Schermbeck. Der 44-Jährige holte nach einem spannenden Wettkampf den letzten Rest des Holzvogels von der Stange. Nadine Hellwig ist seine Königin.

„Komm Ralli, schieß ihn runter!“, rief einer der zahlreichen Zuschauer beim Königsschießen, als der Wettkampf in die entscheidende Phase einbog. Dies ließ sich Ralf Schlebusch nicht zweimal sagen: Wenige Schüsse später konnte sich der 44-Jährige feiern und auf Schultern tragen lassen, nachdem er die letzten Späne des zu diesem Zeitpunkt schon arg gerupften Holzvogels abschoss. Seit 16.22 Uhr am Montag hat die Kilian-Schützengilde Altschermbeck damit einen neuen König. Nach dreijähriger Amtszeit endete so die Regentschaft des Königspaares Bernd Becker und Ulla Bienbeck. (Mehr zum Thema: Viele Fotos vom Schützenfest in Altschermbeck finden Sie hier)

Bis es soweit war, wurde dem Publikum in dem kleinen Wäldchen bei Große-Ruiken nahe der Erler Straße jedoch einiges geboten: Nachdem der bisherige König Bernd Becker um 11.06 Uhr das Vogelschießen eröffnet hatte, war es Nils Grunewald, der bereits 13 Minuten später mit dem 17. Schuss den Schnabel traf. Marvin Heiming war es danach, der mit dem 25. Schuss die Krone herunterholte. Mit Versuch Nummer 89 sicherte sich Simon Grürmann den Reichsapfel, ehe Lukas Klevermann genau das Zepter traf (176. Schuss). Linus Triptag gelang es, den linken Flügel abzuschießen (Schuss 275), und den rechten Flügel trennte mit dem 333. Schuss Thomas Bienbeck vom Rumpf des Holztieres.

Schützenfest in Altschermbeck: Publikum auf die Folter gespannt

Dann begann der spannendste Teil des gesamten Schützenfestes. „Jetzt wird getrommelt“, sagte Kilian-Sprecher Carsten Prost um 14.55 Uhr, als Aspiranten für die Königswürde gesucht wurden.

Dann tat sich erstmal nichts – die Musikkapelle Holtkamp spielte ein Stück nach dem anderen und es hieß warten. Ein älterer Zuschauer hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben: „Dat gibt kein König dieses Jahr – der fällt aus!“, rief er, blieb aber noch auf der Holzbank nahe der Vogelstange sitzen.

Das war eine clevere Entscheidung, denn nur wenige Augenblicke später ging es dann um 15.36 Uhr wirklich los: Jan-Philipp Gawlina wagte sich aus der Deckung und feuerte den ersten Schuss auf den Rumpf ab. Ihm folgten Andreas Mohr und wenig später Michael Dahlhaus – vom späteren König war zunächst noch nichts zu sehen. Seine Taktik war wohl, dass seine Schützenbrüder den Holzvogel schon mal „bearbeiten“ sollten, ehe er ins Rennen einstieg.

Gebannt blickt das Publikum zur Vogelstange hinauf.
Gebannt blickt das Publikum zur Vogelstange hinauf. © FFS | Lars Fröhlich

Einige Minuten später war es dann soweit: Im schicken weißen Hemd nahm Schlebusch Maß. Was zunächst nach einem Vierkampf um die Königswürde aussah, wurde dann recht schnell zu einem Dreikampf, denn Michael Dahlhaus stieg aus dem Wettkampf aus.

Die heiße Phase begann dann um 16.14 Uhr: Jeder Schuss des Trios wurde mit einem langen „Aaaah“ oder „Ooooh“ der Zuschauer begleitet. „Andy, Andy“-Sprechchöre feuerten Andreas Mohr an und einen regelrechten Fanclub hatte Jan-Philipp Gawlina, der natürlich die „Schnabelschützen“ lautstark nach vorne peitschte.

Zuschauer animiert

Der Justizvollzugsbeamter Ralf Schlebusch hatte dagegen eine ganz eigene Taktik die Zuschauer auf seine Seite zu ziehen: Wie Weitspringer bei Leichtathletik-Wettkämpfen animierte er das Publikum vor seinen Schüssen rhythmisch zu klatschen – das half offensichtlich: Ganz ruhig schritt der 44-Jährige zum Gewehr und holte mit dem insgesamt 570. Schuss den letzten Rest des Rumpfes mit links von der Stange. Schlebusch riss die Arme in die Höhe und genoss den Moment, während die Zuschauer sangen: „Hoch soll erleben!“

Als Königin wählte das neue Schützenoberhaupt Nadine Hellwig, eine 38-jährige Sozialpädagogin. Ehrendamen sind Sabrina Schlebusch und Andrea Dieckmann, während Gerold Dieckmann und Pierre Hellwig als Ehrenherren fungieren.