Hamminkeln. Am Schloss Ringenberg wurden mehrere Nutrias gesichtet. Die Stadtverwaltung reagiert und hat einen Antrag für die Bejagung gestellt.

Verwundert klingt Claudia Bongers nicht unbedingt, als die Frage kommt. Denn die Geschäftsführerin des Kunst- und Kulturorts Schloss Ringenberg hat in den vergangenen Wochen die tierischen Mitbewohner schon das ein oder andere Mal zu Gesicht bekommen. Eine knapp zweistellige Zahl, so vermutet die Bongers, dürfte es sich derzeit in und um den Schlossgraben herum häuslich einrichten. „Sie haben sich schon sehr vermehrt, das ist für die Befestigungen nicht gut“, weiß die Schlossherrin. Ein wenig überraschend sei es aber schon, dass die Nutrias überhaupt da wären - hatte der Schlossgraben doch nach dem trockenen, heißen Sommer lange sehr wenig Wasser. Doch nach den zuletzt vermehrten Regenfällen seien die Sumpfbiber schnell vor Ort gewesen - und finden scheinbar Gefallen an dem mittelalterlichen Umfeld.

Stadt Hamminkeln hat Antrag gestellt

Bernhard Payer, technischer Dezernent bei der Stadtverwaltung, ist das Problem bekannt. „Seit ich hier in der Verwaltung arbeite, ist es meines Wissens aber das erste Mal, das es hier Populationen gibt.“ Die Stadt sei in der Vergangenheit wenig betroffen gewesen, anders als Bereiche der Issel, wo Nutrias seit einigen Jahren regelmäßig in den Herbstmonaten auftauchen - und derzeit beispielsweise auch schon rund um den Tenderingssee in Hünxe gesichtet wurden. Peter Malzbender, Vorsitzender des Nabu-Kreisverbandes, glaubt indes, dass sich die Populationen am Niederrhein weiter vergrößern werden. Man bekomme die Situation auch in naher Zukunft nicht unter Kontrolle. Das läge daran, dass die Nutrias auf der einen Seite keine Fressfeinde hätten, sich auf der anderen Seite stark vermehren würden.

Die Tiere richten Schäden an Flora und Fauna an, untergraben Befestigungen und Wälle. „Das könnte auch am Schlossgraben passieren“, vermutet Payer. „Für sie ist es dort ein schönes Wohnzimmer.“ Die Stadtverwaltung hat bei der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Wesel den Antrag gestellt, die Nutrias mit Hilfe von Lebendfallen einzufangen. Nach Bewilligung können die Nutrias aus dem Schlossgraben entnommen werden. Die Bundesartenschutzverordnung lässt den Fallenfang dann zu, wenn es zum Schutz von technischen Anlagen am Gewässer notwendig ist. Nutrias unterliegen in Nordrhein-Westfalen nicht dem Jagdrecht, können aber aufgrund eines Erlasses des Umweltministerium von Jagdscheininhabern geschossen werden - allerdings nicht in Wohngebieten.