Wesel/Hamminkeln/Schermbeck. Langes Warten und fehlende Infos im Chaos um den Klausuren-Download sorgt für Frust und Ärger in Wesel und Umgebung – bei Schülern und Lehrern.

Einen so desaströsen Start in die Abiturprüfungen wie in diesem Jahr hätte sich wohl keiner ausmalen können. „Das wird mir immer in Erinnerung bleiben“, resümiert Sebastian Hense, Schulleiter am Andreas-Vesalius-Gymnasium in Wesel, die Download-Panne. Stundenlang scheiterte er wie seine Kollegen an vielen Schulen in ganz NRW am Herunterladen der Abi-Klausuren, harrte bis spätabends in den Büros aus – um dann gegen 20.30 Uhr per Mail von der Absage der Klausuren in den Naturwissenschaften zu erfahren. Das stundenlange Warten und die schlechte Kommunikation zwischen Ministerium und Schulen steht am Tag danach in Wesel und Umgebung in der Kritik.

„Am meisten tun mir die Schüler leid“, sagt Hense nach dem nervenaufreibenden Dienstag. So konnte das AVG den 50 Jugendlichen die Info über die Absage erst um 20.49 Uhr über die Plattform Teams senden, die alle Weseler Schulen nutzen. „Die Kommunikation war zu langsam, die Entscheidung kam zu spät“, kritisiert Hense.

Schulleiter kritisiert Abi-Panne: „Sehr nervig“

Auch KDG-Leiterin Karen Schneider teilt diese Meinung. Stunde um Stunde habe das Team des Konrad-Duden-Gymnasiums auf neue Infos gewartet, nachdem das Herunterladen ab Mittag immer wieder scheiterte. „Wir wurden hingehalten.“

47 Schülerinnen und Schüler standen vor den Klausuren in Bio, Physik und Chemie. Erst um 15.32 Uhr, so Schneider, war in einer Mail erstmals von einem allgemeinen Download-Problem die Rede. Im KDG wurde derweil schon fieberhaft über Möglichkeiten nachgedacht: Könnten nicht die Schulen, denen der Download gelungen ist, die Klausuren an andere Schulen weitergeben?

Leere Tische und Stühle an den Schulen in Wesel und Umgebung: Die für Mittwoch angesetzten Abiturprüfungen mussten nach der Panne verschoben werden.
Leere Tische und Stühle an den Schulen in Wesel und Umgebung: Die für Mittwoch angesetzten Abiturprüfungen mussten nach der Panne verschoben werden. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Etwa 40 Schülerinnen und Schüler waren an der Schermbecker Gesamtschule von der Panne betroffen – sie hätten ihre Abi-Klausuren in Biologie und Physik schreiben sollen. „Wir haben ab 12.05 Uhr versucht herunterzuladen, aber nichts ging“, so Schulleiter Norbert Hohmann, der die Abläufe am Dienstag als „sehr nervig“ beschreibt. „Eine technische Panne kann ja passieren“, so Hohmann, ärgerlich seien jedoch „die spärlichen und verspäteten Informationen“ gewesen. Immerhin: „Die Schülerschaft hat alles mit Ruhe aufgenommen und ist nicht in Panik verfallen.“ Denn der Schulleiter ist überzeugt: Auch mit zwei Tagen Verzögerung seien seine Schülerinnen und Schüler gut vorbereitet aufs Abitur.

An der Gesamtschule Hamminkeln waren zwar nur neun Jugendliche von der Panne betroffen, aber ärgerlich ist es trotzdem. Denn die Fachlehrer waren die ganze Zeit anwesend, in der Hoffnung, dass es mit dem Download vielleicht doch noch klappt. Bis dann die formale Absage des Ministeriums kam. Die Schüler wurden danach persönlich informiert, aber die meisten hatten schon mitbekommen, dass es Probleme gibt.

Am Donnerstag sollten die Abi-Prüfungen in den Gesellschaftswissenschaften übrigens wie geplant die Bühne gehen: Am Mittwoch hat der Download der Klausuren geklappt, berichten erste Schulen am Mittag.

Das sagen Abiturientinnen zur Download-Panne

Und was sagen die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten zum verpatzten Prüfungs-Auftakt? „Es ist frustrierend“, beschreibt die 18-jährige KDG-Schülerin Christine Wegner aus Wesel ihre Gefühle. Ähnlich sehen das die meisten Mitschüler aus dem Bio-Leistungskurs, berichtet sie. Sie hatten sich auf den Punkt auf den Termin vorbereitet und müssen nun die Vorbereitung für die nächsten Klausuren nach hinten schieben. Nur wenige hätten sich über die Panne gefreut: „Die meisten waren sauer“. Vor allem darüber, dass die Absage so spät kam, nachdem es zwanzig Minuten vorher noch hieß, dass die Prüfung stattfinden kann.

Ähnlich schildert es Klara Brunner (18) von der Gesamtschule Schermbeck. Sie hatte schon am Nachmittag durch die Medien von der Panne erfahren. Wie viele ihrer Freundinnen hat auch sie einen strukturierten Lernplan und es gebe noch andere Klausuren, für die gelernt werden müsse. Nicht das Verlegen an sich sei das Problem, sondern die kurzfristige Mitteilung darüber, sagt sie: „Keiner hatte Zeit, sich darauf einzustellen.“ (rme/jok/auf/tom)