Schermbeck. Ein Jahr ist die Kiliansgilde in Schermbeck von Queen Kate und King Scottie aus den USA regiert worden. Sie blicken auf diese Zeit zurück.
Er lernte das Kiliansfest im Jahr 2017 durch seinen Studienkollegen und Freund Thomas Wittwer kennen und war entschlossen, irgendwann Schützenkönig im Königreich am Mühlenteich zu werden: Der 39-jährige Scott „Scottie“ La Rocco aus Chicago, der seit der Zeit kein Fest ausgelassen hat und das ganze Jahr über mit der Schermbecker Kiliansgilde bei Veranstaltungen und Sitzungen via Videocall den Kontakt hält. Scottie, wie in alle nennen betont: „Schermbeck und Kilian sind mir jedes Jahr mehr ans Herz gewachsen. König zu werden, war, so glaube ich, die logische Konsequenz aus dieser immer größer werdenden Liebe zu diesem Ort.“
Und eine Amerikanerin kam im vergangenen Jahr als Gast zu Kilian über den großen Teich geflogen und flog als Königin des Königreichs am Mühlenteich zurück: Kathryn „Kate“ Richards, 35 Jahre jung und wohnhaft in Ferndale/Michigan. Für sie war die Königinnenwürde eher ein Zufall. Denn Kate wurde von der Vorjahreskönigin Lenja Niesen, mit der sie befreundet ist, zum Fest eingeladen. Scottie war damals Thronherr und lernte seine Landsfrau Kate so zufällig in Schermbeck kennen. Schon im Jahr 2010 hat sie das erste Mal Kilian erlebt und erinnert sich: „Wir tanzten auf Tischen und sahen uns die Parade an, gingen zum Eierbraten und sogar zur Bestrafung – es war fantastisch und so ein einzigartiges Erlebnis! Ich liebte es und wusste, dass ich das eines Tages wiederholen wollte.“
Das noch amtierende Königspaar ist begeistert von Schermbeck. Kate sagt: „Ich liebe den Ort einfach, ich liebe es, den Mühlenteich zu besuchen und die Mittelstraße hinunterzulaufen.“ Begeistert ist sie davon, dass man überall im Ort zu Fuß laufen oder Fahrrad fahren könne – etwas, was in vielen US Städten gar nicht möglich sei. „Besonders in meiner Nähe muss man alles mit dem Auto befahren“, erzählt Queen Kate. Schwärmend fährt sie fort: „Ich liebe den Anblick der vielen Tiere – Kühe und Pferde oder Igel im Hinterhof, das sehe ich normalerweise nicht.“
Für King Scottie ist Schermbeck zur zweiten Heimat geworden
Schermbeck sei auch für Scottie zur zweiten Heimat geworden, versichert er: „Ich kenne vielleicht nur die Namen von 15 oder 20 Leuten, aber ich kenne und erkenne fast jedes Gesicht der Schermbecker, die regelmäßig an allen Kilian-Veranstaltungen teilnehmen, und ich glaube, sie erkennen mich inzwischen auch!“ Unglaublich glücklich gefühlt habe er sich, als „Außenseiter“ solche wunderbaren Erfahrungen in Schermbeck machen zu können.
Er empfinde das als ein Privileg, was gewiss nicht viele Amerikaner jemals so erleben dürfen. Mit strahlenden Augen schwärmt er: „Ich liebe Kilian und habe jedes Jahr eine wunderbare und lustige Zeit, und ich versuche, Schermbeck und seinen Traditionen den gebührenden Respekt zu erweisen und den Schermbeckern dafür zu danken, dass ich diese Erfahrung jedes Jahr mit ihnen teilen darf.“
Natürlich wollen sich auch die Amerikaner bei ihm daheim bei Festen und Feiern richtig gut amüsieren, aber er glaube, weil Schermbeck eine viel längere Geschichte hat, blicken und leben die Schermbecker mit mehr Begeisterung ihre Traditionen und Feste. Nur sehr wenige Amerikaner wissen, was ein Schützenfest ist. Nur in Städten wie Milwaukee oder Cincinnati gebe es die eine oder andere Variante eines Schützenfestes. „Es gab in diesen Städten große deutsche Gemeinden“, sagt Scottie.
Eine Schützenkönigin in der Familie: Stolz auf Queen Kate
Die Familie von Queen Kate sei darüber, dass sie nun eine Schützenkönigin unter sich hat, zunächst verwirrt, aber auch aufgeregt gewesen. Kate erzählt: „Sie wussten genauso wenig wie ich, dass es für eine Amerikanerin überhaupt möglich ist, eine Schützenkönigin zu werden.“ Nachdem der erste Schock nachgelassen hat, sei die Familie nun sehr stolz auf sie.
Lachend erinnert sich Kate daran, dass ihre Mutter direkt nach ihrer Rückkehr begann, Reisevorbereitungen zu treffen, um zum diesjährigen Kilian am kommenden Wochenende dabei sein zu können. Kate hat gemeinsam mit Scottie auch am Schützenfest in Bricht teilgenommen und genoss das Jubiläumsschützenfest in Damm dann allein. Scottie konnte nicht kommen. Dass er nicht so oft in Schermbeck sein kann, bedauert der Banker aus Chicago, aber: „Ich habe nur zwölf Tage Urlaub im Jahr und muss mir das deshalb genau einteilen“.