Wesel. Angesichts der riesigen Waldbrände erkundet der Weseler Frank Marx im Auftrag von Malteser International die Lage auf Rhodos. Das ist sein Fazit.

Die großflächigen Waldbrände auf der griechischen Insel Rhodos wüten seit vergangener Woche. Einer, der sich vor Ort ein Bild von der Lage gemacht hat und trotz der schlimmen Folgen für Natur und Mensch einen positiven Aspekt beobachtet hat, ist der Notfallmediziner Dr. Frank Marx aus Wesel, der für die Organisation Malteser International als Teil eines zweiköpfigen Erkundungsteams auf Rhodos war. Die Schäden sind enorm, die Insel wird lange brauchen, um sich davon zu erholen, hat er festgestellt. Aber auch, dass der verheerende Brand die Menschen zusammen wachsen lässt. „Jeder hilft jedem“, hat er bei seinem Besuch festgestellt, der dazu diente, seiner Organisation Informationen über möglicherweise benötigte Hilfsmaßnahmen zu liefern.

Der 63-Jährige Weseler ist ehrenamtlich für die Malteser als leitender Arzt aktiv und hauptberuflich als Anästhesist in Xanten und Notarzt in Gießen tätig. Gemeinsam mit seinem französischen Kollegen, dem Logistiker Alexis Prior, schaute er sich auf der Insel um, sprach mit Hilfskräften, Organisationen und Einwohnern. Menschen seien zum Glück nicht zu Schaden gekommen, schildert er seine Beobachtung, weil der Katastrophenschutz gut gearbeitet habe, aber die Tiere und die Natur hätten sehr gelitten: „Es gibt großflächige Zerstörungen, die Renaturierung wird Jahre dauern“, so seine Einschätzung. Auch der Tourismus sei davon betroffen.

Bewohner von Rhodos helfen sich gegenseitig

Die angelaufenen europäischen Hilfen haben Frank Marx beeindruckt: Flugzeuge aus der Türkei, Spanien oder Frankreich sind im Einsatz gegen die Brände, ebenso Feuerwehrleute aus Slowenien und Rumänien, auch Briten und Iren beteiligen sich – kurz, der europäische Katastrophenschutzmechanismus leistet wichtige Hilfe, so Marx. „Das ist Europa, wenn auf einmal alle zusammenarbeiten.“ Noch mehr beeindruckte den Notarzt der unermüdliche Einsatz der Bewohner vor Ort: „So, wie es an der Ahr war, helfen sich die Bürger der Städte und Dörfer und stellen ihre privaten Autos zur Verfügung.“

Der Weseler Dr. Frank Marx (r.) und sein Begleiter Alexis Prior verschafften sich für Malteser International ein Bild von der Situation auf Rhodos.
Der Weseler Dr. Frank Marx (r.) und sein Begleiter Alexis Prior verschafften sich für Malteser International ein Bild von der Situation auf Rhodos. © NRZ | Frank MarX

Sie beteiligen sich an Evakuierungen, selbst wenn die Ausbreitung der Brände wegen der wechselnden Windrichtungen unberechenbar ist. An vielen Stellen hätten Freiwillige selbst organisierte, aber funktionierende Sanitätsstationen eingerichtet. „Die Menschen auf Rhodos bekommen das gut hin.“ Auch die Fluggesellschaften wie Lufthansa oder Eurowings kümmerten sich um die am Airport gestrandeten Touristen, die häufig nur leicht bekleidet und ohne ihr Gepäck auf einen Rückflug warteten.

Informationen zur Situation auf Rhodos laufen in Köln zusammen

Trotz allem bleibt die Situation auf der Insel schwierig, die Brände wüten weiter und werden vom Wind angefacht, knapp ein Drittel der Insel soll in Flammen stehen. Frank Marx und seine Kollegen haben ihre Beobachtungen und Informationen nach ihrer Rückkehr am Dienstag an das Hauptquartier von Malteser International in Köln weitergegeben. Dort werden bei Bedarf weitere Hilfen in die Wege geleitet, so Marx. Die Organisation stehe in ständigem Kontakt mit dem Malteserorden in Griechenland und erhalte von dort die Hilfsanforderungen. Bei den Maltesern steht dabei der Mensch im Mittelpunkt, dazu gehört zum Beispiel die Betreuung der vor dem Feuer Geflüchteten oder die psychosoziale Unterstützung vor Ort. Derzeit sei aber keine akute Unterstützung notwendig, so Marx: „Die Arbeit unserer lokalen Partner läuft gut.“

Mobile Praxis für Obdachlose in Wesel geht an den Start

Frank Marx, der in Gießen auch als Professor für Rettungsmanagement an der TH Mittelhessen gearbeitet hat, plant derweil ein weiteres Projekt, diesmal in Wesel: Mit dem Malteser Hilfsdienst in der Stadt wird er ein medizinisches Angebot für obdachlose Menschen organisieren. Mit einer mobilen Praxis will der Mediziner regelmäßig am Bahnhof in Wesel stehen, um Personen zu erreichen, die sonst keinen Arzt aufsuchen würden. Die mobile Praxis wird gerade vorbereitet und soll ab August einsatzbereit sein.