Wesel. Der Wohnungsmarkt ist angespannt. Das spürt auch der Bauverein. Neben den aktuellen Bauprojekten stehen künftig die Bestandswohnungen im Fokus.
Wohnungsbau ist zurzeit für die Bauherrn ein schwieriges Geschäft: Bei den aktuellen Preisen müsste man mit einer Neubau-Miete von 14 bis 15 Euro rechnen, erklärt Bauvereinsvorstand Norbert Haeser. Das ist für den Bauverein Wesel keine Option, daher sind über die beiden aktuellen Projekte hinaus derzeit keine neuen Bauvorhaben konkret in Planung. Das hat auch noch einen anderen Grund. Mit dem Neubau der 62 Einheiten an der Fusternberger Straße und der Sanierung von 20 Wohnungen an der Leipziger Straße ist die Aktiengesellschaft voll ausgelastet und zugleich steht ein anderes Großprojekt ins Haus: Die energetische Sanierung des Wohnungsbestandes mit über 2000 Einheiten.
Das erklärte Norbert Haeser jetzt beim Bilanzgespräch gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Rainer Benien und der Aufsichtsratsvorsitzenden Ulrike Westkamp. Zuvor hatte das Trio schon in einer Online-Versammlung die Aktionäre über das Jahresergebnis informiert, das für 2022 einen Bilanzgewinn in Höhe von 780.328 Euro verzeichnet, das ist etwas weniger als im Vorjahr. Gut 143.000 Euro werden an die Aktionäre ausgeschüttet, der Rest wird in die Rücklagen gesteckt.
Wohnungen des Bauvereins Wesel stehen praktisch nie leer
Auffällig niedrig ist die Leerstandsquote mit nur 0,63 Prozent – sie zeigt, wie begehrt Wohnraum in Wesel ist. Ulrike Westkamp kann sich an Zeiten erinnern, in denen diese Quote bei bis zu sechs Prozent lag. Leere Wohnungen werden sehr schnell wieder belegt, berichtet Norbert Haeser, bleiben höchstens mal für Renovierungen frei. Selbst für das Neubauprojekt an der Fusternberger Straße gebe es schon viele Anfragen für die 40 bis 120 Quadratmeter großen Wohnungen, die bis zum Jahreswechsel 2024/25 fertig sein sollen. Der Rohbau steht gerade kurz vor dem Abschluss.
Der Gebäudekomplex wird mit Geothermie beheizt, die 20 in der Sanierung befindlichen Wohnungen an der Leipziger Straße (darunter zehn mit öffentlicher Förderung) werden mit Wärmepumpen versorgt. „Das wird dann unsere erste Erfahrung in Bestandsgebäuden“, so Haeser.
Weitere Sanierungen des Bauvereines beginnen im Herbst
Im Herbst beginnen dann weitere Modernisierungsarbeiten in 70 Wohnungen an der Brand- und der Goldstraße – und langfristig muss der gesamte Bestand saniert werden. „Wir ermitteln gerade, welche Gebäude Wärmepumpen zulassen und wo Dämmmaßnahmen notwendig sind“, so Haeser. Alle Häuser würden geprüft und eine Priorisierung aufgestellt. Wichtig sind dabei auch die Beschlüsse aus der Politik, zum Beispiel zum Einbau von neuen Heizungen. „Wir brauchen Klarheit, Planungssicherheit und Fördermittel“, erklärt Rainer Benien. Immerhin: Handwerker und Firmen hätten inzwischen wieder Termine frei. Die Bestandsmodernisierung werde auf jeden Fall Jahre in Anspruch nehmen.
Bereits im vergangenen Jahr hat der Bauverein über 4,4 Millionen Euro in die Instandhaltung der 2364 Wohnungen, 28 Gewerbeeinheiten und 369 Garagen und Stellplätze investiert. Eine kleine Erleichterung gibt’s seit einiger Zeit für die Mieter: Im neuen, digitalen Portal können sie ihre Daten ändern oder Anfragen stellen.