Hamminkeln. Im Schloss Ringenberg spielte „Corde Basso“ im Rahmen der Nachtkonzerte 2022. Ein Abend mit Werken dichtender Frauen und komponierender Männer.

Zu einer ungewöhnlichen Zeit gab es im Ringenberger Schloss eine musikalische Veranstaltung. Mit der Neuauflage der Reihe „Wilde 13“ gaben vier Musiker ein Nachtkonzert mit Werken von Giovanni Legrenzi (1626 - 1690), Girolamo Frescobaldi (1583 - 1643), Bellerofonte Castaldi (1580 - 1649) und Giovanni Martino Caesare (1590 - 1667). Was sagen uns die Komponisten? Sie alle waren hochberühmte Meister ihrer Zeit und recht erfolgreich.

Diese seltene Nachtkonzert spricht ein Publikum an, das auch noch zu später Stunde ein besonderes musikalisches Ereignis miterleben möchte. Immerhin kamen zu diesem Auftritt zwei Dutzend Zuhörer in den Rittersaal des Schlosses im Hamminkelner Stadtteil Ringenberg. Der Rittersaal wurde zum Kammermusiksaal. Die Akustik hier war exzellent.

„Corde Basso“ hat sich dem Barock verschrieben

Die Ausführenden an diesem Abend, der um 22 Uhr begann (bereits eine Stunde zuvor hatte das Publikum die Möglichkeit, sich in einer angenehmen Atmosphäre mit den Künstlern bei Brot und Wein zu unterhalten), waren Antje Plieg-Oemi an der Viola da Gamba sowie Yamato Hasumi und Yuichi Sasaki an der Laute. Zum Quartett gesellte sich noch Thomas Bonni, ein bekannter Bass-Bariton aus Köln.

Das Ensemble „Corde Basso“ kennt sich schon seit Jahren und hat sich auf die Musik des Barock verschrieben. Sämtliche Kantaten waren für Bass und Basso continuo geschrieben. Titel wie „Eh che non e possibile“, „Amore e virtu“, „Donna, siam re di morte“ und „Son canuto d´un bambino“ waren nur einige Lieder, die wohl unbekannt waren, jedoch einen besonderen Reiz hatten. Alle an diesem Abend gespielten Musikstücke wurden von dem Ensemble gut dargeboten. Sowohl das instrumentale Spielen als auch der Gesang überzeugten. Die Musiker waren voll bei ihrer Sache. Bonnis Stimme war vielseitig, mal aufbrausend, mal zärtlich und leise und immer klar und deutlich.

Rittersaal ideal für kleine Ensembles

Zu den einzelnen Liedern gab der Solist einige Erklärungen, so dass die Zuhörer auch den Inhalt der Lieder verstehen konnten. Er brauchte kein Mikrofon, denn der Rittersaal war ideal für das kleine Ensemble. Aber nicht nur Musik war an diesem äußerst interessanten Abend zu hören. Es wurde auch Literatur präsentiert von Frauen, die aus der gleichen Zeit stammten wie die Komponisten. Texte und Gedichte von fast völlig vergessenen Lyrikerinnen wurden vorgetragen (leider jedoch nur vom Band, da die ursprünglich vorgesehene Rezitatorin Nelly Pollit nicht anwesend sein konnte).

Wem sind heute noch Sibylla von Braunschweig-Wolfenbüttel (1641 - 1705), Sibylla Schwarz (1621 - 1638) aus Greifswald, Maria Catharina Stockfleth (1634 - 1692) oder Gertrud Möller (1641 - 1705) ein Begriff? Das vielseitige Schaffen dieser Dichterinnen steht heute tief im Schatten der Werke ihrer männlichen Zeitgenossen. An diesem Abend konnte man vieles über das Verliebtsein, die Liebe, Treue und die Beziehungen zwischen Mann und Frau in der Zeit, als die Damen ihre Werke schrieben, erfahren. Zwischen den einzelnen Vorträgen wurde dann immer wieder musiziert. Der Abend verging viel zu schnell. Für die Ausführenden gab es viel Applaus.

Es lohnt sich, auch einmal ein Abendkonzert im Schloss Ringenberg zu besuchen. Das nächste findet am Donnerstag, 13. Oktober, um 22 Uhr statt. Dann gibt es Musik für Violine Solo auf verstimmten Saiten von bekannten Komponisten der Barockzeit mit Gabriele Nußberger zu hören. Die Tickets kosten 15 Euro. Eine Stunde vorher öffnen sich die Tore für Begegnungen bei Brot und Wein.