Wesel. Wohnraum für Familien, Platz für touristische Angebote oder ein neues Feuerwehrgebäude? Weseler brachten ihre Ideen für den alten Sportplatz ein.
Wie schön Bislich ist und was den Charme des Dorfes ausmacht, weiß niemand so gut wie die Bislicher selbst. Auch wenn es darum geht, wie sich das Dorf weiterentwickelt, ist die Meinung der Bürger gefragt. Daher sollen sie in die Ideenfindung eingebunden werden, wenn es um die Folgenutzung des ehemaligen Sportplatzes an der Mühlenfeldstraße geht. 105 Bislicher hatten sich zur Bürgerversammlung im Saal Pooth angemeldet, wo sie ihre Ideen einbrachten.
Wie Bürgermeisterin Ulrike Westkamp zusammenfasste, hatte die Stadt Wesel von der Politik den Auftrag erhalten, ein Fachbüro zu einzubinden, das die Moderation zur künftigen Nutzung sachkundig begleitet. Wegen Corona mehrfach verschoben konnte nun Christiane Eberhardt vom Büro Oekoplan das Verfahren mit der Präsentation einer Bestandsaufnahme einleiten.
Wichtige Fakten zum ehemaligen Bislicher Sportplatz
Um den fachlichen Hintergrund zu liefern, bündelte die Diplom-Ingenieurin zunächst wichtige Fakten. Der ehemalige Sportplatz, der in Besitz der Stadt Wesel ist, hat eine Fläche von 9334 Quadratmetern inklusive Bolzwiese. Er ist im Flächennutzungsplan als Grünfläche mit Zweckbestimmung Sportplatz ausgewiesen und liegt innerhalb der Innenbereichssatzung. Es gibt keinen Bebauungsplan, dieser müsste erstellt werden. An der Mühlenfeldstraße ist die Bebauung zweigeschossig, an der Frankenstraße ein- bis zweigeschossig. Die Fläche ist von Laubbäumen eingefasst. Diese sollten, um die städtebauliche Qualität und ihre Klimafunktion zu erhalten, bestehen bleiben. Der Kinderspielplatz soll erhalten bleiben, der Bolzplatz ist Bestandteil der Spielplatzplanung der Stadt und müsste, wenn er entfällt, anderswo errichtet werden.
Nun waren die Bürger gefragt, die sich lebhaft einbrachten. Ihre Ideen verteilten sich auf die Sparten Tourismus, Infrastruktur, Wohnen und Soziales Leben. „Unser Dorf braucht junge Leute“, trug Burkhard Kochale vor. „Wir müssen Wohnraum schaffen.“ Mit „Urbanes Leben“ umschrieb er seinen Vorschlag und nannte als Vorbild die Umnutzung der Trapprennbahn in Dinslaken. „Wir wollen unsere Grundschule erhalten. Dazu bedarf es junger Familien. Es sollte am ehemaligen Sportplatz sozialgerecht gebaut, Wohnraum für Leute mit kleinem oder niedrigem Einkommen geschaffen werden“, trug Kochale weiter vor.
Das Land mit Erbbaurecht zu belegen, um die Grundstückspreise moderat zu halten, war eine weitere Idee eines Bislichers. Michael Hussmann vertrat die Interessen der Feuerwehr. Die Mängel am Feuerwehr-Gerätehaus seien so gravierend, dass ein Neubau erforderlich werde. Seine Idee: Der Neubau werde am ehemaligen Sportplatz gebaut, der alte Standort für Wohnbebauung zur Verfügung gestellt.
Touristische Konzepte für Bislich gewünscht
Peter Bruns, der seinen Vorschlag schriftlich eingereicht hatte, präferiert eine dauerhafte museale Nutzung. Auf dem Sportplatz solle weiterhin der frühmittelalterliche Markt stattfinden können. Eine Anlaufstelle für Radfahrer mit Radparkplatz, auch für Lastenfahrräder, eventuell mit Kiosk kann sich eine Bislicherin vorstellen. Herbert Heising bemängelte, dass zu wenig für die Jugend geboten werde. Eine Jugendherberge wie in Xanten wäre sein Vorschlag. „Wer in der Jugend hier war, will vielleicht später einmal in Bislich wohnen“, argumentierte er.
Der Erhalt des Bolz- und Spielplatzes wurde von mehreren Eltern gewünscht. Es gab auch touristische Ideen wie die Errichtung von Baumlehrpfad, Kräutergarten. Skaterbahn, Bouleplatz, Kneippanlage, Dorfplatz mit Sitzplätzen, Car-Sharing-Angebote und Fahrradverleih. Doch dann wurde erneut die Frage formuliert: „Wer soll das nutzen? Wo sollen die Familien wohnen?“ Die Lösung könnte sein, generationsübergreifenden Wohnraum im Grünen zu schaffen. „Etwa Eigentumswohnungen für Bislicher, deren Haus zu groß geworden ist. Wenn sie barrierefreie Wohnungen im Ortskern finden, fällt es leichter, das Haus an junge Familien zu verkaufen“, lautete eine Idee.
Nun wird das Büro Oekoplan die Ideen bündeln und auf ihre Umsetzbarkeit prüfen. Bei der kommenden Veranstaltung werden die Ideen und ihre Realisierbarkeit vorgestellt, die Ergebnisse konkretisiert und die Zielsetzung festgelegt. „Es können immer noch weitere Ideen an uns herangetragen werden“, schloss Ulrike Westkamp die Veranstaltung.
So sieht die Bevölkerungsstruktur in Bislich aus
2600 Einwohner wohnen im gesamten Ortsteil, das heißt in Diersfordt, Bislich Ortskern, Bislich-Ortskern Umland, Bergerfurth, Bislich-Land. Insgesamt nimmt die Anzahl an Bewohnern ab: 2003 lebten 2874 Personen in Bislich, davon 1232 im Ortskern, 2022 sind es 2554 Personen, im Ortskern 1140. Im Jahr 2016 waren es sogar nur 1109 Bewohner. Im Ortskern sind die meisten Bewohner (294) zwischen 21 und 45 Jahre alt, 265 zwischen 46 und 59 Jahre, 147 zwischen 65 bis 74 Jahren, 135 sind 75 Jahre und älter.