm Wesel mitmachen wollen.
Ukraine-Ausstellung im Weseler Wasserturm ist bis zum 26. Januar zu sehen
Die Ausstellung „Slawa Ukrajini! Ukrainische Kunst in Zeiten des Krieges“ wird am 26. November 2023 um 18 Uhr eröffnet und ist bis zum 26. Januar 2024 im Wasserturm in der Brandstraße 44 zu sehen. Näheres über die Ausstellung, begleitende Veranstaltungen und den Verein findet sich auf der Website www.kunstimturm-wesel.de