Wesel. Von der Freilaufwiese am Auesee laufen immer wieder Hunde auf den Rundweg und gefährden Jogger und Radfahrer. Braucht es einen Zaun?
Der Hundestrand am Weseler Auesee ist ein beliebter Ausflugspunkt für Hundehalterinnen und Hundehalter. Besonders bei sonnigem Wetter und hohen Temperaturen – wie etwa am vergangenen Wochenende – ist die Fläche überaus gut besucht. Umzäunt ist das Areal allerdings nicht. Von drei Seiten umgibt Wasser das Gelände und die einzige Landseite ist zwar ausgiebig bewachsen, jedoch gibt es hier drei direkte Zugänge auf den beliebten Rundweg. Dies zu ändern, hat sich nun die Weseler CDU vorgenommen.
Auf die politische Agenda hat das Thema der Ratsherr Thorsten Müller gesetzt. Er ist selbst Besitzer von zwei Hunden und regelmäßig auf der Wiese unterwegs. „Und ich bin jedes Mal erschrocken. Jogger und Radfahrer sind der Ignoranz einiger Hundebesitzer ausgeliefert“, berichtete Müller im Betriebsausschuss der ASG, wo der Vorschlag, einen Zaun zu errichten, kürzlich diskutiert wurde.
CDU: „Eine Hundeauslauffläche ist kein Freiwildgehege“
Laut dem Christdemokraten gebe es unter den Nutzerinnen und Nutzern der Wiese einen kleinen Teil, der die Verantwortung über seine Hunde komplett abgebe, sobald sie dort unterwegs sind. „Eine Hundeauslauffläche ist aber kein Freiwildgehege“, findet Müller drastische Worte für dieses Verhalten. Das führe immer wieder dazu, dass freilaufende Tiere auf den unmittelbar an die Wiese angrenzenden Auesee-Rundweg laufen – und dort auf überraschte Radfahrer, Jogger oder Spaziergänger treffen. Mehrere Hundebesitzer hätten ihn in letzter Zeit angesprochen und darum gebeten, sich für eine umzäunte Auslauffläche einzusetzen.
Gemischte Reaktionen bei den Hundehaltern
Bei den Hundehalterinnen und Hundehaltern, die am vergangenen Wochenende mit ihren Vierbeinern am Hundestrand waren, stößt dieser Vorschlag auf unterschiedliche Reaktionen. Für „prinzipiell nicht verkehrt“, hält zum Beispiel Jennifer Potters (36) die Idee einer Umzäunung. „Das ist doch sicherer für alle Beteiligten“, sind sie und ihr Lebensgefährte sich einig. Schließlich würden so nicht nur Jogger und Radfahrer vor ausbüchsenden Hunden geschützt, sondern auch umgekehrt.
Auch Hundehalterin Melissa (23), die gerade ein kühlendes Bad mit ihrer Hündin Bailey genossen hat, sieht Vorteile in einer Umzäunung: „Ich habe schon an einem anderen Hundestrand mitbekommen, dass ein Hund weggelaufen ist“, gibt sie zu bedenken. Vor allem für die Halter von Welpen und Junghunden, die noch nicht optimal hören, glaubt sie, böte ein Zaun zusätzliche Sicherheit.
Ganz anders bewertet hingegen Karl-Heinz Eickers (60) den Zaun-Vorschlag: „Das ist ein absolut falsches Signal“, ist er sicher. Ein solcher Zaun würde seiner Ansicht nach implizieren, dass die Menschen auf dem Rundweg vor vermeintlich bösen Hunden beschützt werden müssten. Zudem, meint Eickers, würde das eigentliche Problem auch nicht gelöst werden: „Es geht um das Sozialverhalten des Hundes – das ist das A und O. Ein gut sozialisierter Hund wird nicht ausbüchsen.“ Seine Tochter Natalija (13) hat zudem Zweifel daran, dass es tatsächlich ein großes Ausbüchs-Problem am Weseler Hundestrand gibt: „Wir sind jeden Sommer hier und haben noch nie mitbekommen, dass so etwas passiert ist.“
Zudem, fügt Karl-Heinz Eickers an, würde ein Zaun ein anderes – und möglicherweise größeres – Problem nicht lösen: Nämlich, dass trotz Verbot auch auf dem Rundweg einige Hundehalter mit freilaufendem Tier unterwegs sind. Zu beobachten war auch das am Wochenende mehrfach.
Zaun für Hundewiese am Auesee: Politik vertagt eine Entscheidung
Der Kommunalbetrieb ASG hat nun auf die Initiative der CDU vorgeschlagen, entlang des Weges einen 1,20 Meter hohen Wildzaun zu errichten. Dazu könnten drei Tore aufgebaut werden, um auch die Zugänge zur Auslauffläche für Hunde zu schließen. Maximal Baukosten: rund 8000 Euro.
Abgestimmt wurde über den Vorschlag im Betriebsausschuss allerdings nicht. Zwar teilten alle Fraktionen die grundsätzliche Problematik, über die Thorsten Müller berichtet hatte. Doch insbesondere die SPD sah die Errichtung eines Zaunes kritisch. „Wir sind uns einig, dass etwas getan werden muss. Aber ein Zaun ist die denkbar schlechteste Lösung“, sagte Ludger Hovest. Der SPD-Fraktionschef sah vor allem die Gefahr, dass dann auch an anderen Orten am Auesee der Wunsch nach Zäunen laut werde. So einigte man sich letztlich darauf, dass die Experten des ASG bis zur nächsten Sitzung des Betriebsausschuss eine oder mehrere alternative Lösungen aufzeigen sollen, über die dann von der Politik abgestimmt wird.
Alternative Standorte für Hundewiese in Wesel: Das sagt der ASG
CDU-Vertreter Thorsten Müller wollte in seiner Anfrage auch wissen, ob sich möglicherweise ein anderer Ort in der Stadt als Hundeauslaufwiese eignet. Dazu bezog der ASG ebenfalls Stellung: Die Fläche am Auesee biete Hundebesitzerinnen und -besitzern mit ihrem Zugang zum Wasser eine Attraktivität, die kaum Alternativen zu lasse. Sie sei zudem überregional bekannt. „Gleichzeitig bilden Seeufer und Vegetation eine gute natürliche Abgrenzung, welche im Regelfall keine Umzäunung bedürfen. Ohne den See wären die Kosten für eine Umzäunung einer vergleichbaren Fläche deutlich höher“, heißt es weiter. Die Landzunge am Rheinhafen werde ebenfalls intensiv als Hundeauslaufzone genutzt, daher ist aus Sicht der ASG-Betriebsleitung ein ausreichendes breites Angebot für Hundebesitzer vorhanden.