Hamminkeln. Der Ringenberg-Stipendiat Florian Glaubitz stellte sein Tun jetzt der Öffentlichkeit vor. Warum seine Fotografien auch für ihn überraschend sind.
„Hier zeigte sich ein junger Künstler auf der Suche nach einer eigenen Bildsprache, der seine Umwelt mit großer Sensibilität wahrnimmt, Bildkonventionen bei der Annäherung an seine Sujets aber meidet. Seine Bilder umwerben den Betrachter nicht. Gerade diese Nüchternheit macht ihre Stärke aus.“ So urteilte die Kunsthochschule Mainz vor einigen Jahren über Florian Glaubitz. Nun ist der Künstler für ein sechswöchiges Stipendiat ins Schloss Ringenberg eingezogen.
Dahinter verbirgt sich ein länderübergreifendes Projekt: Vom 1. September öffnen die Kunstresidenzen – zum Beispiel auch das Schloss Ringgenberg – entlang der Grenze zwischen Deutschland, den Niederlanden und Belgien für drei Monate ihre Türen für internationale Gastkünstler und bündeln ihre Kräfte in einem einzigartigen Netzwerkprogramm: den Borderland Residencies.
Fachjury wählt die Ringenberger Stipendiaten aus
Ob grenzüberschreitende Exkursionen, Tagesausflüge zu ausgewählten Kunstorten oder Atelierbesuche und Koproduktionen – die Borderland Residencies bieten ein abwechslungsreiches Programm, das nicht nur Karrieren fördert, sondern tief eintaucht in die Herausforderungen und Bedingungen des Kunstschaffens in einer immer komplexer werdenden Welt. Die Borderland Residencies fördern damit die künstlerische Forschung in den Rhein-Maas-Borderlands.
Florian Glaubitz ist für das Stipendium im Rahmen eines offenen Ausschreibungsverfahrens von einer Fachjury ausgewählt worden, um an dem Projekt teilzunehmen. Der ausgebildete Fotograf, geboren 1985 bei Magdeburg, lebt und arbeitet in Münster und ist Meisterschüler von Adrian Williams an der Kunsthochschule Mainz. Nun macht er sich für seine Projektarbeit mit seiner neuen Umgebung erst einmal vertraut. Er trifft sich mit anderen Künstlern vor Ort, hat bereits das Otto-Pankok-Museum und das Kloster Kamp besucht. Sein Thema finde er erst, so der Künstler, im Auffinden der Umgebung. Es bestehe nicht die Absicht, Fotos im Sinne einer Dokumentation zu erstellen.
Werke spiegeln das Momenthafte
Den Fokus legt der Künstler vielmehr auf Details und verleiht ihnen durch eine ungewöhnliche Perspektive einen neuen Charakter. Es entsteht so eine eigen Ästhetik. Damit ist auch verständlich, dass seine Werke nicht planmäßig durchkomponiert sind. Sie spiegeln vielmehr das Momenthafte und Unperfekte des Lebens wider. Erstaunlich, dass Florian Glaubitz seine Bilder mit einer analogen Kamera erstellt und daher seine Bilder erst entwickelt werden müssen. Aber durch das Betrachten zu einem späteren Zeitpunkt ergeben sich Veränderungen, die überraschend sein können.
Zum jetzigen Zeitpunkt kann man dem Künstler im Schloss begegnen, seine Fotos in Bildbänden entdecken. Eine aktuelle Ausstellung ist nicht geplant. Erst nach Ablauf des Stipendiats wird der Künstler seine Vorarbeiten sichten und zusammentragen. Am Ende des Gesamtprojektes wird es aber eine Präsentation aller teilnehmenden Künstler und Museumsresidenzen geben: es findet ein Kolloquium statt, ferner entsteht ein Artbook als Momentaufnahme der verschiedenen Werke.