Wesel. Nach zwölf Jahren machen Margret Bödeker-Hußmann und Moritz Hußmann Schluss mit dem WE Kiosk in Wesel. Ein Nachfolger wird gesucht.

An der Grünstraße in Wesel geht bald ein gar nicht so kleines Kapitel der jüngeren Quartiersgeschichte zu Ende: Margret Bödeker-Hußmann und ihr Sohn Moritz Hußmann geben nach zwölf Jahren ihren WE Kiosk am Rande der Stadtmitte ab und suchen einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für das Ladenlokal, das sich in der Vergangenheit nicht nur als Trinkhalle und Annahmestelle für Pakete einen Namen gemacht hat, sondern auch als Ticketshop sowie als Ort für kulturelle und soziale Projekte.

„Ich werde bald 40 und möchte mich beruflich verändern“, sagt Moritz Hußmann über die Gründe für die Entscheidung. Was er künftig machen wird, möchte er noch nicht öffentlich machen. Seine Mutter Margret Bödeker-Hußmann, die als Geschäftsführerin für den kleinen Familienbetrieb verantwortlich ist, wird den Laden aus Altersgründen nicht weiterführen und geht in den Ruhestand.

WE Kiosk in Wesel hebt sich von anderen Trinkhallen ab

Wann genau der Kiosk an die Nachfolger übergeben wird, steht noch nicht fest. „Wir haben da keinen Stress und keinen Druck“, sagt Hußmann, der auch als stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD in Wesel bekannt ist. Dass das Geschäft in gute Hände übergeben wird und nicht geschlossen werden muss, da sind der 39-Jährige und seine Mutter aber zuversichtlich. „Wir haben schon einige Anfragen“, erzählt er. Und dabei hat er die Entscheidung erst am Mittwoch auf den Social-Media-Kanälen des Kiosk bekannt gemacht. Zum Geschäft gehören neben der 50 Quadratmeter großen Verkaufsfläche auch eine Lagerfläche und ein Büro, auch eine Toilette ist vorhanden. Die Hußmanns haben das Ladenlokal gemietet, es wird samt Inventar verkauft und soll möglichst nahtlos übergeben werden.

Der Kiosk lebt stark von seiner Stammkundschaft, hebt sich aber von vergleichbaren Geschäften deutlich ab. So gibt es zum Beispiel keine Ausschanklizenz für Alkohol, es darf also kein Bier, Wein oder Schnaps direkt vor dem Eingang getrunken werden. Neben dem klassischen Einzelhandel spielt der Verkauf von Tickets für Veranstaltungen und Konzerte eine große Rolle – und zwar nicht nur für Events in Wesel und Umgebung, sondern deutschlandweit. Das kommt nicht von ungefähr: Schließlich ist Moritz Hußmann bisher mit der Weseler Eventagentur selbst in der Branche beruflich unterwegs und organisiert Veranstaltungen. Wie es mit diesem zweiten Standbein nun weitergeht, ließ er im Gespräch mit der NRZ noch offen. Die Hußmanns wünschen sich, dass das Grundkonzept vom Nachfolger weitergeführt wird.

Verkauf des WE Kiosk in Wesel: Die Entscheidung fiel nicht leicht

Leicht gefallen ist ihm und seiner Mutter die Entscheidung jedenfalls nicht. „Zwölf Jahre sind zwölf Jahre“, sagt der Familienvater. Er kann dabei auf viele Aktivitäten zurückblicken, die das zweiköpfige Team auf die Beine gestellt hat. Darunter sind soziale Projekte wie zuletzt die Hilfslieferungen in die Ukraine zu Beginn des russischen Angriffskrieges, die über den Kiosk organisiert wurden.

Der WE Kiosk in Wesel hat sich drei Mal am „Tag der Trinkhallen“ beteiligt – mit einem bunten Programm.
Der WE Kiosk in Wesel hat sich drei Mal am „Tag der Trinkhallen“ beteiligt – mit einem bunten Programm. © FFS | Gerd Hermann

In Erinnerung bleibt auch die spontane Organisation eines alternativen Adventsmarktes, nach dem die Veranstaltung auf dem Großen Markt kurzfristig der Corona-Lage in der Vorweihnachtszeit 2021 zum Opfer gefallen war. Die Vereine konnten damals ihre schon fertigen und selbst hergestellten Waren im Verkaufsraum an der Grünstraße anbieten. Als einziger Vertreter des Niederrheins hat sich der Kiosk zudem drei Mal am „Tag der Trinkhallen“ beteiligt und so eine zentrale Kultur des Ruhrgebietes mitgefeiert.

Dass sich das „Büdchen“ über solche Aktionen im Laufe der Jahre eine echte Fangemeinschaft aufgebaut hat, zeigen die vielen Reaktionen in den sozialen Netzwerken. Viele Menschen bedauern die Pläne der Inhaber – doch die Entscheidung steht fest. Und so wirft Moritz Hußmann noch einen ganz persönlichen Blick auf sein Dasein als Angestellter unter einer besonderen Chefin zurück. „Das war schon eine coole Sache, das mit meiner Mutter zusammen zu machen.“