Wesel. Wo einst das Flussbett der Issel war, sind nur noch Pfützen übrig, in denen sich tausende Fische tummeln. Wie können die Tiere gerettet werden?
Die Lage an der Issel wird langsam dramatisch: Oberhalb der Bärenschleuse im Weseler Stadtteil Obrighoven ist das Flussbett stellenweise komplett ausgetrocknet – am Ufer liegen am Donnerstag bereits mehrere tote Gründlinge. Andere Fische kämpfen in den Pfützen ums Überleben.
Bald könnten es hunderte, wenn nicht sogar tausende Fischkadaver sein. Da in den kommenden Tagen kein Niederschlag in Sicht ist, hat der ehrenamtliche Fischretter Thorsten Rühl große Sorgen: „Oberhalb der Bärenschleuse sieht es katastrophal aus“, sagt der 51-jährige aus Voerde, der durch mehrere Umsiedlungsaktionen in der Issel gemeinsam mit seinen Mitstreitern bereits unzähligen Tieren das Leben gerettet hat.
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Auch jetzt haben sich wieder Tierfreunde mit Keschern und Eimern auf den Weg an die Wurmflakstraße gemacht, um die Fische vor dem Sterben zu bewahren „Die Heldin der Issel“ schreibt ein Facebook-Nutzer unter ein Foto, das eine Frau am späten Abend in der nur noch knöcheltiefen Issel zeigt. „Fischrettung bis in die Dunkelheit. In Eigeninitiative wurden heute tausende Fische vor dem sicheren Tod gerettet“, heißt es dort verbunden mit einem Aufruf: „Wer Eimer und Kescher hat, sollte unbedingt helfen und die Fische in tieferes Wasser umsiedeln.“
Wesel und Umgebung: Seltene Fische leben in der Issel
An dieser Rettungsaktion ist Fischretter Thorsten Rühl diesmal zwar nicht beteiligt, freut sich aber, dass es Gleichgesinnte gibt, die auf dieser Weise aktiv werden. Denn nach seinen Angaben hätte der Kreis Wesel längst handeln müssen: „Da passiert einfach nichts!“ Obwohl Rühl als Schreiner und Grillmeister aktuell gut ausgelastet ist, habe er immer wieder sein Wissen und auch seine Tatkraft angeboten, doch das sei offenbar nicht gewünscht, kritisiert der 51-Jährige: „Der Landrat hätte ja mal zum Telefon greifen können und mich anrufen können, um zu fragen: Herr Rühl, was können wir machen? Dann hätten wir eine Lösung gefunden.“ Aber nichts dergleichen sei geschehen, obwohl die Bezirksregierung dem Kreis Wesel Beine gemacht habe, endlich zu handeln, berichtet der ehrenamtliche Fischretter.

Dabei sei die Issel dort ein besonderer Lebensraum: „Es geht hier um Fischsorten, die auf der Roten Liste stehen, wie der Schlammpeitzger – ein winziger Fisch, von denen wir schon 5000 bis 6000 Exemplare gerettet haben“, konkretisiert Thorsten Rühl.
Angelsportverein legt nun Hand an
Der Kreis Wesel bestätigt, dass sich noch einige Fische in den Rinnsalen der Issel nahe der Bärenschleuse befinden, diese seien bei der Rettungsaktion von Thorsten Rühl vom Juli allerdings noch zu klein gewesen, könnten jetzt aber umgesiedelt werden. Dies werde in diesen Tagen vom Angelsportverein (ASV) Wesel übernommen, der in Eigenregie – in Abstimmung mit der Unteren Landschaftsbehörde – nun versuchen wird, die letzten Fische in ein sicheres Gewässer zu bringen. Neue Hoffnung also für die Schlammpeitzger, Bitterlinge und Gründlinge.