Wesel/Xanten. Seit einigen Wochen hält sich zur Freude vom Naturschützern ein Seeadler mit Sender und Ringen auf der Bislicher Insel auf. Das steckt dahinter.

Majestätisch schwebt der „König der Lüfte“ heran: Ein imposanter Seeadler startet von der Bislicher Insel bei Xanten am frühen Morgen zu seiner Beutetour und fliegt über den Eyländer Weg bei Wesel-Werrich weiter in Richtung Rhein. Dieses Schauspiel entzückt die Naturfreunde, die vom Boden aus mit Ferngläsern und Objektiven den Greifvogel ins Visier nehmen.

Noch interessanter ist allerdings ein zweiter Adler, der wenige Minuten später dem ersten Vogel folgt: Dieser Seeadler hat einen etwa Zigarettenschachtel großen roten Sender auf dem Rücken und Ringe an beiden Beinen.

Gut zu erkennen ist der rote Sender auf dem Rücken des neuen Seeadlers, der schon seit einigen Wochen zwischen Xanten und Wesel hin- und herfliegt.
Gut zu erkennen ist der rote Sender auf dem Rücken des neuen Seeadlers, der schon seit einigen Wochen zwischen Xanten und Wesel hin- und herfliegt. © Johannes Kruck

Woher kommt dieses Tier? „Wir wissen es noch nicht genau“, sagt Ilka Weidig, die Leiterin des Naturforums Bislicher Insel. Sie bestätigt aber, dass sich dieser beringte und besenderte Adler seit einigen Wochen in dem Naturschutzgebiet aufhält. Der Adler könne aus Frankreich, Österreich oder auch Polen kommen, bisher habe noch niemand die Ringe genau ablesen können, so die Expertin.

Ersatz für das verschwundene Männchen

Die Biologin ist allerdings begeistert über den neuen Adler: „Es handelt sich offenbar um ein neues Männchen, das Interesse an dem weiblichen Seeadler gefunden hat.“ Laut Weidig sei das ein gutes Zeichen, denn nach er erfolgreichen Brut in diesem Frühjahr mit zwei Jungvögeln war das Männchen zu ihrem Bedauern auf unerklärliche Weise verschwunden. Nun hoffe sie, dass „der Neue“ auf der Bislicher Insel bleibe, sich mit dem Weibchen paare und sich im kommenden Jahr dann wieder Nachwuchs einstelle. Ganz offensichtlich habe das Naturschutzgebiet aber eine Anziehungskraft auf Seeadler, der als „großer Räuber“ an der Spitze der Nahrungskette stehe.

Bei dem sitzenden Adler erkennt man hier gut die Ringe an beiden Beinen. Links schaut ein Rotmilan beim „König der Lüfte“ vorbei.
Bei dem sitzenden Adler erkennt man hier gut die Ringe an beiden Beinen. Links schaut ein Rotmilan beim „König der Lüfte“ vorbei. © Johannes Kruck

Nach NRZ-Informationen dürfte der neue Adler aus den Niederlanden kommen, wo er vor drei Jahren beringt wurde. Eine Seeadler-Arbeitsgruppe niederländischer Naturschützer listet die Daten auf, die der Sender des Vogels per GPS übermittelt, auf: Demnach flog das neue Männchen, das im Jahr 2020 in Oostvaardersplassen (NL) geschlüpft ist, in den vergangenen Tagen mehrmals von dem Horst nahe der B57 bei Birten aus in Richtung Wesel.