Hamminkeln. Nun haben Generalunternehmer Goldbeck und die Stadt Hamminkeln den Vertrag für den Neubau unterzeichnet. Doch es gab Hindernisse.
Man kennt sich, man schätzt sich. Das war auch am Freitagmorgen im Ratssaal zu spüren. Die Stadtspitze in Person von Bürgermeister Bernd Romanski und dem technischen Verwaltungsvorstand Bernhard Payer sowie Carsten Hense, Geschäftsführer der Goldbeck Publik Partner, unterzeichneten den Vertrag zum Neubau und technischen Betrieb der Grundschule Hamminkeln an der Diersfordeter Straße.
Damit steht nach langen und heftigen Diskussionen diesem bedeutsamen Projekt in der Stadt erst einmal nichts mehr im Weg. Denn der geplante Neubau ist mit reinen Baukosten von 31,6 Millionen Euro und zurzeit geplanten 2,5 Millionen Euro für den technischen Betrieb der Schule über zehn Jahre die größte Einzelinvestition in der Hamminkelner Stadtgeschichte. Neben den vielen politischen Diskussionen dieses auch in der Stadtgesellschaft umstrittenen Projekts gab es auch auf der politischen Zielgerade am Donnerstag im Ratssaal noch einige bürokratische Hindernisse und formalrechtliche Spitzfindigkeiten, die teilweise schon kafkaeske Züge trugen.
Absurde Züge bei den Sondersitzungen in Hamminkeln
Die Stadt hatte extra noch in den Sommerferien zwei Sondersitzungen angesetzt, um die Abwägungsbeschlüsse zur öffentlichen Auslegung zu fassen. Erst sollte der Fachausschuss für Umwelt, Planung und Stadtentwicklung entscheiden und anschließend dann der Rat. Was eigentlich eher als Formalie geplant war, entwickelte sich allerdings zu einem Drama mit teilweise absurden Zügen.
Das fing im Planungsausschuss an, als Thomas Becker (Grüne) bei der Abstimmung zum Bebauungsplan – genauer gesagt beim Beschlussvorschlag zu Punkt 5.b – vorschlug, anstelle der dort angeregten Formschnitthecke als Randeingrünung der Grundschule doch lieber eine Wildhecke zu pflanzen. Och, dachte sich wohl die Mehrheit der Ausschussmitglieder: Warum eigentlich nicht? Also gab es eine Mehrheit. Und damit nahm das erste Drama des Nachmittags seinen Lauf.
Denn – das hatte die Politik in dieser Konsequenz nicht so auf dem Schirm – dadurch veränderte sich der Inhalt des Bebauungsplans, der öffentlich ausgelegen hatte. Sprich: Er muss noch mal ausgelegt werden, eine weitere Beteiligungsrunde ist vorgeschrieben. Der Zeitplan war damit erst einmal hinüber. Daran änderte auch nichts, dass die große Ausschussmehrheit den Bebauungsplan verabschieden wollte. Weitere Konsequenz, da der Bebauungsplan nicht verabschiedet worden war, konnte auch der Flächennutzungsplan, der danach auf der Tagesordnung stand, im Planungsausschuss nicht verabschiedet werden.
Der Rat richtete es – aber mit Hindernissen
All das war eigentlich nicht dramatisch, denn der anschließend tagende Rat konnte den Beschluss des Planungsausschusses kippen und beide Pläne – sowohl Bebauung als auch Flächennutzung – absegnen. Das tat er auch. Aber der Weg dahin war weit. Denn die Beschlussvorschläge in den Vorlagen waren dermaßen undurchsichtig formuliert, dass selbst die Verwaltung sich nicht immer ganz einig war, wie der Rat denn nun eigentlich abstimmen muss, um dem geplanten Neubau den Weg zu ebnen. Das kostete Zeit und Nerven aller Beteiligten und sorgte bei vielen für verzweifeltes Kopfschütteln ob des Durcheinanders. Doch nachdem diese verwaltungstechnischen Hürden am Donnerstag erfolgreich umschifft worden waren, stand der von der Stadt herbeigesehnten Vertragsunterzeichnung nichts mehr im Weg.
Goldbeck wird, wie auch schon bei der Grundschule Mehrhoog, als Generalunternehmer fungieren und auch an der Diersfordter Straße bereits vorgefertigte Elemente verbauen, was eine enorme Zeitersparnis bringt. Kalkuliert sind an reinen Baukosten 31,6 Millionen Euro. Ein Betrag, der sich – so hoffen es alle Beteiligten – nicht wesentlich erhöhen wird. Zwar gibt es, anders als in Mehrhoog, diesmal eine Gleitpreisklausel, falls sich die Baupreise am Markt erhöhen sollten, doch die Beteiligten gehen derzeit nicht von großen Steigerungsraten aus, sondern hoffen, möglichst dicht am jetzt kalkulierten Preis zu bleiben.
Herbst 2025 soll die Hamminkelner Grundschule fertig sein
„Es ist wichtig und richtig, in Bildung zu investieren“, ist Bürgermeister Bernd Romanski fest überzeugt. Ebenso davon, dass auch Räume das Schulleben prägen: „Für mich sind das lebendige Räume.“ Carsten Hense von Goldbeck betonte die große Erfahrung mit solchen Projekten. „Das ist seit 2006 unser 27. Schulprojekt.“ Er betonte, wie alle Beteiligten, die gute partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Stadt und Bauunternehmer. Bernhard Payer betonte auch noch mal den energetischen Fortschritt durch den Neubau und den anschließenden effizienten Betrieb, den man auch schon in Mehrhoog sehen könne. Allein für die neue Turnhalle gibt es 595.000 Euro aus dem Bundesfördertopf „Nachhaltiges Bauen“. Auch für das neue Schulgebäude hofft die Stadt noch auf Fördergelder aus dem gleichen Topf.
Nach der Vertragsunterzeichnung laufen nun Entwurfs- und Genehmigungsplanung für die Baugenehmigung an. Zum Jahresende rechnen die Beteiligten mit dem Baubeginn. Bürgermeister Bernd Romanski hat auch schon einen exakten Termin für die Fertigstellung im Kopf: 10. Oktober 2025.
Siehe auch Kommentar unter https://www.nrz.de/staedte/wesel-hamminkeln-schermbeck/hamminkeln-diese-ratssitzung-hatte-kafkaeske-zuege-id238945303.html.