Hamminkeln/Wesel. Die Sanierung auf der A3 bei Hamminkeln und Wesel läuft auf Hochtouren. Ein neues System der Verkehrsführung soll ab Juni die Staus vermeiden.

An diesem Morgen ist mal alles im Fluss. Autos und Laster rauschen entspannt vorbei. In Richtung Oberhausen genauso wie entgegengesetzt Richtung Arnheim. Das ist auf der Autobahn 3 zwischen den Anschlussstellen Hamminkeln und Wesel derzeit eigentlich eher seltener der Fall. Rund um die Großbaustelle staut es sich nämlich regelmäßig, vor allem zu den Stoßzeiten im Berufsverkehr. So oft war Hamminkeln in NRW nie zuvor im Radio zu hören wie in den vergangenen Wochen. Und dürfte es auch erst mal bleiben. Denn bis Ende des Jahres wird hier auf der Autobahn 3 noch gearbeitet.

Erdal Zorlu, Projektleiter der Autobahn GmbH Rheinland, lächelt dennoch zufrieden: „Die Staus sind im Moment nicht so immens wie sonst, aber lassen sich natürlich auch nicht immer vermeiden.“ Doch die erstmals in NRW an dieser Baustelle ab Juni eingeführte, automatisierte und voll digitale Wechselverkehrsführung könnte die Situation bald deutlich entspannen. Denn dann erfasst ein neuartiges System minütlich vor Ort die Zahl der Autos und eröffnet bei starkem Verkehrsaufkommen eine zusätzliche Fahrspur - mittels einer Schranke.

Projektleiter Erdal Zorlu ist mit dem Baufortschritt an der Autobahn 3 zufrieden.
Projektleiter Erdal Zorlu ist mit dem Baufortschritt an der Autobahn 3 zufrieden. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Momentan wird der Verkehr in einer so genannten 1:1-Verkehrsführung durch die Baumaßnahme geleitet, der Verkehr ist komplett auf die Richtungsfahrbahn Arnheim verlegt - dort steht nur eine Fahrspur je Richtung zur Verfügung. Eine digitale Stauwarnlage zeigt Staus frühzeitig an, kann sie aber nicht komplett verhindern. Zudem ist der Standstreifen in Richtung Arnheim für den Verkehr nicht ausreichend tragfähig, somit kann keine weitere Spur geöffnet werden.

Beim Rundgang mit der NRZ über die knapp vier Kilometer lange Baustelle macht Erdal Zorlu die Größe der Maßnahme deutlich. „Hier erneuern wir eine Fläche von 70000 Quadratmetern, verlegen zehn Kilometer Streckenkabel und 3000 Meter Entwässerungsrohre“, betont der Projektleiter. Und anders als beispielsweise bei der Sanierung bei Emmerich wird nicht nur der Asphalt erneuert, sondern die komplette, etwa 36 Zentimeter dicke Fahrbahnschicht. „Der Zustand der Fahrbahn war altersbedingt schlecht, es gab viele Risse“, berichtet Erdal Zorlu. „Einmal alles neu“ umschreiben die Verantwortlichen der Autobahn GmbH die umfassenden Baumaßnahmen, zu denen auch neue Schutzplanken, Beschilderungen und die Arbeiten an zwei Brücken zählen.

Momentan gibt es noch eine 1:1-Verkehrsführung auf der Fahrbahn Richtung Arnheim.
Momentan gibt es noch eine 1:1-Verkehrsführung auf der Fahrbahn Richtung Arnheim. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Bauarbeiten auf der A3 sollen bis Ende des Jahres beendet sein

Mitte März haben die Bauarbeiten begonnen und sollen Ende des Jahres, damit in nur zehn anstatt der normalerweise hier angedachten 22 Monate, beendet sein. Um aktuellsten Anforderungen an den Lärmschutz Rechnung zu tragen, wird zudem die Deckschicht der Fahrbahn mit besonders lärmarmen Splittmastixasphalt versehen, der dank seines höheren Hohlraumgehaltes die Geräuschemission um bis zu vier Dezibel senkt. Bei der variablen 2:1-Verkehrsführung erfolgt im Juni zeitgleich mit der Umlegung des Verkehrs auf die Richtungsfahrbahn Oberhausen eben eine Erweiterung auf zwei Fahrspuren in die eine und eine Fahrspur in die Gegenrichtung, wobei diese Anordnung in der Regel zweimal täglich - je nach Verkehrssituation - gewechselt wird. In Zusammenarbeit mit der Verkehrszentrale in Leverkusen und der Zeppelin Rental GmbH, dem mit der Verkehrssicherung beauftragten Unternehmen, wurde ein Algorithmus erarbeitet, der die Verkehrsdaten verarbeitet und entscheidet, für welche Fahrtrichtung die Wechselspur freigegeben wird.

Zur Umstellung der Wechselspur werden verschiedene Systeme intelligent miteinander vernetzt. Zuerst wird der herannahende Verkehr mithilfe von Geschwindigkeitsbeschränkungen abgebremst. Anschließend wird die linke Fahrspur gesperrt und der Verkehr mithilfe von Anzeigetafeln auf einen Fahrstreifen geleitet. Die variabel nutzbare, mittlere Fahrspur wird so vom Verkehr frei gehalten und zusätzlich mit einer Schranke abgesperrt. Im Anschluss kommt eine 35 Meter lange Weiche zum Einsatz: Sie wird vollautomatisch über integrierte Fahrwerke angehoben und mittels Rollen quer über die Fahrbahn bewegt. Damit die Konstruktion stabil bleibt und einer möglichen Kollision standhält, rastet das bewegliche Element in der Endposition an einem Bolzen ein. In der Gegenrichtung wird die Fahrstreifenbegrenzung anschließend aufgehoben und der Verkehr kann die mittlere Fahrspur befahren. „Dieses voll automatisierte System bauen wir zum ersten Mal auf“, verrät Erdal Zorlu, „hier haben wir eine gute Möglichkeit für den Einsatz gesehen.“ Läuft auf der A3 - könnte dann ab Juni das Motto lauten….