Wesel. Pünktlich zum Monatswechsel wurden die Kraftstoffpreise an den Zapfsäulen in der Hansestadt günstiger. Kunden sprechen aber von Mogelpackung
Punkt Mitternacht in Wesel: An einer großen Tankstelle, die auch über Nacht geöffnet hat, purzeln zum Monatswechsel die Preise für Kraftstoff um gleich mehrere Cent. Das berichtet eine Tankstellen-Mitarbeiterin, die erklärt, sie dürfte offiziell nichts sagen. Dann ergänzt sie schmunzelnd: „Ehrlich gesagt, hatte ich damit nicht gerechnet.“ Die angekündigte Preissenkung ist also angekommen, doch das von manchen befürchtete Chaos an den Tankstellen blieb offenbar aus, wie an mehreren Tankstellen in der Kreisstadt zu hören war.
Ärger über Preise der vergangenen Tage
Um 10 bis 15 Cent sind die Preise pro Liter gegenüber dem Vorabend gefallen. Am Vormittag ist die Lage an den Weseler Tankstellen allerdings unterschiedlich, was vermutlich auch mit den Preisunterschieden von mehreren Cent zu tun hat. Beispielsweise ist an der Shell-Station bei „Tank und Rast in Büderich“ um 10.45 Uhr sehr wenig Betrieb: Nur Susanne Nedimavic steht mit ihrem Auto an einer Zapfsäule – sie befüllt allerdings gleich vier Kanister mit Diesel zu 191,9 Cent pro Liter. „Ein guter Preis“, findet die Autofahrerin, die sich zuletzt über 20 bis 30 Cent mehr sehr geärgert hat. „Das war doch nicht mehr normal!“, schimpft sie. Hier an der Weseler Straße habe es auch in den ersten Stunden des neuen Monats kein Riesenandrang gegeben, ist zu hören. Der Betrieb sei fast wie immer gewesen.
Endlich mal wieder vollgetankt
Etwas mehr ist an der Star-Tankstelle an der Dinslakener Landstraße los: Gegen 10 Uhr sind sieben Fahrzeuge dort etwa zeitgleich angekommen, es bildet sich eine kleine Schlange. Hier kostet der Liter Diesel 186,9 Cent – Super ist an dieser Tanke für 189,9 Cent zu haben. Das nutzt Dustin Schulz an diesem 1. Juni direkt aus: „Jetzt tanke ich endlich mal wieder voll, es waren auch nur noch 50 Kilometer im Tank“, berichtet der 19-Jährige, bis die Anzeige bei 105,69 Euro für 56,55 Liter Diesel stehenbleibt.
Sogar nur 182,9 Cent kostete ein Liter Diesel an der Star-Tankstelle an der Reeser Landstraße rund 30 Minuten später – auch hier warten sechs Fahrzeuge darauf, dass sie den im Vergleich zum Vortag günstigeren Sprit bekommen.
Schräg gegenüber bei Aral ist dagegen gähnende Leere – hier wird allerdings auch vier Cent mehr pro Liter Diesel verlangt. Der einzige Kunde ist Andre Weidlich, der an diesem Morgen zum Erdgas-Tanken gekommen ist, sich aber furchtbar über die Preispolitik aufregt: „Das Ganze ist doch eine Mogelpackung: In den vergangenen Tagen sind die Preise nochmal deutlich angestiegen, damit man jetzt sagen kann: Wir haben ja reduziert“, so der 29-Jährige aus Wesel.
Drei Brötchen für die Ersparnis
Relativ entspannt ist dagegen Heinz Lohmann. Der 65-Jährige aus Flüren ist mit seinem Roller an einer Zapfsäule vorgefahren und lächelt: „Ich verbrauche nur drei Liter auf 100 Kilometer, da brauche ich mich nicht groß über Spritpreise zu ärgern. Trotzdem waren 2,30 Euro natürlich viel – jetzt tanke ich für 1,91 Euro Super, für die Ersparnis kann ich mir aber immerhin drei Brötchen kaufen.“