Wesel. Der Weseler Feuerwehrchef Thomas Verbeet freut sich, will aber den vom Land gefeierten Anstieg um 1600 Freiwillige nicht überbewerten.
Nach großen Werbeaktionen für die Freiwillige Feuerwehr in vergangenen Jahren gibt es jetzt erfreuliche Nachrichten, denn die Entwicklung bei den Zahlen der ehrenamtlichen Helfer ist positiv: Die Mitgliederzahlen der Feuerwehren stiegen im Jahr 2022 landesweit um 1599 auf insgesamt 93.573 Einsatzkräfte an. Damit liegt die Zahl nach Angaben des Landes NRW so hoch wie noch nie. Ist dieser Anstieg auch in Wesel und Umgebung spürbar? Dazu hat die NRZ bei den Feuerwehren in der Kreisstadt sowie in Hamminkeln, Hünxe und Schermbeck nachgefragt.
Verbeet: Abgänge und Zugänge sind ganz normal
Thomas Verbeet, der Chef der Feuerwehr in Wesel, freut sich zwar über den Anstieg von knapp 1600 Freiwilligen, will aber nicht in große Jubelarien ausbrechen: „Jeder Feuerwehrmann mehr ist erfreulich, aber man muss das auch mal relativieren: Bei 396 Kommunen in NRW sind das vier bis fünf Leute mehr. Für uns in Wesel würde das bedeuten, dass jeder unserer fünf Löschzüge einen Helfer mehr hätte.“ Verbeet bezeichnet dies als „das ganz normale Grundrauschen“ – mal seien es sechs mehr, dann mal drei weniger. Das Kommen und Gehen sei ganz selbstverständlich: Zugänge gibt es beispielsweise, wenn Mitglieder der Jugendfeuerfeuerwehr, die in Wesel zurzeit 60 Mitglieder hat, das 18. Lebensjahr erreichen. Abgänge verzeichnet die Freiwillige Feuerwehr, wenn jemand ab 60 Jahren (manchmal auch ein paar Jahre später) in die Altersabteilung wechselt.
Der Aufbau einer Kinderfeuerwehr, die in der Nachbarstadt Hamminkeln aktuell regelrecht boomt, sei zurzeit in Wesel nicht geplant: „Wir haben dafür auch Anfragen, aber ohne ein pädagogisches Konzept und das entsprechende Personal geht das natürlich nicht“, so Verbeet. Er sieht die Feuerwehr mit rund 70 Berufsfeuerwehrleuten und etwa 220 Freiwilligen gut aufgestellt.
„Feuerwehr ist wie eine Familie“, erklärt der Innenminister
Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte den Anstieg der Zahlen bei der Feuerwehr vor wenigen Tagen so kommentiert: „Das zeigt, wie viele motivierte und mutige Menschen in Nordrhein-Westfalen nicht nur Brände löschen wollen. Sie helfen, egal wann, egal wo, manchmal unter Einsatz ihres eigenen Lebens.“ Dann fügte er hinzu: „Die Feuerwehr ist wie eine Familie. Sie steht zusammen, unterstützt sich und andere“. Ähnlich sieht das auch Thomas Verbeet: „Vor allem in den Dörfern ist die Feuerwehr ja ein Teil des sozialen Lebens – wie der Sportverein und der Musikverein“, so der Weseler Feuerwehrchef.
Hamminkeln konnte sich Anfang des Jahres über insgesamt 535 Mitglieder der Feuerwehr freuen, doch für Einsätze stehen „nur“ 315 Frauen und Männer bereit. 61 gehören zur Ehrenabteilung, 73 zur Jugendfeuerwehr, 63 Mädchen und Jungen sind in der Kinderfeuerwehr und 23 bilden die Unterstützungsabteilung. Stadtbrandinspektor Konrad Deckers, der Stellvertretende Leiter, gibt sich zufrieden: „Wir haben einen relativ guten Zulauf, auch einige Quereinsteiger, und erfreulicherweise einen erfreulichen Zuspruch bei der Kinder- und Jugendfeuerwehr. Daher müssen wir uns aktuell keine Sorgen machen.“
Kein außergewöhnlicher Zulauf in Schermbeck
Ähnlich verhalten wie die Feuerwehr in Wesel reagiert auch Jana Loick, die Sprecherin der Schermbecker Wehr auf den Anstieg im Land: „Natürlich dürfen auch wir in Schermbeck regelmäßig neue Mitglieder bei uns begrüßen - zum Beispiel Übernahmen von der Jugendfeuerwehr in den aktiven Dienst - jedoch würde ich hier, im Vergleich zu den letzten Jahren, nicht von einem außergewöhnlich großen Zulauf sprechen.“ Die Feuerwehrfrau ergänzt: „Warum unsere Mitglieder sich für dieses Ehrenamt entscheiden, lässt sich so pauschal natürlich leider auch nicht beantworten.“
Starke Jugendfeuerwehr in Hünxe
In der Gemeinde Hünxe ist die Lage der vergangenen Jahre „relativ gleichbleibend“, wie Feuerwehrsprecher Marc Vinschen erläutert. Er berichtet aber von zwei sehr positiven Aspekten: „Das Ehrenamt wird offenbar wieder mehr geschätzt, wir haben in letzter Zeit auch einige Quereinsteiger.“ Und: „Seit knapp zwei Jahren hat unserer Jugendfeuerwehr konstant 40 Mitglieder – darüber hinaus haben wir eine Warteliste von rund 20 Interessierten.“ Nachwuchssorgen muss sich die Hünxer Wehr also wirklich nicht machen. (mit dpa)