Hamminkeln. Seit Jahren möchte Hamminkeln einen Radweg bis nach Marienthal bauen. Doch das gestaltet sich schwierig. Nun gibt es eine neue Idee.
Im Lauf der letzten Jahre hat es immer wieder Anläufe gegeben, einen Radweg nach Marienthal zu bauen. Doch sie sind alle gescheitert. Zuletzt hatte die CDU noch einmal im November letzten Jahres einen Anlauf genommen, um von der B70 abbiegend die Radfahrer sicher entlang der Pastor-Winkelmann-Straße (L401) ins Klosterdorf zu leiten. Straßen NRW hat den Antrag zum Anlass genommen, die Umsetzung eines Teilabschnitts im Rahmen eines Sicherheitsaudits zu überprüfen. Das Ergebnis ist ernüchternd.
Das fängt schon damit an, wie die Radfahrer von der B70 gefahrlos auf die nördliche Seite der Pastor-Winkelmann-Straße geführt werden können. Reicht die Querungshilfe, im Fachjargon Tropfen genannt? Oder muss eine Ampel gebaut werden? Oder muss der Radweg auf der südlichen Seite angelegt werden und die Radfahrer dann hinter der Bushaltestelle beziehungsweise außerhalb des Kurvenbereichs die Straße queren? Dann bräuchte es da eine neue Querungshilfe.
Auf beiden Seite durch die Dorfmitte
Ab der Einmündung zum Bauernladen sieht das Sicherheitsaudit zwei Möglichkeiten vor. Entweder verläuft der Radweg parallel zur L401 oder bis zum Parkplatz an der Kulturwiese oder die Radfahrer werden nach rechts um das vordere Feld und die Kulturwiese herum über unbefestigte Wege bis zur Einfahrt an der Kulturwiese gelotst. Das wäre ein Umweg von mehr als 500 Metern. Den werden viele Radfahrer aller Voraussicht nach nicht nehmen, sondern lieber geradeaus entlang der Straße fahren werden.
Aber auch hier sieht der Experte Probleme, denn der Radweg endet erst mal am Parkplatz. Weil es hier zu Konflikten mit rangierenden Fahrzeugen kommen könnte, empfiehlt Straßen NRW zu prüfen, ob die Weiterführung entlang der Pastor-Winkelmann-Straße nicht die bessere Variante wäre. Und das dann am besten auf beiden Straßenseiten, denn es gibt in der Dorfmitte einige Einmündungen und Ausfahrten. Hier wäre nach Meinung von Straßen NRW der Radweg auf beiden Seiten auf der Fahrbahn vertretbar.
Hamminkeln wäre der erste Versuch in NRW
Alles in allem keine guten Nachrichten folgert die Stadt. Da der Bericht an mehreren Stellen Defizite und Gefahrenpunkte aufweist und im Wesentlichen keine neuen Erkenntnisse beinhaltet, scheint ein „normaler Radweg“ immer noch in weiter Ferne zu liegen. Den Radweg auf halber Strecke im Kurvenbereich enden zu lassen, scheidet für die Stadt aus Sicherheitsgründen aus. Weiterführen kann sie ihn nicht, weil die notwendigen privaten Grundstücke nicht zur Verfügung stehen.
Nun bringt die Stadt eine Alternative ins Spiel, wie es sie in Nordrhein-Westfalen bisher nicht gibt - wohl aber in den Niederlanden. Der Beigeordnete Robert Graaf hat bei Straßen NRW nachgefragt, ob Hamminkeln mit dem Radweg in NRW nicht ein Pilotprojekt starten könnte. Denn in der Stadtverwaltung haben sie sich folgende Idee aus dem Nachbarland abgeschaut. Dort wird auf beiden Seiten der Straße ein Schutz- beziehungsweise Fahrradstreifen angelegt, der rot markiert wird.
Für die Autofahrer sieht es dann so aus, als würde nur eine Fahrbahn existieren und sie fahren automatisch vorsichtiger. Kommt Gegenverkehr, dürfen beide Fahrzeuge auf die rot markierten Flächen ausweichen, um gefahrlos zu passieren. Sollten dort allerdings Radfahrer unterwegs sein, heißt es „Bremsen“. Ob Straßen NRW dieses Verfahren in Hamminkeln testen wird, steht noch in den Sternen. Doch für Robert Graaf ist es erst einmal einen Versuch wert.
Dass die aktuelle Situation unbefriedigend und auch für Radfahrer gefährlich ist, konstatiert auch der Klimabeirat in seiner aktuellen Stellungnahme. Er hatte bereits in der Vergangenheit gefordert, dass der Radverkehr aus Richtung Brünen lieber über den Kirchweg erfolgen sollte, der sich allerdings „aktuell in einem beklagenswerten Zustand befindet“ und deshalb fahrradfreundlich ausgebaut werden müsste. Die Variante, die nun bei Straßen NRW auf dem Tisch liegt, könnte erfolgreich sein, wenn auch die Höchstgeschwindigkeit reduziert wird. Im Moment dürfen Autofahrer noch mit 100 Km/h auf dem ersten Teilstück fahren, bevor das Tempo erst auf 70, dann auf 50 Km/h reduziert wird.