Wesel. Wesel erinnert sich an die schlimmen Ereignisse der Pogromnacht. Das Gedenken findet diesmal auf der Hauptbühne des Bühnenhauses statt.

Der 9. November ist in Wesel ein stets Tag des Gedenkens an die Pogromnacht 1938. Auch hier brannte in der Nacht zum 10. November die Synagoge an der Rheinstraße. Am Willibrordiplatz verwüsteten Nazis das jüdische Gemeindehaus ebenso wie Geschäfte und Wohnungen jüdischer Bürger, ihre Bewohner nahmen sie in „Schutzhaft“. Am kommenden Mittwoch, 9. November, erinnert eine gemeinsame Veranstaltung von Stadt und Jüdisch-Christlichem Freundeskreis um 19 Uhr im Städtischen Bühnenhaus an das Schicksal der jüdischen Gemeinde in Wesel.

In diesem Jahr findet die Gedenkfeier auf der Hauptbühne und nicht wie sonst auf der Hinterbühne statt. Dort ist mehr Platz für die meist um die 100 Teilnehmer. Die Gäste können ausreichend Abstand halten, erklärt Bürgermeisterin Ulrike Westkamp. In diesem Jahr widmet sich die Veranstaltung den literarischen Werken in Zeiten des Schreckens: Schauspielerin Anja Bilabel, die unter anderem mit ihrem literarisch-musikalischen Programm „Lauschsalon“ bundesweit unterwegs ist, wird Texte und Gedichte deutschsprachiger Autorinnen vorstellen. Es sind Frauen, die ihre Werke während der Verfolgung durch das NS-Regime, im Widerstand oder im Exil verfasst haben. Frauen wie Rose Ausländer, Gertrud Kolmar, Mascha Kaléko und Johanna Moosdorf.

Verfolgung jüdischer Bürger: Weitere Stolpersteine in Wesel

Nach der Lesung beschließt der traditionelle Lichtergang zum jüdischen Mahnmal am Willibrodi-Dom den Abend. Einige Worte werden auch Bürgermeisterin Ulrike Westkamp und Wolfgang Jung, Vorsitzender des Christlich-Jüdischen Freundeskreises, sprechen. Jung betont bei der Vorstellung des Programms, wie wichtig das jährliche Gedenken ist, denn die brutalen Übergriffe 1938 waren nur möglich durch die „schweigende Akzeptanz der Bevölkerung.“ So stellte die Feuerwehr damals in Wesel lediglich sicher, dass der Brand der Synagoge nicht auf die Altstadt übergriff. Die SA sperrte den Brandort ab. Die jüdische Gemeinde in Wesel, 1933 noch 160 Mitglieder stark, wurde bis 1943 komplett ausgelöscht. Wer konnte, ergriff die Flucht, viele Menschen wurden deportiert.

Auch ein Teil der Erinnerung: 2019 ist Wesel dem Riga-Komitee beigetreten und unterstützt Schülerinnen und Schüler dabei, in Riga und anderswo die Gräber von Kriegs- und Gewaltopfern zu besuchen und zu pflegen. Weiteres Anliegen ist die Verlegung von Stolpersteinen an früheren Wohnorten jüdischer Familien. 141 Steine gibt es schon in Wesel - und 2023 kommen weitere 15 Erinnerungsorte dazu.