Schermbeck. Ist es Jux, Sport oder Karneval? Jedenfalls ist es lustig, das 100 Jahre alte Spektakel. Das Heimatmuseum widmet ihm eine Ausstellung.

In Schermbeck ist so manches anders. In dem Ort, in dem ein König im Schüppenwerfen ermittelt wird, Junggesellen zum Wurstjagen über die Felder ziehen und beim Fähnchenschützen-Umzug ein Schütze mit einem Steckenpferd-Fahrrad voran „reitet“, freut sich die ganze Gemeinde alle vier Jahre am Karnevalssonntag auf eine lustige Veranstaltung – das Schermbecker Schubkarrenrennen.

Und weil im Jahr 1924 die Premiere ausgetragen wurde, greift der Heimat- und Geschichtsverein Schermbeck den traditionellen „Wettkampf“ auf. „Ein 100-jähriges Jubiläum ist sicherlich ein Grund, um sich in einer neuen Ausstellung im Schermbecker Heimatmuseum dem Schubkarrenrennen zu widmen“, erklärt Günter Gätzschmann, der Geschäftsführer des Vereins.

Er vermutet, dass viele Einwohner ihm bei solch einer Dokumentation behilflich sein könnten: „Wir brauchen Unterstützung der Schermbecker für die neue Ausstellung im Heimatmuseum“, so der Heimatforscher, der berichtet: „1924 – also vor genau 100 Jahren – fand das erste Schubkarrenrennen statt, damals vom Dilettantenverein ausgerichtet. Dann ging es nach dem Krieg 1954 weiter. Der Schermbecker Kolpingsfamilie organisiert seitdem im Vier-Jahres-Rhythmus dieses Spektakel, bei dem Originalität in der Regel einen besonders hohen Stellenwert einnimmt.

2020 wurde die Diskussion um ein Tierkrematorium originell umgesetzt.
2020 wurde die Diskussion um ein Tierkrematorium originell umgesetzt. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Am Tulpensonntag, 11. Februar, ist es wieder so weit und die Rennstrecke rund um die St.-Ludgerus-Kirche dürfte wieder Anziehungspunkt für hunderte Schaulustige werden: Dann startet gegen 14 Uhr die mittlerweile die 19. Auflage des Schubkarrenrennens auf dem Schlopi-Ring, der nach der Schloßstraße und „Pipi“ benannt ist, weil dort einst wohl Fäkalien über die Straße liefen. Die „Wettkampf-Ordnung“ für die meist 15 bis 20 Teams ist einfach: „Eine Schubkarre mit einem Rad, ein Fahrer und einer, der schiebt.“ Drumherum dürfen die Teilnehmer ihrer Fantasie freien Lauf lassen – auch oder gerade besonders zum 100-jährigen Bestehen. „Ein stattliches Jubiläum!“, nennt Gätzschmann respektvoll den Schubkarren-Wettkampf. Deshalb werde sich der Heimat- und Geschichtsverein Schermbeck in einer Sonderausstellung ab Januar 2024 diesem örtlichen Höhepunkt widmen. Das Vorstandsmitglied fragt: „Wer hat Unterlagen von den letzten 18 Veranstaltungen (Fotos, Filme, Zeitungsartikel oder Exponate) und kann diese leihweise dem Heimatverein zur Verfügung stellen?“

Vielleicht gibt es ja auch sogar noch Erinnerungsstücke aus früheren Wettrennen: Hat noch jemand eine für das Rennen präparierte Schubkarre? Gibt es noch die teils originellen Aufbauten der Karren? Solche Relikte sucht der Heimatverein. Wer also Schätze auf Dachböden oder in Kellen aufbewahrt, wird gebeten, sich beim Vorstand der Heimatforscher zu melden. Diese Erinnerungsstücke sind jetzt reif fürs Museum!

Diese Gruppe kam als Bergleute mit einem eigenen Förderturm zum Schubkarrenrennen.
Diese Gruppe kam als Bergleute mit einem eigenen Förderturm zum Schubkarrenrennen. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Aus den vergangenen Jahren gibt es reichlich Bilder und Berichte – doch die ersten vier Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg seien nicht so gut dokumentiert, heißt es vom Heimatverein. „Insbesondere benötigen wir Ausstellungsmaterial von 1954 bis 1992“, so Günter Gätzschmann, der sich freuen würden, wenn historische Zeitdokumente ihm unter Telefon 02853-5106 oder per Mail an guentergaetzschmann@web.de angeboten würden.

Übrigens: Die Vorbereitungen für die 20. Auflage des traditionsreichen Rennens laufen – die Helfer treffen sich regelmäßig in der Gaststätte Overkämping, als Nächstes am Montag, 27. November, um 19 Uhr. Man darf sicherlich auch gespannt sein, welche besonderen Attraktionen sich die 22 Teams fürs 100-Jahr-Jubiläum des Spektakels einfallen lassen.