Wesel. Grüne, CDU und FDP haben gemeinsam Vorschläge für ein Stadtbuskonzept erarbeitet. Wie das Jamaika-Bündnis die Bürger zum Umsteigen bewegen will.
Was für viele Weseler und Weselerinnen noch reines Wunschdenken ist, nimmt dank des Jamaika-Bündnisses im Stadtrat langsam konkretere Formen an: Die Einführung eines Stadtbusses mit bis zu sechs Fahrtrouten. Eine fraktionsübergreifende Arbeitsgruppe von Grünen, CDU und FDP hat die Ergebnisse des Bürgerdialogs Ende Januar und die ersten Vorschläge des Planungsbüros Rödel & Pachan im Detail ausgewertet und Vorschläge für ein Stadtbuskonzept erarbeitet. Das Planungsbüro soll nun unter Einbeziehung der Fahrgastpotenziale und der Wirtschaftlichkeit ein Gesamtkonzept gießen, das nach den Sommerferien präsentiert werden könnte. Nach einer weiteren Bürgerbeteiligung soll der Stadtrat im Sitzungszyklus am Ende des Jahres eine Grundsatzentscheidung fällen.
„Wir sind schon stolz darüber, was wir da auf die Beine gestellt haben“, sagte Grünen-Fraktionschef Ulrich Gorris bei der Präsentation der ersten Ideen zusammen mit Jürgen Linz (CDU) und Michael Oelkers (FDP). „Es ist ein großes Jamaika-Projekt, das aber auch die Interessen der Bürger widerspiegelt.“ Gerade vor dem Hintergrund der Mobilitätswende und des Klimaschutzes sei der Stadtbus eine logische Konsequenz. Entscheidend mitgetragen und erarbeitet wurden die Vorschläge vom politischen „Nachwuchs“ um Malte Stienecker (Grüne), Christoph Lohmann (CDU) und Hendrik Narius (FDP). „Es war eine gute Zusammenarbeit mit einem guten Konsens und dem Ziel, Wesel ein Stück besser zu machen“, so Hendrik Narius.
Hauptbahnhof als zentraler Punkt
Im Kern sieht das Stadtbuskonzept sechs Strecken mit dem Hauptbahnhof als zentralem Anlaufpunkt und einer äußeren Ring-Linie vor. Die drei Fraktionen streben dabei eine enge Taktung von 30 Minuten an - in einem Zeitfenster von 5 bis 23 Uhr an Werktagen und 7 bis 1 Uhr an den Wochenende an, mit wenig Haltestellen. Attraktiv, schnell, zuverlässig und komfortabel - so soll den Bürgern das Umsteigen schmackhaft gemacht werden. In der Innenstadt soll es eine separate Buslinie mit noch engerer Taktung geben, die den Bahnhof mit Heubergpark, Rathaus, Marktplätzen und Kaufhof verbindet, möglicherweise sogar in autonomer Fahrweise. „Diese besondere Strecke könnte Esel- oder Wiesel-Linie heißen und zu gewissen Zeiten auch kostenlos sein“, schlägt Ulrich Gorris vor. Von einem „Rendezvouspunkt“ in der Stadt sieht das Fraktionsbündnis aufgrund der Enge eher ab.
Stadtbus in Wesel: Direkte Verbindung zum Bahnhof
Der Stadtbus - natürlich elektrisch betrieben und barrierefrei - solle speziell auch die nördlichen Stadtteile ohne Umweg mit dem Bahnhof verbinden. Als wichtige Eckpunkte der Ringlinie gelten hier das Evangelische Krankenhaus und die Rudolf-Diesel-Straße mit dem Gewerbegebiet, die Brüner Landstraße, die Feldmark mit Blumenkamp sowie Flüren, Lackhausen und die Feldstraße und auch das Lippedorf. Die Anbindung der Stadtbuslinien mit dem regionalen Bus- und Zugverkehr sowie den X-Buslinien müsse natürlich zeitlich angepasst werden - nicht, dass am Ende der Stadtbus unmittelbar hinter dem Regionalbus herfahre. Eine zusätzliche Anbindung Büderichs sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht geplant. „Da reichen unserer Meinung nach die X-Buslinien aus“, findet Christoph Lohmann. Für Malte Stienecker spielt der Zeitfaktor „eine große Rolle.“
Stadtbussystem: Umsetzung nicht vor 2026
Vor dem Jahr 2026 könnte es aber trotz der schon weit fortgeschrittenen Ausarbeitung aufgrund der gültigen Konzessionen mit Niag und Kreis nichts werden mit der Umsetzung - wobei das Jamaika-Bündnis hier noch von einer Sondergenehmigung und möglichen Umsetzung Ende nächsten Jahres träumt. „Es wäre nicht schlecht, 2024 schon die ersten Routen auf dem Weg zu haben“, betont Jürgen Linz. Unabhängig vom Zeitpunkt der ersten Stadtbus-Fahrt - letztendlich schwebt über der Idee einmal mehr auch die Frage nach der Finanzierung. „Dafür muss die Stadt dann aber auch mal Geld in die Hand nehmen“, findet Ulrich Gorris. Wichtig ist den drei Fraktionen indes auch ein begleitendes Marketing-Konzept mit Stadtbus-Logo und einem identifikationsstiftenden Namen. Hierbei könnte Wesel Marketing eine zentrale Rolle übernehmen.